Pixelio.de / Rainer Sturm

Wie sieht mein Arbeitsplatz der Zukunft aus. Diese Frage ist nicht nur Thema einer Blogparade sondern auch relevant für Banken und Sparkassen, die sich den Veränderungen sowohl auf Kunden- als auch auf Mitarbeiterseite stellen müssen. Dabei gibt es Chancen, aber auch Grenzen.

Partner des Bank Blogs

Der Netmedia Blog hat eine Blog-Parade ausgeschrieben, an der ich mich gerne beteilige. Das Thema lautet „Wie sieht Dein Arbeitsplatz der Zukunft aus“ und für alle diejenigen, die nicht wissen, was eine Blogparade ist, sei dies einführend vorangestellt.

Was ist eine Blogparade

Eine Blog-Parade (auch Blog-Karneval genannt) eine ist eine Blog-Veranstaltung, bei der ein Blog-Betreiber als Veranstalter ein bestimmtes Thema festlegt, dieses als Blog-Beitrag veröffentlicht und die lesenden Blogger dazu auffordert, innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums (üblich ist ein Zeitraum von 1-4 Wochen) einen Artikel zu diesem Thema im jeweils eigenen Blog zu veröffentlichen und den Veranstalter entsprechend über die Veröffentlichung zu benachrichtigen.

Themenstellung „Arbeitsplatz der Zukunft“

Der Arbeitsplatz der Zukunft in einer Welt, die zunehmend digitaler wird ist sicherlich ein spannendes Thema. Aber nicht nur die Digitalisierung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema, auch der Drang der Menschen in städtische Agglomerationen, die zunehmende Verkehrsbelastung, der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance, all dies sind Dinge, die nicht nur für Blogger sondern für jeden Menschen eine Rolle spielen.

Für Banken und Sparkassen (aber nicht nur für die) in doppelter Hinsicht: Zum einen betreffen die Veränderungen die Kunden und zum anderen die Mitarbeiter. Vor allem für kleine Institute und solche im ländlichem Raum keine einfache Aufgabe.

Kann und darf ich zukünftig Als Mitarbeiter bestimmen, ob ich im Büro arbeiten will oder auf einer Palmeninsel? Ob ich schon um 5 Uhr morgens beginne oder um 18 Uhr am Abend? Geht das überhaupt entlang der Wertschöpfungskette einer Bank? Wie kann ich die neuen verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, z.B. für verbesserte Weiterbildungsmöglichkeiten oder eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das sind einige der interessanten Fragen, die der Netmedia Blog aufgeworfen hat. Beantwortet werden sollen sie auf Basis der konkreten eigenen Arbeitssituation.

Einige nachdenkliche Antworten

Früher war ich angestellter Banker, heute bin ich selbständiger Unternehmensberater, Interimsmanager, Softwareverkäufer, Hochschuldozent, Vortragender und (auch) Blogger.

Früher habe ich morgens um halb 8 zum Arbeiten die eigenen vier Wände verlassen, um zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen und bin abends (mitunter sehr spät) nach Hause zurück gekommen. Heute arbeite ich (sofern ich nicht unterwegs bin) im Home Office und kann mir meine Zeit frei einteilen. In der Praxis bedeutet dies, dass ich meist ab 7 Uhr am PC sitze und diesen abends um 22 Uhr ausschalte.

Früher war Wochenende Wochenende und Urlaub war Urlaub. Heute arbeite ich an sieben Tagen in der Woche und auch im Urlaub nehme ich den Laptop mit.

Früher dominierte der persönliche Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern, heute findet dieser zu 80 Prozent über Telefon oder auf elektronischem Weg statt.

War früher nun alles besser oder ist heute alles besser? Wenn ich meine Familie frage, so ist die eindeutige Antwort: „Früher“. Der Wegfall der räumlichen Trennung zwischen Arbeits- und Freizeitbereich bedeutet auch ein Aufweichen der psychologischen Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Man geht mal eben ins Home Office und macht noch schnell was fertig…

Wenn ich mich selbst befrage, lautet die Antwort „teil-teils“. Vorteile sind: mehr Kontakt mit der Familie und mehr zeitliche Freiräume. Ich gehe z.B. mittags gerne joggen, was in einem Büroumfeld nicht funktioniert. Nachteile sehe ich aber auch und vor allem im zunehmenden Wegfall der räumlichen und in der Folge psychologischen Barriere zwischen Arbeit und Freizeit. Es fällt schwerer, mal richtig abzuschalten.

