Die Banken sind gut aus der Corona-Pandemie gekommen, und derzeit beschert die Zinswende hohe Profite. Für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 sieht es folglich rosig aus. Doch in drei Punkten kommen die Banker nicht recht voran. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Banken und andere Finanzinstitute können nicht klagen, aus den tiefsten Tiefen der Corona-Pandemie sind sie gut herausgekommen: 2021 erzielten sie Rekordgewinne – der Ertrag stieg im Vergleich zu 2020 um neun Prozent. Und es geht erfreulich weiter: Die Übergangsphase zu höheren Zinsen bringt den Bankern derzeit hohe Margen ein. Die steigenden Kosten können sie nämlich bereits an ihre Kunden weitergeben. Zusätzlichen Profit wirft das Kommissions- und Provisionsgeschäft ab.
Selbst wenn die Zinswende die Erlöse wieder schmälert, rechnen die Finanzinstitute 2022 mit einer Ertragsentwicklung von plus fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2023 erwarten sie ein ähnlich hohes Wachstum. Dies ist Ergebnis einer Umfrage der Unternehmensberatung Horváth. Daran nahmen 63 Topmanager teil.
Die größten Herausforderungen der Finanzinstitute
Bei dieser Aussicht müssten die Banken genug Geld haben, um ihre Geschäftsmodelle und Prozesse fit für die Zukunft zu machen, meinen die Autoren der Studie. Doch es gäbe Probleme: In Sachen Digitalisierung, Digital Banking und Cyber Security kämen die Banker schwerlich voran. Die Digitalisierung zu bewältigen, bezeichnen 79 Prozent der befragten Top-Manager als „sehr wichtig“. Bei Digital Banking sind es 68 Prozent. Cyber Security wird von 58 Prozent als „sehr wichtig“ bewertet.
An vierter Stelle folgt Sustainability im Sinne einer nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens, seines Geschäftsmodells und Portfolios (52 Prozent). Auf Platz fünf rangiert der Themenkomplex „Employee Engagement/New Work“.
Anders als bei anderen Branchen sei die Kostenoptimierung im Finanzsektor derzeit nicht allzu wichtig: Nur für 31 Prozent der Befragten hat das Thema gerade eine „sehr hohe“ Priorität.
Darum hakt es bei der Transformation des Geschäfts
Als Grund für die Schwierigkeiten im Geschäft machen die Befragten aus, dass es an der Einstellung mangele, den Umbruch als notwendig, normal und positiv zu begreifen. Zudem fehle für den Umbau das Geld und die notwendige Kompetenz in der Belegschaft.
Nachhaltigkeit nur so weit, wie das Gesetz reicht
Besonders in Sachen Umweltschutz sei man noch nicht so weit, wie man gerne hätte: 42 Prozent der Umfrage-Teilnehmer gaben zu, dass sie noch keine Nachhaltigkeitsziele abgesegnet hätten. Von den übrigen 58 Prozent, die bereits Ziele formuliert hätten, arbeite kein Institut vollständig entsprechend des definierten Nachhaltigkeitsmodells. Soweit sehen ihr Institut nur sieben Prozent der Befragten. Laut den Studienautoren liege das daran, dass das operative Geschäft derzeit wichtiger sei.
Allerdings würden Banken und andere Finanzinstitute derzeit einen hohen Anspruch an sich stellen – aufgrund der komplexen Regulierung. Die Studie liefere außerdem Indizien dafür, dass Nachhaltigkeit häufig auf die Dimension der Regulierung reduziert werde.
4 Faktoren, um den Umbruch zu bewältigen
Für die Top-Manager, die an der Umfrage teilnahmen, waren folgende vier Faktoren entscheidend, um den Wandel zu bewältigen:
- Befähigung und Einbezug von Schlüsselpersonen.
- Begreifen von Transformation als Leadership-Aufgabe.
- Vermittlung eines klaren Zielbilds.
- Weitsicht und Ausdauer, da sich Transformationen nicht unmittelbar auszahlen.
Im Idealfall solle Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht separat sondern integriert vorangetrieben werden. Eine ganzheitlich nachhaltige Ausrichtung bedinge ohnehin eines hohen Digitalisierungsgrads. Bei der Planung neuer digitale Angebote und Prozesse sollten daher künftige Anforderungen in puncto ESG in einem ganzheitlichen Ansatz berücksichtigt werden.
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