Die Mehrheit der deutschen Banken rechnet mit einer steigenden Bedeutung neuer Wettbewerber. Als Antwort auf rückläufige Erträge will jedes sechste Institut die Preise für Privatkunden erhöhen. Vor allem das Girokonto steht dabei im Fokus.
Die Lage im deutschen Bankensektor hat sich in den vergangenen Monaten deutlich eingetrübt. Die deutschen Kreditinstitute rechnen – einer aktuellen Umfrage der Beratungsgesellschaft EY zufolge – mehrheitlich mit einem Konjunkturabschwung und richten sich mit einer restriktiveren Kreditvergabe auf ungemütlichere Zeiten ein. 68 Prozent der Bankmanager erwarten eine wirtschaftliche Abschwächung, gerade einmal fünf Prozent rechnen mit einem Konjunkturaufschwung. Für Unternehmen dürfte es in diesem Umfeld schwieriger werden, an frisches Geld zu kommen: Knapp jeder zweite Bankmanager (47 Prozent) erwartet, dass die Kreditvergabe restriktiver wird, nur sieben Prozent rechnen mit einer gegenteiligen Entwicklung.
Das niedrige Zinsniveau sowie steigende Strafzinsen führen dazu, dass die Zinserträge immer weiter abschmelzen. Die Banken stehen vor der Herausforderung, trotz eines dauerhaft extrem niedrigen Zinsniveaus profitabel zu wirtschaften.
Preiserhöhungen der Geldinstitute sollen Erträge stabilisieren
Angesichts rückläufiger Erträge haben 16 Prozent der befragten Institute, vor kurzem ihre Preise erhöht oder planen eine Erhöhung. Im Fokus stehe dabei das Girokonto, das bei 13 Prozent der befragten Banken teurer werde. Für Überweisungen wolle jedes zehnte Geldhaus höhere Gebühren verlangen.
Viele Banken haben in den vergangenen Jahren bereits über andere Ertragsquellen nachgedacht und beispielsweise Gebühren auch für solche Dienstleistungen verlangt, die für die Kunden bislang kostenlos waren.
Dass es bislang trotz der schwachen Gewinnentwicklung im Bankensektor nicht zu flächendeckenden Preiserhöhungen kommt, dürfte auf den intensiven Wettbewerb zurückzuführen sein. Die Mehrheit der deutschen Banken rechnet mit einer weiter steigenden Bedeutung neuer Wettbewerber wie Technologiekonzerne oder Finanz-Start-ups.
Banken wollen Kosten senken
Vor allem aber setzen die Banken auf Kostensenkungen. Für 63 Prozent der Institute haben Kostensenkungsmaßnahmen derzeit eine große Bedeutung – vor einem Jahr lag der Anteil nur bei 44 Prozent.
Bei den Banken beträgt die Personalaufwandsquote etwa 50 Prozent. Viele Institute versuchen daher vor allem, an den Personalkosten zu sparen. Die Beschäftigung im Bankensektor wird damit weiter abnehmen.
22 Prozent der befragten Kreditinstitute wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter reduzieren. Dabei dürften vor allem in Bereichen mit direktem Kundenkontakt, also in der Beratung oder beim Schalterpersonal, Stellen wegfallen.
19 Prozent der Institute rechnen hingegen mit steigender Beschäftigung. Zusätzliche Jobs könnten in Zentralbereichen wie IT, Risikomanagement und Compliance entstehen. 28 Prozent sehen hier ein steigendes, nur drei Prozent ein sinkendes Beschäftigungsniveau.
Gefahr durch neue Wettbewerber
Derzeit sind andere Banken die Hauptwettbewerber deutscher Kreditinstitute. Wenig Sorgen bereiten den Banken FinTechs, also Startups im Finanzbereich. Gerade einmal 18 Prozent bezeichnen sie als relevante Wettbewerber. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern. 66 Prozent der Bankmanager rechnen mit einer steigenden Bedeutung, 24 Prozent sogar mit einer stark steigenden Bedeutung von FinTechs.
Noch seien Finanz-Start-ups kaum eine echte Konkurrenz für Banken. Eine große Bedeutung komme ihnen aber als Innovationstreiber zu: Während sich klassische Banken schwertun, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren und eine jüngere, digitalaffine Zielgruppe anzusprechen, würden FinTechs mit innovativen Ideen frischen Wind in den Markt bringen.
Als gefährlicher werden Technologiekonzerne wie Facebook, Amazon oder Apple eingeschätzt. 69 Prozent der befragten Bankmanager erwarten eine zunehmende Konkurrenz durch Technologiekonzerne, 31 Prozent rechnen sogar mit einer stark steigenden Bedeutung.
Zahlungsverkehr und Kundenbeziehung in Gefahr
Die großen Digitalkonzerne haben längst den Finanzdienstleistungsmarkt ins Visier genommen. Sie verfügen über die nötigen Finanzmittel und den direkten Zugang zum Endkunden und haben damit alles, um den traditionellen Banken das Leben schwer zu machen.
Den Einstieg bilden Mobile Payment-Lösungen, mit denen die BigTechs gerade den direkten Kontakt der Banken zu ihren Kunden übernehmen wollen. Früher oder später wird sich das mobile Bezahlen mit dem Smartphone oder mit Wearables auch in Deutschland durchsetzen und wenn es Technologieunternehmen sind, über die diese Zahlungsströme laufen, werden die Banken im Massengeschäft erheblich an Boden verlieren.
Derzeit befassen sich allerdings nur 23 Prozent der Banken intensiv mit der Einführung neuer Produkte. Möglicherweise zu wenig, um der Gefahr wirksam entgegentreten zu können.
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten kostenfreien Zugriff auf die Bezugsinformationen zu Studien und Whitepapern.
Noch kein Premium-Leser?
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte des Bank Blogs (Studienquellen, E-Books etc.) und viele weitere Vorteile.
>>> Hier anmelden <<<
Neu: Tagespass Studien
Sie wollen direkten Zugriff auf einzelne Studien, aber nicht gleich ein Premium-Abonnement abschließen? Dann ist der neue Tagespass Studien genau das richtige für Sie. Mit ihm erhalten Sie für 24 Stunden direkten Zugriff auf sämtliche Studienquellen.
>>> Tagespass Studien kaufen <<<
Ein Service des Bank Blogs
Der Bank Blog prüft für Sie regelmäßig eine Vielzahl von Studien/Whitepapern und stellt die relevanten hier vor. Als besonderer Service wird Ihnen die Suche nach Bezugs- und Downloadmöglichkeiten abgenommen und Sie werden direkt zur Anbieterseite weitergeleitet. Als Premium Abonnent unterstützen Sie diesen Service und die Berichterstattung im Bank Blog.