Nach den Ergebnissen einer vor kurzem von der Fa. Mummert durchgeführten Umfrage wollen Banken in Deutschland bis 2013 ihre Aktivitäten in soziale Medien deutlich verstärken. U.a. planen Angabe gemäß 40% aller Banken konkret, in soziale Netzwerke zu investieren. Vor allem der Auftritt in beruflichen Web-2.0-Netzen soll forciert werden. Knapp jede dritte Bank will bei Anbietern wie Xing oder LinkedIn Geld ausgeben.
Daneben stehen die eher privat orientierten sozialen Plattformen wie Facebook oder StudiVZ im Blickpunkt: Knapp jedes vierte Institut will hier in einen Auftritt investieren.
Rund jedes fünfte Institut überlegt darüber hinaus die Einrichtung eigener Communities, wie Bewertungsportale, Diskussionsgruppen, Wikis oder Blogs.
Ziel soll es insbesondere sein, Neukunden zu gewinnen (Bestandkundenpflege war ja noch nie ein Aushängeschild der Banken). Darüber hinaus sollen die Aktivitäten Impulse für das eigene Wissensmanagement bringen. So soll z.B. für die für die Produktentwicklung ein frühzeitiger Abgleich mit den Bedürfnissen der Kunden erfolgen, damit sich daraus Wettbewerbsvorteile für die Banken ergeben. Der Begriff „Social Banking“ weitet sich (nach Ansicht der Fa. Mummert) damit aus.
So weit, so gut. Banken, Sparkassen und andere Finanzdienstleister gelten hierzulande ja gemeinhin als wenig innovativ. Vor allem wagen sie sich nur selten in neue, vermeintlich unbekannte Märkte vor. Doch gerade solche neuen Märkte bieten attraktive Chancen für zusätzliche Erträge und überdurchschnittliches Wachstum.
Eines dieser Wachstumsfelder ist zweifellos das Community Banking, auch Web 2.0 Banking genannt. Hier werden allgemein große Wachstumschancen erwartet. Mehr Offenheit, Transparenz, Authentizität und Dialogbereitschaft bis hin zu Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Gestaltung der Geschäftspolitik durch die Kunden sind dabei zentrale Themen.
Beispiele wie die Noa Bank oder die Fidor Bank zeigen eine grundsätzlich vorhandene Nachfrage, auch wenn die Erfolge noch sehr verhalten sind (die Noa Bank ist zwischenzeitlich von der BaFin geschlossen worden).
Insofern ist es zu begrüßen, wenn jetzt auch deutsche Banken hier aktiv werden (im Ausland – insbesondere in den USA – ist die Entwicklung da schon sehr viel fortgeschrittener).
Umso mehr erstaunt eine der Top News der letzten Tage, die da lautete: „Dax Unternehmen sperren ihren Mitarbeitern den Zugriff auf Facebook, Twitter und anderen Web 2.0 Errungenschaften“. Lt. Wirtschaftswoche erklärt etwa die Commerzbank.
„Für den Großteil unserer Mitarbeiter sind viele externe Social-Media-Angebote aus Sicherheitsgründen am Arbeitsplatz nicht zugänglich“.
Viele halten allerdings die Sicherheitsbedenken für vorgeschoben und glauben vielmehr, dass die Firmen befürchten, dass ihre Mitarbeiter zu viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringen und dies zu Lasten der Arbeit ginge.
Wie viele von den oben genannten investitionsfreudigen Banken, die endlich eine Web 2.0 Strategie aktiv verfolgen wollen, sind wohl jetzt bei den geplanten Sperrmaßnahmen dabei? Dass die eigenen Mitarbeiter auch eine nicht zu unterschätzende Quelle für Know-how sind, scheint nicht allen bewusst zu sein. Web 2.0 muss aber im eigenen Unternehmen beginnen, um am Markt erfolgreich zu sein.
Mir scheint, dass beim Thema Banken und Web 2.0 immer noch zwei Welten aufeinander stoßen, die sich nicht so richtig verstehen…
2 Kommentare
Hallo,
ich glaube, dass es nicht nur am Verstehen oder gar einer zwei Welten Mentalität liegt.Doch begibt man sich über die Monitoring Aufgabe hinaus aktiv in die „virtuelle“ Welt, sollte das auch gut im eigenen Unternehmen organisiert sein. Dazu bedarf es aber Ressourcen, die sich jedoch erst auf den zweiten Blick rechnen. Diese müssen erst einmal bereit gestellt werden.Die Grundvoraussetzungen in einem Unternehmen muss geschaffen sein, sonst platzt das Engagement schon mit der ersten Kundenkritik oder dem ersten nicht wahrgenommenen Verbesserungsvorschlag. Neben einer gelungenen Startaktion muss auch schon das Fortführungskonzept stehen, um eben nicht nur Neu- sondern gerade auch Bestandskundenpflege über die Nutzung von sozialen Netzen zu betreiben.Ebenso glaube ich, dass von einer Bank erwarten werden muss, dass sie Sicherheitbedenken ausschließt und es nicht in erster Linie um die Zeit der Mitarbeiter geht. Im Zeitalter von Smartphones kann ich auch außerhalb des Firmennetzes heute schon in sozialen Netzen aktiv sein. Denn ich möchte nicht erleben, wenn in die Netzwerke von Banken „eingebrochen“ wird. Diesen Vertrauensschaden kann sich vielleicht Sony erlauben, das aber bereits geschmählerte Vertrauen in Banken sollte nicht noch weiter in Mitleidenschaft gezogen werden.
Viele Grüße
Markus B.-Wittrock
Hallo Herr Bischoff-Wittrock
Danke für Ihren ausführlichen Kommentar. Ich gebe ihnen völlig recht: Vor dem Start steht die Strategie und die Planung dessen, was man zu tun gedenkt.
Mit Ihrem Hinweis auf Smartphones haben Sie den Punkt getroffen. Ich war neulich in einer großen Schweizer Bank, die Ihren Mitarbeitern Facebook & co. am Arbeitsplatz gesperrt hat. „Dummerweise“ haben die meisten Mitarbeiter inzwischen Smartphones und gehen dann eben über diese ins Netz (natürlich während der Arbeitszeit).
Mit Verboten ist es nicht getan, es muss Qualifikation her.
Beste Grüße
Hansjörg Leichsenring