Manager von Banken und Sparkassen erwarten ab Frühjahr viele notleidende Kredite. Das ergab eine aktuelle Studie. Ein Grund, keine Neukredite mehr zu vergeben, ist das für die Institute nicht – höhere Anforderungen an die Kunden sollen das Risiko ausgleichen.

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Deutschlands Banken rechnen in naher Zukunft mit Ertragseinbußen aufgrund der Corona-Pandemie. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage der Unternehmensberatung EY. Demnach äußerten sich 42 Prozent der befragten Kreditinstitute entsprechend. Vier Prozent erwarten sogar starke Verluste. Für die Studie befragte EY 100 Kreditmanager von Banken und Sparkassen.

Institute erwarten steigende Kreditrisiken

74 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Bonität der Kreditnehmer leiden, die Kreditqualität verschlechtern und die Ausfallwahrscheinlichkeit steigen werde. Auf staatliche Hilfen vertrauen die wenigsten: 29 Prozent der Banken halten Teilrückzahlungen ihrer Kunden für wahrscheinlich, zwei Prozent fürchten Totalausfälle. Mit den zunehmenden Insolvenzen von Privathaushalten und Unternehmen rechnen 49 Prozent der Befragten im ersten Halbjahr 2022 und 29 Prozent im zweiten Halbjahr 2022.

Um das Problem mit notleidenden Krediten in den Griff zu bekommen, setzen die Banken auf individuelle Betreuung: 65 Prozent räumen einer Restrukturierung die höchste Priorität ein. 32 Prozent wollen Non Performing Loans (NPL) über Einzeltransaktionen, 22 Prozent über Portfoliotransaktionen veräußern. Dennoch rechnet jeder fünfte Bankmanager mit einem Anstieg der NPL-Quote um mehr als 20 Prozent.

Mehr Kredite, höhere Standards

Das stoppt die Banken und Sparkassen offenbar aber nicht, Geld zu verleihen: 61 Prozent planen, in den kommenden zwölf Monaten mehr Neukredite zu vergeben.  Nur 13 Prozent wollen weniger Kredite anbieten. Diese Mehrheit steht im Kontrast zu der Annahme von 45 Prozent der Bankmanager, dass die Branche die Neukreditvergabe zurückfahren werde.

Diese grundsätzliche Bereitschaft kommt aber nicht ganz kostenfrei: Die Banken und Sparkassen wollen künftig strengere Maßstäbe an ihre Kreditnehmer legen, etwa höhere Dokumentations- und Sicherheitsstandards (63 Prozent), bessere Bonität (44 Prozent) oder die Einhaltung bestimmter Kennzahlen wie Eigenkapital, Ertrag oder Liquidität, „Financial Covenants“ genannt. Die Ergebnisse lägen laut den Autoren der Studie deutlich höher als in der Befragung im Vorjahr. Aber: 16 Prozent der Banken wollen neue Kreditlinien gar nicht erst gewähren oder bestehende Kreditlinien kündigen. Das wiederum hätte im Vorjahr kein befragtes Kreditinstitut geplant.

Die erhöhten Anforderungen an Kreditnehmer beträfen auch ökologische oder soziale Kriterien, wie es in der Untersuchung heißt: Über ein Drittel der Banken achte schon jetzt darauf, dass Kreditnehmer diese erfüllen. Der Anteil werde künftig deutlich steigen.

Digitalisierung hochgeschätzt, die IT hinkt hinterher

60 Prozent der Manager messen der Transformation ihres Kreditgeschäftes eine hohe Bedeutung zu. Für 29 Prozent hat sie nur etwas Bedeutung. Doch erneut findet man eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Erst 21 Prozent haben wesentliche Teile ihres Kreditprozesses automatisiert und digitalisiert. 56 Prozent setzen die notwendigen Schritte derzeit um und weitere 18 Prozent planen dies.

Allerdings fehlen 40 Prozent der Banken die nötige IT-Infrastruktur. Was ist der Grund dafür? 16 Prozent stehen die hohen Investitionskosten im Weg. Jeweils 14 Prozent sehen Probleme im eigenen Geschäftsmodell, im Vorsprung von Konkurrenzplattformen von FinTechs sowie in der Qualifikation ihrer Mitarbeiter.

Die deutschen Institute seien derzeit mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie beschäftigt – statt die Bank von morgen zu gestalten, wie die Studienautoren kommentieren.

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