Banken können, ja müssen ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft leisten. Dafür müssen sie einzelne Maßnahmen im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitspolitik bündeln, deren Umsetzung verfolgen und dokumentieren. Eine kontinuierliche Datenerfassung und -analyse werden zur Pflicht.
Der 15. Global Risk Report, der im Januar 2020 vom Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlicht wurde, benannte die fünf größten Risiken für die Weltwirtschaft wie folgt: Extreme Hitzewellen, die Zerstörung des Ökosystems, Gesundheitsrisiken durch Umweltverschmutzung, Wasserknappheit und unkontrollierbare Brände. Erstmals in seiner Geschichte stellte das WEF damit fünf Risiken in den Vordergrund, die sich aus der globalen Erwärmung ergeben. Zwar führen seit 2021 ‘ansteckende Krankheiten’ und ‘Existenzkrisen’ die WEF-Risikoliste an, doch hat die Dringlichkeit des Klimaschutzes keineswegs abgenommen.
Nachhaltigkeitsrisiken sind auch finanzielle Risiken
Der WEF-Report bestätigte, was aus Anlegerkreisen schon seit Jahren zu hören war: Nachhaltigkeitsrisiken sind immer auch finanzielle Risiken, für alle Beteiligten. Banken stehen dabei im Zentrum des Geschehens. Sie sind, durch ihre vielfältigen Beziehungen zu Kunden und Investoren, einerseits dem Klimawandel vollumfänglich ausgesetzt, andererseits aber auch selber Akteure: Durch Geldvergabe und Finanzierungslösungen geben sie maßgebliche Impulse bei der Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft. Umgekehrt tragen Banken, solange sie ihr Kapital beispielsweise in der Kohleförderung anlegen, zur Klimakrise bei.
Banken müssen also nicht nur ihr eigenes Handeln analysieren, sondern auch die Geschäftstätigkeit ihrer Kunden hinsichtlich deren Umweltrisiken bewerten. Gleichzeitig sind die Financed emissions der Banken längst nicht mehr nur Gegenstand des Risikomanagements: Sie beschäftigen heute zahlreiche interne und externe Interessengruppen. Dazu gehören die Mitarbeiter, der Arbeitsmarkt im weiteren Sinne (man denke an die Attraktivität der Bank für neue Mitarbeiter), Aktionäre und Kunden. Sie alle fordern die Offenlegung (disclosure) klimarelevanter Aktivitäten. Hinzu kommen die Anforderungen von Anlegern, dem Gesetzgeber und der Öffentlichkeit.
Nachhaltiges Anlegen
Investoren – zunächst institutionelle, dann auch private – haben sich zu einer wichtigen Pressure Group beim Übergang in eine nachhaltige Volkswirtschaft entwickelt. So hat das Interesse an Klimaschutzfonds in den letzten Jahren rapide zugenommen. Dennoch machte der Anteil nachhaltiger Fonds und Mandate am deutschen Gesamtfondsmarkt laut FNG per Ende 2020 gerade erst 6,4 Prozent aus. Finanzexperten erwarten eine weitere markante Steigerung der Nachfrage. Für Banken und Anlageberater besteht dort noch beträchtliches Marktpotenzial.
Maßgeblich für die Beurteilung dessen, was nachhaltige Risiken und nachhaltigen Handeln darstellen, sind die Empfehlungen sogenannter ESG-Rating-Agenturen. Dabei ist der Klimaschutz nur eine von mehreren ökologischen, sozialen und unternehmerischen Dimensionen – wenn auch in Anbetracht seines Risikopotentials diejenige mit der höchsten Dringlichkeit –, die unter dem Begriff ESG (Environmental, Social and Corporate Governance) zusammengefasst werden. Dank der Rating-Agenturen wird der Nachhaltigkeitsbeitrag einzelner Unternehmen messbar, was nicht nur den Anlegern, sondern auch den Banken bei der Betrachtung ihrer jeweiligen Risiken hilft.
Nachhaltigkeitskriterien und Greenwashing
Mangels allgemeingültiger Beurteilungsstandards bedienen einige Banken heute die Informationsbedürfnisse mehrerer ESG-Rating-Agenturen. So beantwortete die Deutsche Bank im Jahr 2020 Anfragen von Sustainalytics, MSCI, Institutional Shareholder Services (ISS), Carbon Disclosure Project (CDP) und SAM Corporate Sustainability Assessments.
Welche Risiken sich ergeben, wenn Nachhaltigkeitskriterien unscharf bleiben, zeigen die Greenwashing-Vorwürfe gegen die DWS im vergangenen August: Die DWS hatte im Geschäftsbericht angegeben, dass mehr als die Hälfte der von ihr verwalteten Assets dem ESG-Integrationsansatz folgten. Der Aktienkurs der DWS brach um 14 Prozent ein, als deren ehemalige Nachhaltigkeitschefin diese Darstellung als Greenwashing bezeichnete; er erholte sich seitdem nicht mehr.
