Banken erwarten durch die Zahlungsrichtlinie PSD2 der EU weitreichende Änderungen. Viele Entwicklungen sind bereits jetzt beobachtbar, so dass die Institute gut beraten sind, sich mit den strategischen Implikationen über die PSD2 hinaus zu befassen.
Die Finanzbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Stichworte in diesem Zusammenhang sind: Digitalisierung, neue Kundenerwartungen, herausforderndes Marktumfeld durch die andauernde Niedrigzinsphase, steigender Wettbewerb durch FinTech-Unternehmen und Technologie-Firmen sowie die Umsetzung regulatorischer Maßnahmen.
Dieser Druck könnte sich durch die bis 2018 vorzunehmende Umsetzung der Payments Services Directive 2 (kurz: PSD2) zunehmen. Die Unternehmensberatung Strategy& hat jetzt eine Studie zu den strategischen Implikationen von PSD2 veröffentlicht. Für die Studie wurden 30 führende europäische Banken sowie FinTech-Unternehmen aus acht verschiedenen Ländern sowie 1.000 Kunden befragt.
PSD2 als Katalysator im zunehmenden Wettbewerb
88 Prozent der befragten Banken erwarten durch die Umsetzung von PSD2 einen zunehmenden Wettbewerb von Drittanbietern, 68 Prozent befürchten den Verlust der Kundenschnittstelle und 68 Prozent gehen davon aus, dass PSD2 die Bankenposition (weiter) schwächen wird.
Drittanbieter können in den Zahlungsmarkt eintreten
Die Befürchtungen der Banken resultieren aus zwei zentralen, neuen Anforderungen der Direktive:
- Drittparteien wie FinTechs, Telekommunikationsanbieter, Technologie- und Datenunternehmen werden künftig in den Regulationskreis einbezogen und somit offiziell als Teilnehmer auf dem Zahlungsverkehrsmarkt anerkannt.
- Banken müssen diesen Drittparteien Zugang zu den Konto- und Zahlungsdaten gewähren und ihnen die Möglichkeit geben, Zahlungen im Auftrag des Kunden auszuführen, vorausgesetzt, dessen Zustimmung liegt vor.
Beides bietet Drittparteien die Möglichkeit, Produkte und Services auf Basis der von den Banken bereitgestellten Daten (weiter)zuentwickeln. Anbieter von digitalen Finanzübersichten (Personal Financial Management), Zahlungs-Apps oder Vergleichsportalen könnten hiervon profitieren. Eine Entwicklung, die von Banken nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, da Drittparteien mit ihren Angeboten häufig an der Kundenschnittstelle ansetzen.
Kunden schätzen die Bündelung von Angeboten
Die Befragung der Kunden bestätigt die Befürchtungen der Banken: Drittparteien sind bereits ein etablierter Bestandteil des Konsumentenlebens. 88 Prozent der Befragten nutzen das Angebot von Online-Bezahlsystemen, also Drittanbietern, für Online-Einkäufe. 82 Prozent der befragten Konsumenten stimmen voll oder teilweise zu, dass diese Zahlungen so sicher und zuverlässig handhaben können wie ihre Hausbank.
Auf Basis bestehender Kundenbeziehungen könnten Drittparteien ihr Angebot in Finanzdienstleistungen ausweiten. Zum Beispiel könnten Technologie-Unternehmen ihr Angebot an E-Mail-Konten oder Cloud-Speicher um Zahlungs- und Kontoservices ergänzen. Es ist davon auszugehen, dass Kunden diese Form der Bündelung von Angeboten, zumal bei einfacher Bedienung durchaus annehmen würden.
Offene Banking-Schnittstellen im Kommen
Die Autoren der Studie erwarten, dass PSD2 Marktentwicklungen über den Zahlungsverkehr hinaus anstoßen wird. Um die Daten zwischen Banken und anderen Parteien auszutauschen und Zugang zur Bankinfrastruktur zu gewähren, werden voraussichtlich Standardschnittstellen (Application Programming Interfaces, APIs) etabliert werden. Diese sind bereits ein elementarer Baustein vieler digitaler Geschäftsmodelle von zahlreichen FinTech-Startups. Sie ermöglichen es, modular, schnell und kostengünstig Geschäfte aufzubauen und zu skalieren, indem einzelne Bausteine wie beispielsweise Daten, Funktionalitäten oder Produkte von Partnern integriert werden.
Die Zahlungsrichtlinie PSD2 könnte somit zu einem Katalysator für neue Geschäftsmodelle im Banking werden.
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