Pixelio.de / Rainer Sturm

Stellen Sie sich vor, Sie schlendern gemütlich durch einen Ort und plötzlich erhalten Sie eine Nachricht auf Ihr Handy, die Sie einlädt, in dem Restaurant, an dem Sie gerade vorbeigehen, einzukehren, die Rechnung mit Ihrem Handy zu bezahlen und dazu noch 10% Rabatt zu erhalten. Zukunftsspinnerei oder bald schon Realität?

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Ich hatte ja neulich die Ehre und das Vergnügen, beim Finance Future Forum den Einführungsvortrag über „Soziale Medien und Mobile Payment: Neue Herausforderungen für die Banken“ halten zu dürfen und außerdem den Twitterstrom (#FinFut2011) der Veranstaltung zu moderieren. Darüber hinaus konnte ich wieder einige Leser meines Blogs persönlich kennen lernen, die hier Freikarten zu dieser interessanten Veranstaltung gewonnen hatten, was mich ganz besonders gefreut hat!

Die Veranstaltung war überaus spannend und informativ und so möchte ich auch denjenigen, die nicht dabei sein konnten, einen kurzen Überblick zu wesentlichen Inhalten und Aussagen geben.

Das Finance Future Forum sieht sich selbst als Treffpunkt für die Voraus- und Querdenker der Finanzwirtschaft. Experten aus Unternehmen wie der HypoVereinsbank, DSGV, Fidor Bank, PayPal, IFC (Weltbank Gruppe) und anderen berichteten über ihre Modelle und Erfahrungen aus den Themenbereichen:

  • Mobile  Banking und das passende Geschäftsmodell für Banken
  • E-Wallets –  ersetzt die Wallet im Netz das Konto bei der Bank?
  • Mobile Payment – erfolgreich zahlen per Handy?
  • Social Media & Banking – Strategien zur Nutzung des Web 2.0 in Banken

Hintergrund

Keine technische Errungenschaft verändert die Handlungsweisen der Bevölkerung schneller, als das Internet. Das Wachstum sozialer Medien wie Facebook oder Twitter scheint bisher keine Grenzen zu kennen. Beinahe täglich erreichen uns neue Rekorde zu den Nutzerzahlen sowie den Bewertungen der Kapitalgeber. Durch Smartphones und Tablets gefördert, erfolgt die Vernetzung im Web 2.0 zudem immer mehr mobil.

Teilweise durch diese Entwicklung gestützt, teilweise parallel sind Mobile Payment und Mobile Banking auf dem Weg in eine neue Dimension: Technologie- und Telekomanbieter, Mobilfunkbetreiber und Kreditkartenkonzerne liefern sich gegenwärtig ein Wettrennen um die elektronische Brieftasche der Konsumenten. Hinzu kommen immer neue innovative Startups, die um Marktanteile beim privaten Zahlungsverkehr wetteifern.

Ergebnisse der Tagung

Meinen eigenen Vortrag stelle ich hier gerne zum Durchblättern zur Verfügung:

Key Pousttchi von der Forschungsgruppe wi-mobile der Universität Augsburg vertrat die Ansicht, dass die Kunden auch und gerade im Finanzsektor seit 10 Jahren auf gute mobile Dienste warten. Durch das Vordringen mobiler Angebote sieht er den Kontakt zwischen Kunde und Bank einem radikalen Wandel unterworfen und im Ergebnis online und mobile Kanäle als wichtigste Kommunikationskanäle zur Abwicklung von Standardprozessen und zur Anbahnung beratungsintensiver Fragestellungen.

Kommunikationskanäle zwischen Bank und Kunde ändern sich

Die meisten der Referenten waren sich im Kern einig, dass Mobile Payment ein wichtiger Zukunftstrend wird. Zum Teil deutliche Unterschiede gab es allerdings bei der Einschätzung des Tempos und der Frage, über welches Medium Mobile Payment abgewickelt werden wird. Mobile Payment hat aber auch nur dann eine Zukunft, wenn sowohl Kunden als auch der Handel davon profitieren.

Wichtige Faktoren aus Kundensicht sind dabei

  • Die schnelle Verbreitung von Akzeptanzstellen
  • Eine 100%-ige Sicherheit
  • Ein Zusatznutzen, z.B. durch Coupons, Treueprämien und Rabatte
  • Der Spaßfaktor

Für den Einzelhandel sind wichtig

  • Anreize für die Akzeptanz mobiler Zahlungen.
  • nicht mehr sondern weniger Komplexität  am Point-of-Sale
  • integrierte Lösungen für Bezahlen mit Karte und/oder Handy

Spannend wurde es auch, als es um die Frage nach dem Medium ging: Die Fragen hier sind:

  • Karte oder Mobiltelefon?
  • NFC Chip oder andere Lösungen?

So setzt z.B. Stefan Brinkmann als Vertreter des Sparkassenbereichs auf den NFC Chip in der Kundenkarte, während Niklas Bartelt, der Vertreter der Volksbanken, eine kontaktlose Kreditkarte als Zukunftsmedium sah.

Allerdings waren sie damit (zumindest unter den Vortragenden) in der Minderheit. Auch Christian Reichmayr, bei der HypoVereinsbank für Multikanal Banking zuständig, favorisiert das Mobiltelefon.

Der einzige wirklich innovative Ansatz unter den Bankenvertretern kam von PayPal. Holger Spielberg, bei PayPal für Mobile Payment & Innovation zuständig, skizzierte eine klare Zukunftsvision, in welcher ein Nutzen sowohl für den Handel als auch den Kunden erkennbar enthalten ist. Die Frage der Verfügbarkeit eines NFC Chips spielte dabei eine nachgeordnete Bedeutung, da man heute schon auf QR Codes setzt und jederzeit auf NFC umsteigen könne.

PayPal scheint auch der einzige Player zu sein, der konsequent auf Partnering mit dem Handel, der Gastronomie und anderen Branchen setzt und für den Loyalitätsprogramme, genauso wie Gamification Bestandteil eines M-Payment-Angebotes sind. Die anderen Bankenvertreter hatten dazu leider nichts auf Lager.

Das folgende Video zeigt einen Ansatz, wie M-Payment von PayPal heute schon angeboten wird.

Und wem das noch nicht ausreicht, dem zeigt PayPal in einem weiteren Video die Perspektiven für eine erfolgreiche Kombination aus Payment, Coupons, Geolocation und anderen Elementen auf

Fazit

Auch diese Tagung bestätigte den Eindruck, dass die traditionellen Banken beim Thema Mobiles Bezahlen weitgehend passiv sind und abseits stehen. Zwar wetteifern sie mit immer neuen Apps um die Gunst der Kunden, eine echte strategische Antwort zum Thema Mobile Payment haben sie aber derzeit nicht parat. So droht ihnen die bisherige Drehscheibe des Kundenverhältnisses, der private Zahlungsverkehr, mehr und mehr verloren zu gehen.

Wie sehen Sie die Zukunft des mobilen Bezahlens, beim Handy oder bei der Karte? Oder bleibt alles beim Alten? Haben die traditionellen Banken eine Chance in diesem sich entwickelnden Markt? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.