Apps erobern den Markt. Betrachtet man das Angebot, scheint kein Nutzer von Smartphones mehr ohne sie auszukommen. Auch für Banken und ihre Kunden scheinen Apps interessant zu sein.
Nach Studien der Marktforschungsfirma Heute und Morgen wissen zwei Drittel aller Deutschen zwischen 18 und 65 Jahren was sich hinter dem Kürzel „App“ verbirgt. Mehr als 10 Prozent sollen sogar schon Apps auf dem Handy haben oder nutzen. Zudem zeigen mehr als zwei Drittel (69%) aller App-Nutzer in Deutschland konkretes Interesse an mobilen Anwendungen ihrer Bank oder Versicherung.
Das klingt imposant, doch herunter gebrochen bedeutet dies, dass nur rd. 4 Prozent der Bevölkerung Apps nutzen. Und damit ist noch nichts über die Qualität der möglichen Apps-Nutzung gesagt. Wie hoch ist das tatsächliche Nachfragepotential für Bank-Apps?
Im Internet greifen rd. die Hälfte der Internetnutzer auch online auf ihr Konto zu (Quelle: Bankenverband).
Die Tendenz ist steigend. Unterstellen wir mal großzügig, dass die Nutzung der Apps sich ähnlich wie beim Internet verhält, dann kommen wir rein rechnerisch auf zwei Prozent der Bevölkerung als potentielle Nutzer von Bank-Apps, absolut wären das (je nach zugrundgelegter Grundgesamtheit) zwischen ein und zwei Millionen Bankkunden.
Bedenkt man jetzt noch, dass, ähnlich wie in der Anfangszeit des Online-Banking die Sicherheitsbedenken recht ausgeprägt sind, dürfte die Zahl der tatsächlich in Frage kommenden Nutzer doch deutlich geringer ausfallen.
Dass diese Bedenken nicht von der Hand zu weisen sind, zeigt eine aktuelle Meldung, wonach US-Banken derzeit intensiv dabei sind, Sicherheitslücken in Apps zu stopfen.
Dennoch will kaum eine Bank ohne App da stehen. Es scheint sogar, als sei ein richtiger Wettbewerb ausgebrochen, welche Bank am schnellsten Apps auf den Markt bringt und welche Bank das „schönste“ Angebot hat. Allerding grenzen die Banken durch ihre App-Politik die Zahl der potentiellen Nutzer noch einmal kräftig ein: Bei der Mehrzahl der aktuell angebotenen Bank Apps handelt es sich nämlich um Apple-Apps, Der Marktanteil von Apple bei Smartphones aber derzeit nur bei rd. 17 Prozent. Legt man den Handy-Gesamtmarkt zugrunde, schrumpft der Marktanteil von Apple auf unter fünf Prozent zusammen.
Zwar kann davon ausgegangen werden, dass iPhone-Nutzer eine kaufkräftige und damit für Banken grundsätzlich interessante Zielgruppe darstellen. Ob sich der Aufwand für eine zahlenmäßig derart überschaubare Zielgruppe lohnt, darf bezweifelt werden.
Hinzu kommt die Frage, was Bank-Apps eigentlich können sollen: Handelt es sich bei Ihnen um einen zusätzlichen Informationskanal oder soll es einmal ein eigener Vertriebskanal werden. Fest steht: Nur den Weg zum nächsten Geldautomaten zu beschreiben, ist auf Dauer wohl etwas wenig.
Ich kenne viele Technik-affine Menschen, darunter auch viele Smartphone-Nutzer, die auch Apps installiert haben. Bislang bestätigen mir einige davon, dass es sicherlich ganz nett sei, über die App Informationen zu aktuellen Börsenkursen und Markttrends zu erhalten, aber ich habe allen Umfragen zum Trotz noch niemand getroffen, der echte Bankgeschäfte über sein Handy tätigen will, geschweige denn dies tun will.
Mein Eindruck ist, dass die Banken hier eher aus Imagegründen einen Hype entfachen als konkreten Kundennutzen zu stiften. Auch wenn jetzt einige aufschreien mögen: Es gab vor etwas mehr als zehn Jahren bei Banken schon einmal solch einen Hype, den kaum ein Kunde mitgemacht hat: Der hieß damals WAP…