In unterschiedlichsten Varianten wird über die Zukunft des Finanzsektors diskutiert und nach Lösungsansätzen gesucht. So mancher Blick über die Branchengrenzen hinaus könnte dazu wertvolle Impulse liefern.
Die Diskussion über die Ertragsprobleme und die Zukunft der Banken und Sparkassen wird derzeit vor allem von den Themen niedrige Zinsen, überbordende Regulierung, Digitalisierung, Kostensparen und Preisanpassungen beherrscht. Nicht selten hat man dabei allerdings das Gefühl, sich auf einer Insel aufzuhalten. Denn allzu oft werden die Diskussionen ausschließlich branchenintern geführt. Dabei wird übersehen, dass andere Branchen ihr Tal der Tränen bereits vielfach hinter sich gelassen haben und Lösungsansätze entwickelt haben, von denen auch Finanzdienstleister profitieren könnten.
Banken sollten von anderen Branchen lernen
Neue Kundenanforderungen haben sich in vielen Sektoren längst etabliert, egal, ob es um Privat- oder Firmenkunden geht. Innovation ist in vielen anderen Bereichen bereits seit Jahrzehnten integrierter Bestandteil des Geschäftsmodells. Und auch die Digitalisierung ist in vielen Industrien weit fortgeschrittener als in der Finanzbranche.
Zudem verkennt der im Finanzwesen permanent zu hörende Hinweis auf die Regulierung als Hemmschuh, dass diese auch einen großen Schutzschirm für den Sektor bedeutet, der neue Wettbewerber zunächst einmal fern hält.
Finanzinstitute sollten daher weniger isoliert denken, sich für Input aus anderen Branchen öffnen und aktiv Impulse suchen und aufnehmen. Banken und Sparkassen könnten dabei einiges lernen. Einige Beispiele?
- Schon lange bevor viele der heutigen FinTech-Gründer geboren wurden, gab es den Begriff Biotech. Unternehmen aus den Bereichen Chemie und Pharma nutzen junge Startups als ausgelagerte F&E-Abteilung.
- Agilität hält langsam Einzug in die Finanzbranche und soll helfen, diese flexibler in die Lage zu versetzen, proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen Das Konzept stammt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und ist dort bereits seit Anfang der 1990er Jahre zu finden.
- Die Luftfahrindustrie pflegt nicht nur einen komplett anderen Umgang mit Fehlern sondern hat bereits vor Jahren erkannt, dass sie zur Pflege der Kundenbeziehung mehr tun muss, als nur Flugverbindungen anzubieten. Das Kundenbindungsprogramm Miles & More zum Beispiel gibt es bereits seit 1993 und hat heute mehr als 28 Millionen Teilnehmer.
- Über die Zukunft der Filialen macht sich der Einzelhandel angesichts der Herausforderungen durch das Online-Shopping bereits wesentlich länger Gedanken als Banken und Sparkassen und hat erkannt, dass positive Kundenerfahrungen wichtiger Bestandteil eines stationären Vertriebskonzeptes sein müssen.
- Die Musikbranche musste schon vor einiger Zeit erkennen, dass Konsumenten Musik „on-Demand“ hören wollen: Zu jeder Zeit, überall und auf unterschiedlichsten Geräten. Es sei daran erinnert, dass der Ursprung dazu – Sonys Walkman – bereits in den 70er Jahren auf den Markt kam und das Hören von Musik revolutionierte. Angebote wie Spotify, Pandora, Apple Music oder Amazon Music sind letztlich nur eine logisch-konsequente Fortschreibung, die durch die technologischen Entwicklungen möglich geworden sind.
- Ein weiteres Beispiel sind Tankstellen, die sich angesichts kommender Elektromobilität, rückläufigen Spritverbrauchs und neuer Mobilitätskonzepte radikal wandeln müssen, um in der Verkehrswelt von morgen bestehen zu können.
Vor einiger Zeit erklärte UBS-Präsident Axel Weber dazu:
Wir müssen eine Infrastruktur aufbauen, die der Kunde von anderen Lebensbereichen kennt. Gelingt uns dies, dann bleibt wahrscheinlich auch der Kunde bei uns. Wenn wir aber scheitern, verlieren wir ihn. Banken können sehr viel von der Konsumgüter-Technologie wie Gesundheits- und Fitness-Apps lernen, wo Nutzer ihren Fitness-Level über die Zeit verfolgen und mit Freunden vergleichen können.
Was Banken noch von anderen Branchen lernen könn(t)en
Die Aufzählung ist weder vollständig noch geht sie ins Detail. Sie stellt vielmehr den Auftakt zu einer Serie „Was Banken von anderen Branchen lernen könn(t)en“ dar. In den kommenden Wochen werden Experten aus Banken, Beratungsunternehmen und aus der Wissenschaft in Gastbeitragen weitere Ansatzpunkte aus unterschiedlichen Branchen vorstellen und die möglichen Lernaspekte für Banken und Sparkassen verdeutlichen.
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