Die Bank of England hat ihren Leitzins erwartungsgemäß angehoben und reagiert damit auf die stark anziehende Inflation in Großbritannien. Experten erwarten, dass angesichts des Brexits keine weiteren Erhöhungen folgen.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Großbritanniens Notenbank erhöht Leitzins erstmals seit zehn Jahren
Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent angehoben. Wie die britische Notenbank in London mitteilte, votierten zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses MPC gegen eine Anhebung. Analysten hatten mehrheitlich mit dem Schritt gerechnet, da die Zentralbank zuletzt starke Hinweise darauf gegeben hatte. Da in den ersten Kommentaren der Notenbank keine Hinweise auf weitere Zinserhöhungen erkennbar waren, geriet das britische Pfund zeitweise unter Druck, während sich die Renditen für Staatsanleihen des Königreichs deutlich verringerten. Der Aktienmarkt Großbritanniens reagierte indes mit Kursgewinnen. Mit der Zinsanhebung macht die BoE einen Teil ihrer geldpolitischen Lockerung rückgängig, die sie aus Vorsichtsgründen nach dem Brexit-Votum Mitte 2016 ergriffen hatte. Die Notenbank reagiert nun auf die stark anziehende Inflation auf der Insel, die an der Kaufkraft der Briten nagt. Die einst stark wachsende Wirtschaft Großbritanniens hatte zuletzt nur noch relativ schwach zugelegt. Volkswirte werteten das Vorgehen der Notenbank teilweise skeptisch. Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank sprach von einem „gewagten Manöver“, bei dem das Risiko bestehe, dass „der Schuss“ nach hinten losgehe. Zahlreiche Experten erwarten, dass die Notenbank nun vorerst still hält und angesichts des bevorstehenden Brexit bis Mitte 2019 auf weitere Erhöhungen verzichten wird.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
EZB muss Zeitplan für Bankenprüfung 2018 anpassen
Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen wegen Verzögerungen bei den Stresstestdaten der EU-Regulierer den Ablauf ihrer Bankenprüfung ändern. Die Aufsicht habe ihre Kontrolle der Institute (SREP) entsprechend angepasst, sagte ein EZB-Sprecher heute. Die Europäische Bankenaufsicht EBA hatte am Montag mitgeteilt, dass sie die Ergebnisse ihres im nächsten Jahr geplanten EU-weiten Banken-Stresstests erst am 2. November 2018 veröffentlichen wird. Bislang wurde damit im Sommer gerechnet. Grund für die verspätete Veröffentlichung der EBA-Resultate ist die Einführung des neuen Bilanzierungsstandards IFRS 9, der ab nächstem Jahr gilt.
Fed lässt Leitzins unverändert – Trump benennt Fed-Chef
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins am Mittwoch erwartungsgemäß nicht verändert. Wie der Offenmarktausschuss der Fed mitteilte, bleibt der Zins für kurzfristige Anleihen in einem Zielkorridor von 1,0 bis 1,25 Prozent. Die Märkte rechnen nun weiter mit einer Zinsanhebung im Dezember. Nach Einschätzung der Notenbank zieht die Teuerung trotz der günstigen Wachstums- und Arbeitsmarktbedingungen nicht in gewünschtem Maße an. Die Fed geht davon aus, dass die Zielmarke von zwei Prozent erst in geraumer Zeit erreicht werden kann. Zudem wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump heute zu US-Börsenschluss (21.00 Uhr MEZ) seinen Kandidaten für den Chefposten der Fed benennen wird. Der Senat muss die Personalie noch bestätigen. Insidern zufolge hat der einzige Republikaner im Fed-Direktorium, Jerome Powell, gute Chancen. Die Amtszeit der derzeitigen Fed-Vorsitzenden Janet Yellen endet im Februar 2018.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Comdirect profitiert von Neukunden.
- KfW vergibt mehr Fördergelder und verbucht Gewinnrückgang.
- Credit Suisse dank Sparkurs mit Quartalsgewinn.
- ING gewinnt neue Kunden und steigert Quartalsergebnis.
- Finanz-Start-up Transferwise holt sich 280 Millionen Dollar.
- Swiss Re gibt trotz Verlust Startschuss für Aktienrückkauf.
Was am wichtig wird
Am stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Die Société Générale und Erste Group Bank veröffentlichen ihre Geschäftszahlen zum 3. Quartal 2017.
- Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef, Rolf-E. Breuer, wird 80 Jahre alt.
- Wegen eines Feiertages bleiben Japans Börsen geschlossen.