Während auf der einen Seite Einigkeit über die Notwendigkeit der Digitalisierung des Finanzsektors besteht, deutet vieles darauf hin, dass es vielerorts nur langsame Fortschritte gibt. Gewinnen am Ende doch die FinTechs?
Die Entstehung und der Aufstieg von FinTech stehen auch mit der globalen Finanzkrise von 2008 im Zusammenhang, insbesondere durch den entstandenen Vertrauensverlust. Die Wut der Menschen auf das Bankensystem war der ideale Nährboden für echte finanzielle Innovation. FinTech versprach anfangs so etwas wie „Alle Macht dem Volke“, sei es bei Geldtransfers oder durch Robo Advice. Kunden sollten mehr Kontrolle erhalten und weniger Gebühren bezahlen.
Es schien, dass die etablierten Banken die Gefahr verstanden hätten. Teilweise wurden enorme Summen investiert, um digitale Lösungen auf den Markt zu bringen. Auch Kooperationen mit FinTech-Startups sind zur Normalität geworden.
Gelingt die digitale Transformation der Banken?
In jüngster Zeit tauchen jedoch vermehrt Zweifel auf, ob die Institute den richtigen Weg zur digitalen Transformation eingeschlagen haben. Ausbleibender wirtschaftlicher Erfolg und inkonsistente oder fehlende Strategien wurden in einigen Studien konstatiert. Und spätestens im letzten halben Jahr sollte jedem klar geworden sein, dass auch die BigTechs ein Eigeninteresse im Geschäft mit Finanzdienstleistungen haben.
Der heutige Rückblick auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene geht der Frage nach, wie das Zusammenspiel von Banken, Innovation und FinTech derzeit funktioniert.
Startups gewinnen an Bedeutung
Chris Skinner zeigt anhand vielfältiger Zahlen und Statistiken, dass wir in einer Startup-Welt leben, in der auch FinTechs eine immer wichtigere Rolle spielen, wenngleich vielleicht doch nicht in der, in der sie sich selbst gerne sehen würden.
Mehr dazu hier: It’s a start-up world
Neuer Geldsegen für FinTechs
Geldknappheit scheint FinTechs auf absehbare Zeit nicht zu drohen. Canapi Ventures, ein auf FinTech-Startups spezialisiertes VC-Unternehmen, hat die Unterstützung von 35 Banken und strategischen Investoren für einen neuen Fonds in Höhe von 545 Millionen US-Dollar erhalten.
Mehr dazu hier: $545m bank-backed fintech fund launches
Warum Banken sich mit Innovationen immer noch schwertun
Während FinTech quasi von Natur aus unterstellt wird, innovativ zu sein, tun sich Banken immer noch schwer damit. Ursachen sind Beschränkungen durch veraltete IT, fehlende Innovationskultur und vor allem die unzureichende Kundenorientierung.
Mehr dazu hier: FinTech: Banks, Beware! Why Banks Have a Difficult Time Innovating
Warum die digitale Transformation im Banking an Fahrt verliert
Obwohl fast überall bekannt ist, was getan werden muss, um Finanzinstitute digital zu transformieren, zeigen aktuelle Untersuchungen, dass in den meisten Unternehmen nur langsame Fortschritte zu verzeichnen sind. Es gibt starke Anzeichen dafür, dass es der Führung an Erfahrung bei der Umsetzung derart massiver Transformationen mangelt. Dies hat zu einer Priorisierung der gekauften Technologie geführt, die möglicherweise nur die Oberfläche der benötigten Transformation zerkratzt. Schließlich scheint es auch so zu sein, dass die derzeitige Finanzkraft der Branche zu Selbstzufriedenheit führt, wenn es darum geht, weitreichende, übergreifende Änderungen an den im Bankensektor seit langem üblichen Geschäftsmodellen vorzunehmen.
Mehr dazu hier: Most Digital Banking Transformation Efforts Are Stalled: Here’s Why
Was Goldman Sachs beim Thema FinTech anders macht
2019 versuchten viele große Banken ihre eigenen FinTech-Innovationen zu entwickeln oder in die richtigen Start-ups auf der ganzen Welt zu investieren. Einige waren erfolgreich, viele haben es falsch gemacht. Goldman Sachs scheint zu den ersteren zu gehören und es lohnt sich, einen näheren Blick dorthin zu werfen.
Mehr dazu hier: Goldman Sachs on its way to dominating the FinTech market
Bei Innovationen kommt es auf das richtige Fundament an
Die Zukunft des Bankwesens könnte näher sein als wir denken. Während die Branche weiterhin Brücken zwischen den Finanzdienstleistungen von heute und den Finanzdienstleistungen von morgen schlägt, sind die Innovationen beeindruckend. Von KI-gestützten Kreditanträgen bis hin zu Geldautomaten, die Kreditanträge ermöglichen. Es zeigt sich jedoch, dass grundlegendere Veränderungen unerlässlich sind, als Grundlage für eine neue Ära des Bankwesens. Für eine erfolgreiche Transformation sind einige Schlüsselfaktoren zu berücksichtigen.
Mehr dazu hier: Are we building the right foundations for banking innovation?
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Perspektiven durch das Internet der Dinge
Die Anzahl der mit dem Internet verbunden Geräte übersteigt inzwischen die Anzahl der Weltbevölkerung. Die hierdurch entstehenden Möglichkeiten sind enorm und auch für Banken ergeben sich daraus vielfältige neue Chancen.
