Für Unternehmen, die einen Kredit erhalten wollen, werden die Zeiten rauer: Die Bankinstitute werden ihre Anforderungen eigener Aussage nach deutlich verschärfen. Das habe viel mit der Corona-Pandemie zu tun. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie.
Unternehmen sollten sich auf deutlich schärfere Kreditprüfungen einstellen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes freier Berater. Die Untersuchung hatte zum Ziel, zu erkennen, wie aktuelle und künftige Anforderungen aussehen, die von Kreditinstituten bei Gesprächen mit kleinen und mittelständischen Firmen gestellt werden. Dafür wurden Mitarbeiter der Bankhäuser und Sparkassen befragt, die für die Kreditvergaben zuständig sind.
Dabei zeigte sich, dass die Corona-Pandemie diese Anforderungen offenbar verändert: Die Krise werde demnach das Kredit-Rating von Unternehmen signifikant verschlechtern. Zu dieser Einschätzung kommen 86 Prozent der Befragten. Das gelte auch für Unternehmen, die durch die Pandemie nicht negativ betroffen sind.
Jahresabschluss für Bewertung zentral
Die Banken rechnen offenbar damit, dass der Jahresabschluss 2020 Verluste aufdecke, die das Eigenkapital verschlechtern und die künftige Kapitaldienstfähigkeit reduzieren, heißt es in der Analyse. Deswegen sei für die Kreditinstitute dieser Jahresabschluss ein wichtiger Faktor für die Bewertung: 76 Prozent der Umfrageteilnehmer nannten ihn wichtig oder sogar unabdingbar dafür.
Besonders würden die Banken und Sparkassen darauf achten, ob Firmen pandemiebedingte Verluste mit Liquiditätshilfen der Bundesregierung refinanziert haben. Diese müssen nämlich mittelfristig zurückgezahlt werden. Abhängig von der Höhe der Verluste könnte zudem eine Restrukturierung des Unternehmens nötig sein.
Banken verschärfen Risikopolitik
Auf die Frage, wie die Banken auf schlechtere Ratings reagieren würden, antworteten 83,2 Prozent, sie würden höhere Anforderungen an das Reporting stellen. 72,6 Prozent würden ihre mit bestehenden Engagements sichern. 67,3 Prozent ihre Preise erhöhen – und 55,8 Prozent würden keine neuen Kredite vergeben. Eine Mehrfachauswahl war möglich.
Das sollten Unternehmen jetzt tun
Unternehmen müssten jetzt in zwei Bereichen aktiv werden:
- die wirtschaftliche Situation nüchtern und selbstkritisch bewerten
- Konzepte erarbeiten und umsetzen, die die eigene Zukunftsfähigkeit sichern.
Nur so sei es kleinen und mittelgroßen Unternehmen möglich, rechtzeitig die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Auf dieser Grundlage könne man Fehlentwicklungen zielgenau gegensteuern und Kreditgebern die geforderten aktuellen Informationen liefern.
Den Jahresabschluss hätten die Manager bestenfalls noch im April erstellen sollen, heißt es im Bericht. Bei den Steuerberatern nämlich drohe ein Engpass: Viele Steuerkanzleien seien durch die Anträge für Corona-Hilfen stark beschäftigt. Außerdem hätten viele Unternehmen selbst den Jahresabschluss 2019 noch nicht erstellt. Hierfür wurde die Frist von Ende Februar bis 30. August 2021 verlängert.
Die Autoren der Umfrage raten Unternehmen insbesondere zu folgenden Ansätzen:
- Die Kommunikation mit der Hausbank aktiv angehen und dabei ein besonderes Augenmerk auf Professionalität im Umgang mit der Bank richten.
- Betriebswirtschaftliche Unterlagen rasch und aussagekräftig erstellen. Am besten in Form einer „qualifizierten“ Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) auf Basis eines funktionierenden Rechnungswesens.
- Ein Frühwarnsystem installieren durch Einsatz von Controlling-Instrumenten (z.B. Ertrags- und Liquiditätsplanungen), um Risiken früh zu erkennen und gegensteuern zu können.
- Das eigene Geschäftsmodell kritisch auf seine Zukunftsfähigkeit überprüfen und gegebenenfalls konkrete Maßnahmen zu seiner Weiterentwicklung ergreifen.
„Frühwarnsysteme“ gern gesehen
Auf die Frage, wie wichtig ein „Frühwarnsystem“ im Unternehmen sei, antworteten 96,5 Prozent mit „relativ wichtig“, „wichtig“ oder „äußerst wichtig“. Leider hätten etliche KMUs kein Frühwarnsystem, oft noch nicht einmal Ansätze. Dabei sei es für jedes Unternehmen überlebenswichtig, rasch aussagekräftige betriebswirtschaftliche Auswertungen erstellen zu können, erst recht in Krisenzeiten.
Oft nämlich stimme die Selbsteinschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation nicht mit der harten Realität überein: Sanierungsprofis würden häufig erst dann gerufen, wenn es bereits lichterloh brenne, heißt es im Bericht.
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