Nicht wenige Banken sehen sich auf dem strategischen Weg zu einem Technologieunternehmen. Doch ist ein solcher Wandel tatsächlich notwendig? Oder gibt es auch andere Möglichkeiten, in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein?
Die FinTech-Bedrohung war wohl nie eine wirklich ernsthafte Herausforderung für die Banken. Dabei haben die „jungen Wilden“ durchaus Schwung und Innovationen in die träge Finanzbranche gebracht. So viel steht fest: Ohne FinTechs sehe die Finanzwelt deutlich weniger digital aus!
Doch fest steht auch: Die wirkliche Gefahr geht von etablierten Technologieunternehmen aus. Die GAFAs (Google, Apple, Facebook und Amazon) oder die FATBAGs (GAFAs ergänzt um die chinesischen BigTechs Tencent, Baidu und Ant Financial/Alibaba) dringen mehr und mehr in den Bereich Finanzen ein.
Finanzdienstleister oder Technologieunternehmen?
Informationen über Geld sind beinahe genauso wichtig wie das Geld selbst. – Walter Wriston, ehemaliger CEO Citibank (1984)
Müssen Finanzdienstleister nun selbst zum Technologieunternehmen werden, um die digitale Zukunft erfolgreich meistern zu können? Die Frage steht im Mittelpunkt des Rückblicks auf spannende Beiträge aus der internationalen Finanzszene.
Klar ist, die etablierten Institute müssen flexibler und schneller werden. Zweimal im Jahr ein neues Softwarerelease entspricht nicht mehr den Anforderungen der Kunden und den Bedingungen des Wettbewerbs.
Richtig erscheint ebenso, dass Informationen und deren Verarbeitung zu den strategischen Kernkompetenzen einer Bank gehören und demzufolge nicht ausgelagert werden sollten. Google und Apple managen ihre IT auch zu 90 Prozent inhouse.
Klar ist auch, der Zugang für Kunden zu Bankleistungen muss einfacher und bequemer werden. Dabei sind digitale Wege für die meisten Kunden allerdings „nur“ eine Ergänzung zu den bisherigen Touchpoints und kein Ersatz.
Bedenken sollten Banken und Sparkassen allerdings, das Technologie kein Selbstzweck sein darf, sondern immer unterstützend wirken muss. Ihr Einsatz sollte das Leben des Kunden oder das der Mitarbeiter vereinfachen und/oder die Effizienz steigern. Im Mittelpunkt des Geschäftssystems muss jedoch das Bankgeschäft selbst stehen. Dazu, wie dies am besten gelingt, gehen die Meinungen durchaus auseinander.
Digitalisierung ist bei der Kundenloyalität am unwichtigsten
Alyson Clarke von Forrester Research hat auf einer Veranstaltung bemerkeswertes gesagt: Bei der Digitalisierung käme aus auf die Ausgewogenheit zwischen digitalen und menschlichen Kontaktpunkten an. Banken würden sich fälschlicherweise aus Filialen zurückziehen und Kunden zwingen, Self-Service zu nutzen, weil es für die Unternehmen billiger sei. Self-Service treibe aber einen Keil zwischen Kunden und Filialmitarbeitern. Nicht die Kunden seien für den Niedergang der Bankfiliale verantwortlich, sondern die Strategien der Banken.
Mehr dazu hier: Forrester insists digital is “the least important” for customer loyalty
Technologie erfordert Ressourcenplanung
Entscheidungen über Ressourcen gehören zu den wichtigsten, die Banken beim Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) treffen müssen. Inhouse oder ausgelagert? FinTech oder Beratungsunternehmen? Laufende Beziehung oder projektbezogen?
Mehr dazu hier: Congratulations! Your bank is now a tech company
Bank = Technologieunternehmen mit Banklizenz?
Chris Skinner hört oft, dass sich Banken so bezeichnen und dies „cool” finden. Doch es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen einer Bank, Amazon oder Alibaba. Ebenso bestehen Unterschiede zwischen einer Bank und einem Tech- oder FinTech-Startup. Zu den Unterschieden zählen u.a. Kapital, Kunden, Historie, Vertrauen und vieles mehr. Nach seiner (und auch meiner) Überzeugung sind Banken keine Technologieunternehmen mit Banklizenz. Sie sind Vielmehr Banken, die Technologie mit einer Banklizenz nutzen.
Mehr dazu hier: We’re just a technology company that happens to have a banking licence
Mensch oder Algorithmus?
Wenn es um Anlageentscheidungen geht, erleichtern erfolgreiche FinTechs ihren Nutzern das Leben, aber viele dieser Nutzer möchten weiterhin Zugriff auf die Personen hinter der Plattform haben. Und auch die Anbieter haben mehr davon als bei einem rein digitalen Ansatz.
Mehr dazu hier: Tech vs. humans: Can fintech have it all?
Vergrault die Digitalisierung Ihre Kunden?
Im Zuge der digitalen Transformation sollten Banken sicherstellen, ausreichend disruptiv zu ein, um sicherzustellen, die Kundenzufriedenheit wesentlich zu verbessern und vorausschauend genug denken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits sollten sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Innovation und bewährten Elementen der Kommunikation wahren, um Kunden nicht zu vergraulen.
Mehr dazu hier: Is digital disruption disrupting your customers?