Strengere Regulatorik
Um solche Unschärfen und die daraus resultierenden Schäden zu vermeiden, versucht die Europäische Union, verbindliche Reportingstandards einzuführen. Die Offenlegungsverordnung (OffVO) verlangt von Banken seit März 2021, dass sie die wichtigsten nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen auf Unternehmensebene und die zu erwartenden Auswirkungen von ESG-Risiken auf die Rendite der Finanzprodukte ausweisen.
Im April 2021 legte die EU-Kommission zudem einen Richtlinienvorschlag zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen vor. Er soll die Kohärenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung erhöhen und dafür sorgen, dass allen interessierten Parteien vergleichbare und verlässliche Angaben zum Thema Nachhaltigkeit zur Verfügung gestellt werden.
Nachhaltigkeit bei Banken
Bereits seit 2018 müssen Banken – wie alle Unternehmen ab 500 Mitarbeitern – ihre Aktivitäten in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung, Achtung der Menschenrechte, Korruptions- und Bestechungsbekämpfung und Governance jährlich ausweisen. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die 2023 in Kraft treten soll, wird die Berichterstattung nicht-finanzieller Kennzahlen weiter ausbauen, mit dem Ziel, diese der Finanzberichterstattung mittelfristig gleichzustellen.
Schließlich haben auch Nichtregierungsorganisationen eine Stimme in der Nachhaltigkeitsdebatte. So führte der WWF Deutschland Anfang 2020 ein eigenes Nachhaltigkeitsrating für Banken durch, an dem sich 14 Kreditinstitute freiwillig beteiligten. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Banken von einer systematischen Integration der Nachhaltigkeit in ihrem Kerngeschäft noch „weit entfernt“ seien. Die vorgelegte Studie wurde vom WWF als Auftakt eines Dialogs mit dem Bankensektor betrachtet.
Nachhaltigkeit operationalisieren
Der Druck von Anlegern, externen Beobachtern und vor allem durch den Gesetzgeber wächst stetig. Wie können Banken dem steigenden Interesse an ihrem Handeln und den immer höheren Anforderungen an die ESG-Berichterstattung gerecht werden?
Zunächst fällt auf, dass die Vielzahl der Handlungsbereiche und relevanten Aktivitäten innerhalb der Bank – vom Risikomanagement bis hin zur Anlageberatung – nach einer gesamtheitlichen Steuerung, Messung und Dokumentation verlangt. Nur so kann die Bank einen Überblick über ihre laufenden Initiativen erhalten, ihr Handeln im Hinblick auf die kommunizierten Nachhaltigkeitsziele überprüfen und die getroffenen Massnahmen weiterentwickeln. Und damit ihrer Verantwortung gerecht werden.
Zweitens wird deutlich, dass Unternehmen – Finanzinstitute im besonderen – bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele auf technologische Unterstützung angewiesen sind. Sei es bei der Berechnung der CO2-Emissionen des Kreditportfolios, der Simulation möglicher CO2 Einsparungen durch geplante Finanzierungen, oder aber die Auswirkungen der Nutzung nachhaltigen Bonds: Banken müssen die hierfür benötigten Daten über mehrere Funktionsbereiche hinweg weitgehend automatisiert erfassen, konsolidieren, auswerten und auditierbar reporten können. Dies erfordert in der Regel eine Integration mit mehreren Unternehmenssystemen (Beschaffung, Risiko, IT, HR, Produktentwicklung) und das Einrichten entsprechender Prozesse.
Im Hinblick auf die Geschäftstätigkeit ihrer Kunden ist zudem eine Integration mit externen Systemen sehr vorteilhaft, um so klimarelevante Daten direkt aus erster Hand zu erhalten und auswerten zu können.
Technologie unterstützt Nachhaltigkeit
Geeignete Technologie unterstützt Unternehmen auch dann, wenn sie sich an neue regulatorische Massgaben anpassen müssen oder verschiedene externe Rahmenwerke parallel bedienen wollen. Auch hier zahlt sich eine Plattform, die für alle Partikularanforderungen eine einheitliche Datenbasis bereitstellt, aus.
ServiceNow kann die ESG-Verantwortlichen mit einer solchen Single source of truth unterstützen. Die Now Platform® schafft Transparenz über alle unternehmensweiten Aktivitäten hinweg. So unterstützt sie nicht nur alle Mitarbeiter, sondern auch die Entscheidungsträger bei der ganzheitlichen Planung, der Umsetzung der gesetzten Ziele und dem Reporting. Das kann durchaus gewinnbringend sein: Schließlich eröffnen sich beim Übergang in eine nachhaltige Wirtschaft für Banken nicht nur Risiken, sondern auch enorme Chancen.