Im deutschsprachigen Europa sind Banken bislang die Hauptfinanzierer des Mittelstandes und der Wirtschaft. Eine konjunkturelle Abkühlung oder sogar Krise könnte dies ändern und andere Akteure begünstigen.

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Erst vor kurzem hat die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose deutlich gesenkt. Durch die schwachen Konjunkturaussichten, geopolitischen Spannungen und den großen Anpassungsdruck der Digitalisierung rückt die nächste wirtschaftliche Krise immer näher. Die Abkühlung der Wirtschaft könnte auch die Anzahl an Sanierungsfällen im laufenden Jahr steigen lassen.

In Deutschland, aber auch in Österreich und in der Schweiz waren Banken die wichtigsten Finanzierungspartner vor allem mittelständiger Unternehmen. In anderen Ländern haben Fonds bereits eine wesentlich größere Bedeutung. Dieser Wandel könnte nach Ansicht der Unternehmensberatung Roland Berger in Deutschland mit der konjunkturellen Abkühlung und einer potentiell anschließenden Krise jetzt ebenfalls anstehen. Für eine Studie wurden 500 Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach ihrer Einschätzung zur weiteren Konjunkturentwicklung und zu aktuellen Restrukturierungstrends befragt.

Mehr Sanierungsfälle erwartet

Laut den Experten wird es vor allem die Automobil- und die Konsumgüterindustrie treffen. So belegen diese zwei Industriesektoren in der aktuellen Studie Platz 1 und 2 der am meisten gefährdeten Branchen. Unternehmen in diesen Branchen müssen häufig mit grundlegenden Veränderungen im Geschäftsmodell reagieren, um für die nächste Krise gewappnet zu sein. Geschäftsmodellinnovationen werden zwar als häufigste Einzelmaßnahme genannt, aber insgesamt halten sich strategische und operative Maßnahmen die Waage.

Digitalisierung ist Ursache und Lösung zugleich

Digitalisierung und disruptive Innovationen sind nach Einschätzung der Befragten die wesentlichen Treiber von Unternehmenskrisen. Dabei halten 81 Prozent der Experten die Digitalisierungsstrategie inzwischen für einen zentralen Bestandteil des Sanierungskonzepts.

Außerdem gehen zwei Drittel der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass die Komplexität von Sanierungen künftig weiter zunimmt. Rechtliche Anforderungen und Dokumentationsaufwand steigen parallel zur Anzahl der Stakeholder. Dabei wird die Digitalisierung des Sanierungsprozesses, um die Komplexität zu reduzieren, noch zu wenig genutzt. Dadurch steigen die Kosten und die eigentliche leistungswirtschaftliche Sanierung droht in den Hintergrund zu rücken.

Regulierung stellt Kreditinstitute vor Herausforderungen

Sollte sich die Konjunktur weiter abkühlen, wären auch Kreditinstitute aufgrund der strengen regulatorischen Maßnahmen deutlich betroffen. Denn Vorgaben wie IFRS 9 und die NPL-Richtlinie, aber auch der starke Abbau von Restrukturierungsspezialisten bei den Banken werden nach Einschätzung von 54 Prozent der Umfrageteilnehmer zu mehr Kreditverkäufen an Fonds führen.

Nur 21 Prozent sehen die weitere Begleitung und Sanierung der Unternehmen als erste Option. Dies könnte im Ergebnis zu einer grundsätzlichen Veränderung der Unternehmensfinanzierung in Deutschland und insbesondere im deutschen Mittelstand führen.

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