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Finanzjobs mit Zukunftspotential
Die Digitalisierung verändert die Finanzbranche. Damit rücken neue Tätigkeiten ins Blickfeld. Hier sind einige Jobs im Zusammenhang mit FinTech mit dem höchsten Wachstumspotenzial in naher Zukunft.
Mehr dazu hier: Fintech Careers with the Most Potential for Future Growth
Von Daten zu Erkenntnissen
Genau wie „Cloud“, „IoT“ (Internet of Things), „Open Banking“ und „Machine Learning“ ist „Big Data“ heute eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte in der Finanzdienstleistungsbranche. Eine klare Definition ist nicht so einfach zu liefern. Zumal Big Data häufig als Synonym für Kundenanalysen, Echtzeitanalysen oder Predictive Analytics verwendet wird.
Banken haben Zugang zu enormen Datenmengen über ihre Kunden, aber aufgrund zahlreicher Einschränkungen werden diese Daten noch nicht ausreichend in nützliche Erkenntnisse umgewandelt. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs im Finanzdienstleistungssektor wird ein datengetriebener Ansatz in Zukunft zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal für die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Finanzinstituten.
Mehr dazu hier: Big Data in the Financial Services Industry – From data to insights
Was Banken mit der Blockchain Machen können
Die Bankbranche ist beleibt bei Cyber-Kriminellen. Sicherheit wird im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger. Blockchain-Technologien können helfen, Bedrohungen abzuwehren und das Betrugsrisiko in allen Bereichen des Bankwesens zu verringern. Darüber hinaus würde Blockchain auch Probleme wie operationelle Risiken und zu hohe Verwaltungskosten lösen, wie einige Use Cases zeigen.
Mehr dazu hier: Blockchain Use Cases For Banks In 2020
Der Weg zu einem neuen Finanzprodukt
Der Finanzmarkt bietet viele Möglichkeiten für diejenigen, die sich daran beteiligen möchten. Doch es ist nicht ganz einfach, sich auf diesem Gebiet zu engagieren. Es gibt verschiedene Fallstricke, vor denen man sich in Acht nehmen muss und man sollte das Geschäftsmodell richtig sortieren, bevor man überhaupt beginnt.
Mehr dazu hier: Steps to Take Before You Launch a Financial Product or Service
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über interessante Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Britische Supermarktkette passt Payment-Modell an
Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat ihre erste mobile Scan-and-Go-Verkaufsstelle um eine bemannte Kasse und zwei Self-Checkout-Verkaufsstellen erweitert, nachdem ein dreimonatiger Pilotversuch nicht überzeugen konnte. Nicht alle Kunden seien bereit für einen kassenfreien Laden.
Mehr dazu hier: Sainsbury’s abandons cash and card-free store pilot
Australische Banken investieren in intelligente Quittungen
Mit ANZ, NAB und Westpac haben sich drei der größten australischen Banken am Smart-Receipt-Start-up Slyp beteiligt. Die Technologie von Slyp verknüpft automatisch einen intelligenten, digitalen Beleg mit einer Bankkarte des Kunden und zeigt diesen in der Banking-App an.
Mehr dazu hier: ANZ, NAB and Westpac-backed Reinventure invest in digital receipt startup Slyp
Neue Neo-Banken in Australien
Mit Xinja und 86 400 sind gleichzeitig zwei neue Neobanken in Australien an den Markt gegangen, um den vier großen etablierten Banken Kunden abzujagen.
Mehr dazu hier: Neobank bonanza downunder, as Xinja and 86 400 both launch
Künstliche Intelligenz ermöglicht Voice-Banking
Die in Singapur beheimatete OCBC Bank nutzt Künstliche Intelligenz zur Verarbeitung natürlicher Sprache, um Kunden mithilfe der neuesten Version ihrer Mobile-Banking-App einen virtuellen Assistenten zur Verfügung zu stellen.
Mehr dazu hier: Talk to the app: OCBC gives mobile users a virtual assistant
Künstliche Intelligenz ermöglicht Avatar-Banking
Bahrains Bank ABC nutzt KI-Technologie der neuseeländischen Soul Machines, um einen menschenähnlichen Bot (Avatar) zu starten, der die Beantwortung von Kundenanfragen in der digitalen mobile-only Bank nur für Mobilgeräte übernehmen soll.
Mehr dazu hier: ‚Digital human‘ Fatema takes a bow at Bank ABC
Gesichtserkennung zur Identifizierung von Hypothekenkunden
Die britische United Trust Bank (UTB) hat eine Partnerschaft mit dem FinTech-Unternehmen Nivo Solutions geschlossen, um mithilfe einer elektronischen Gesichtserkennung eine sichere Nachrichtenübermittlung für Hypothekenkunden zu starten.
Mehr dazu hier: United Trust Bank launches facial recognition ID verification
Mastercard setzt auf Blockchain-Technologie
Mastercard hat sich mit R3 zusammengetan, um ein grenzüberschreitendes Zahlungssystem mit Blockchain-Technologie zu entwickeln, das globale, schnellere Zahlungsinfrastrukturen, -systeme und -banken verbindet und vom Clearing- und Abwicklungsnetzwerk des Kartengiganten unterstützt wird.
Mehr dazu hier: Mastercard partners R3 on blockchain-powered cross-border payments