Mehr dazu hier: Internet of things -More there are, more we bank on them
Was bringt Künstliche Intelligenz?
Wenn sich die Debatte bei Finanzdienstleistungen auf künstliche Intelligenz (KI) bezieht, geht in der Aufregung die Realität oft verloren, und es wird enthusiastisch über ehrgeizige Anwendungen der Technologie gesprochen, anstatt über das, was sie heute effektiv liefern kann. Ein Realitätscheck zeigt Chancen und Grenzen.
Mehr dazu hier: Time for a reality check with AI
„Payments as a service” als Zukunft des Zahlungsverkehrs?
Immer mehr Banken lagern ihre Kerntechnologien und -operationen für Zahlungsplattformen aus. Sind Payments as a Service (PaaS) die neue Normalität für Banken?
Mehr dazu hier: Payments as a service – a new normal future of payments?
Kommt jetzt doch das digitale Zentralbankgeld?
Sechs der weltweit größten Zentralbanken, darunter auch die EZB, haben sich zusammengeschlossen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen bei der Bewertung des Potentials für digitales Zentralbankgeld in ihren Heimatländern auszutauschen.
Mehr dazu hier: Central banks form group to explore digital currency creation
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Libra: Wieder einer weniger
Nach Mastercard, Visa, eBay, Stripe, Mercado Paygo and booking.com ist Vodafone das nächste Mitglied, das das von Facebook geplagte Projekt für digitale Währungen Libra beendet hat.
Mehr dazu hier: Vodafone quits Facebook’s Libra project
Mit einer Handbewegung bezahlen
Amazon will Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre Kreditkarteninformationen mit ihren Handflächen zu verbinden, damit sie Einkäufe mit einer Handbewegung bezahlen können, ohne die Karte selbst aus der Tasche ziehen zu müssen. Amazon hat Amazon hat dazu ein Patent für ein „berührungsloses biometrisches Identifikationssystem“ angemeldet, das einen Scanner enthält, der ein Bild der Handfläche einer Person erzeugt.
Mehr dazu hier: Amazon working to connect credit card information to your hand
Studenten designen ihre eigene Bankfiliale
Die United Overseas Bank (UOB) hat sich mit der Singapore Polytechnic Desgin School zusammengetan. Dozenten und Studenten sollen ihre Erwartungen an eine Bankfiliale artikulieren und darüber ihr eigenes Filialkonzept entwerfen. Im Anschluss wird UOB die Filiale bauen und Studenten die Möglichkeit geben, 22 Wochen diese zu leiten und somit selbst unmittelbare Erfahrungen im Bankgeschäft zu sammeln.
Mehr dazu hier: UOB invites students to design and run a branch
Spanische Bank nutzt KI für Mitarbeiterausbildung
Die spanische CaixaBank nutzt künstliche Intelligenz in ihrer Online-Plattform für Mitarbeiterschulungen, um das Lernen auf die einzelnen Mitarbeiter individuell zuzuschneiden.
Mehr dazu hier: CaixaBank applies AI to employee training
Bots unterstützen bei der Geldanlage
Die belgische KBC hat ein Online-Investitionskonto eingerichtet, das vollständig von einem Bot-Assistenten namens Matti geführt wird. Kunden müssen zunächst einen Fragebogen ausfüllen, um ihr Risikoprofil zu erstellen, bevor sie ein Portfolio aus einem Universum von rund 50 ETFs bekannter unabhängiger Emittenten erhalten. Der Bot informiert Kunden dann automatisch über Abweichungen vom ermittelten Risikoprofil.
Mehr dazu hier: KBC launches bot-based investment account
Tink weiter auf Expansionskurs
Der schwedische Open-Banking-Plattform-Anbieter Tink hat eine weitere Investitionsrunde im Wert von 90 Millionen Euro für die weitere Expansion in Europa abgeschlossen. Zudem wurde ein Vertrag mit BNP Paribas abgeschlossen, um der bevorzugte Partner der Bank für die Aggregation von Konten, die Initiierung von Zahlungen und Technologien für das persönliche Finanzmanagement zu werden.
Mehr dazu hier: Tink raises €90 million to power European expansion und hier: BNP Paribas to apply Tink PFM tool across European network
Mastercard hilft FinTechs
Marqeta, eine moderne Zahlungsplattform, ist jetzt ein in Europa zertifizierter Verarbeiter mit Mastercard. Die neue Zusammenarbeit soll digitalen Banken und FinTechs helfen, schneller auf den Markt zu kommen und zu skalieren.
Mehr dazu hier: Mastercard and Marqeta collaborate to help FinTechs go to market
Zu guter Letzt: Der Brexit ist keine Einbahnstraße
Kontinentaleuropäische Finanzplätze profitieren durch Standort-Verlagerungen vom Brexit, aber auch umgekehrt funktioniert dies. Mehr als tausend Banken, Vermögensverwalter, Zahlungsunternehmen und Versicherer in der Europäischen Union planen die Eröffnung von Büros in Großbritannien nach dem Brexit, damit sie weiterhin Kunden in Großbritannien bedienen können.
Mehr dazu hier: A thousand EU financial firms plan to open UK offices after Brexit