Selbstdisziplin, was von vielen Heimarbeitern als Thema angesprochen wird, ist für mich zum Glück kein Thema, sei aber dennoch hier erwähnt.

Bedeutung der Technik

Das Ganze funktioniert nur deshalb, weil es heutzutage eine umfassende und bezahlbare (Kommunikations-)Technik zur Unterstützung gibt: DSL, Handy, Leistungsstarke Hard- und Software sowie die entsprechenden Kommunikationsplattformen einschließlich der nicht mehr weg zu denkenden sozialen Medien. Diese Technik ist aber Segen und Fluch zugleich. Ich kenne zahlreiche Menschen, bei denen das Handy niemals ausgeschaltet wird. Ich selbst gehöre allerdings nicht zu dieser Kategorie.

Das folgende Video zeigt die Vorteile eines „Bankarbeitsplatzes der Zukunft“ weitgehend aus technischer Perspektive und ohne auf die kritischen Themen einzugehen.

Grenzen der Technik

Am meisten freue ich mich, wenn ich Menschen persönlich begegne, die ich vorher „nur“ virtuell kannte. Interessanterweise kommt dies recht häufig vor, zum Beispiel auf Tagungen, und das Schöne daran ist, man „kennt“ sich ja bereits, hat also eine Beziehung, auf der man aufbauen kann. Anscheinend geht es nicht nur mir so, sogar Besucher aus dem Ausland, mit denen man virtuell verbunden ist und die einen Termin in Deutschland haben, melden sich und die Freude ist wechselseitig, wenn man es einrichten kann, sich persönlich zu treffen.

Eine Blaupause auch für Banken?

Begrenzt würde ich sagen. Banken sind Dienstleister und ein Wesen der Dienstleistung ist, dass sie direkt am Kunden erbracht wird. Allenfalls die Vor- oder Nachbearbeitung der Dienstleistung ist (teilweise) am Arbeitsplatz zu Hause (oder mobil) statt im Büro möglich.

Für Selbständige bietet sich hier grundsätzlich eine Fülle an interessanten Möglichkeiten. Als Selbständiger bin ich ja mehr oder weniger Einzelkämpfer. Trotzdem merke Ich häufig, wie wichtig die regelmäßige Kommunikation mit anderen (Kunden, Partnern) ist und wie schwierig es mitunter ist, diese konstant virtuell aufrechtzuerhalten. Innerhalb eines Betriebes ist die Kommunikation mit den Kollegen noch wichtiger. Die wünschenswerte Einbindung in die Unternehmensstruktur mit all ihren formalen und informellen Informationsflüssen und vor allem auch die Beziehung zur Unternehmenskultur wird meines Erachtens dem Modell „Home Office“ immer Grenzen setzen. Im Kundenbereich deutlich engere als in Stabs- oder Servicebereichen, aber dort eben auch.

Die Grenze sehe ich persönlich bei maximal zwei Home-Office Tagen (bezogen auf einen Vollzeitjob). Die Idee, (angestellte) Teilzeitjobs mit Heimarbeit zu verbinden halte ich nur in wenigen ausgewählten Bereichen mir klar und eindeutig formulierten individuell abarbeitbaren Arbeitsaufträgen für möglich. Schon die Einbindung in ein Team setzt dem enge Grenzen.

Diskutieren Sie mit

Was meinen Sie? Wo sehen Sie Möglichkeiten und Grenzen eines dezentralen Arbeitsplatzes im Bankbereich? Wie sehen Sie das Viereck „Beruf-Freizeit-Familie-Selbst“ vor dem Hintergrund moderner Kommunikationstechnik? Fluch oder Segen? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.

Hinweis

Die Ergebnisse der Blog-Parade sollen übrigens in einem E-Book zusammengefasst werden. Ich bin schon jetzt auf die anderen Beiträge gespannt.