Nahezu alle Unternehmen in Deutschland wissen, worum es bei der Blockchain geht. Insbesondere Finanzinstitute sehen zwar Chancen für die Technologie, vermissen aber konkrete Einsatzgebiete mit wirtschaftlichem Nutzen.
Der Digitalverband Bitkom hat vor kurzem eine umfassende Untersuchung zur Bekanntheit, den Chancen und Herausforderungen eines Einsatzes von Blockchain-Technologien durchgeführt. Mehr als 1.000 Unternehmen wurden eingehend befragt, darunter auch über 100 Finanzinstitute, deren Ergebnisse dem Bank Blog vorliegen.
Insgesamt haben dabei 95 Prozent der Befragten angegeben, den Begriff erklären zu können und zu wissen, was er bedeutet. Doch mit einem konkreten Einsatz befasst sich kaum jemand.
Finanzinstitute sind im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft zwar aufgeschlossener, aber auch hier fehlen konkrete Projekte weitgehend. Vor allem fehlende Anwendungsfälle, ein Mangel an Blockchain-Experten sowie rechtliche Unsicherheiten werden als Herausforderungen genannt.
Mehrzahl der Banken steht Blockchain gleichgültig gegenüber
Ein Fünftel der befragten Finanzinstitute stehen dem Thema Blockchain interessiert und aufgeschlossen gegenüber. Dennoch haben sich 56 Prozent noch nicht mit dem Thema beschäftigt und vier Prozent stehen ihm kritisch oder ablehnend gegenüber.
Danach befragt, wo die Institute konkret stehen, zeigt sich kein großer Unterschied zur Gesamtwirtschaft. Der Befragung zufolge haben sich 80 Prozent der Finanzinstitute noch nicht mir dem Einsatz von Blockchain-Technologien beschäftigt. Nur sechs Prozent geben an, bereits eine Blockchain im Einsatz zu haben.
Es fehlen geeignete Geschäftsmodelle für die Blockchain
Befragt nach den Herausforderungen beim Blockchain-Einsatz werden an erster Stelle fehlendes Personal und unzureichende Geschäftsmodelle genannt. Es folgen rechtliche Bedenken und IT-Anforderungen. Mehr als die Hälfte bezeichnet die Technologie als nicht ausgereift.
Auch bei dieser Einschätzung halten sich die Unterschiede in den Bewertungen zwischen Finanzinstituten und der Gesamtwirtschaft in engen Grenzen.
Vielfältige Anwendungsbereiche für Blockchain-Technologien
Die überwiegend sehr kritische Einschätzung der Blockchain in der Finanzbranche überrascht. Zum einen werden dennoch zahlreiche Anwendungsbereiche für die Technologie gesehen. Zum anderen werden diese Potentiale deutlich höher bewertet als in der Gesamtwirtschaft.
Das größte Potenzial für die Blockchain sehen die Institute beim Einsatz als dezentrale Handelsplattform oder dezentrales Transaktionssystem. Ein Beispiel dafür sind Kryptowährungen wie Bitcoin. An zweiter Stelle stehen die sichere und transparente Übertragung von Nachweisen über. Damit ließe sich etwa der Kaufvertrag über eine Immobilie manipulationssicher auf einer Blockchain speichern, so dass kein Notar mehr erforderlich wäre. An dritter Stelle nennen Finanzinstitute die Möglichkeit, die Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette nachvollziehbar zu gestalten.
Blockchain steckt in der Phase der Ernüchterung
Insgesamt entsprechen die Ergebnisse den übrigen Studien die im Laufe des Jahres rund um die Blockchain durchgeführt wurden: Der Hype ist vorbei! Auf dem Gartner Hype Cycle hat die Technologie den Peak bereits überschritten und befindet sich auf dem „Weg durch die Desillusionierung“. Allerdings ist die allgemeine Erwartungshaltung bei Führungskräften unverändert hoch.
Parallel laufen der Blockchain andere Technologien wie Künstliche Intelligenz, Data Analytics oder das Internet der Dinge den Rang ab. Hier scheinen die Hürden weniger hoch zu sein und der Nutzen schneller realisierbar.