Das Internet ist in seiner dritten Entwicklungsstufe angekommen: Nach „Information“ und „Interaktion“ folgt die „Transaktion“. Vertrauen wird damit immer wichtiger. Was dies für Banken bedeutet, erläutern Mounaim Cortet und Douwe Lycklama von INNOPAY im Interview.

Das Internet ermöglicht und beschleunigt den Austausch von Daten

Das Internet ermöglicht und beschleunigt den Austausch von Daten .

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Die Digitalisierung und das Internet bieten immer weitreichendere Möglichkeiten. Neue Technologien verändern unser Leben, unsere Geschäftspraktiken und die Art und Weise, wie wir Informationen austauschen. Unternehmen nutzen diese verstärkt, um mit Kunden und Partnern in Kontakt zu treten – und vice versa.

In dem Ausmaß, in dem die digitale Transformation immer schneller voranschreitet, wird jede Interaktion zu einer Transaktion. Neue Arten von Mehrwerten – wie persönliche Daten, (Zugangs-)Rechte, Pflichten, Aufmerksamkeit und Reputation – bilden eine wichtige Grundlage für neue Geschäftsmodelle. Vertrauen und die Überzeugung, dass Systeme zuverlässig, wahrheitsgetreu und sicher funktionieren, sind elementar, um das volle Potenzial des digitalen Zeitalters auszuschöpfen.

Es geht um den Übergang vom „institutionellen Vertrauen“ zum „infrastrukturellen Vertrauen. In dieser Welt haben die Menschen und Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Daten und werden stärker an deren Vorteilen beteiligt, die heute von immer größeren Monopolen behalten werden.

Interview mit Mounaim Cortet and Douwe Lycklama

Über diese Entwicklung und die Folgen für die Finanzbranche habe ich mich mit Mounaim Cortet and Douwe Lycklama unterhalten. Douwe Lycklama ist Mitbegründer von INNOPAY und Mounaim Cortet ist Strategy Director und Country Manager für INNOPAY in der DACH-Region.

Douwe Lycklama ist Eigentümer und Mitbegründer von INNOPAY.

Mounaim Cortet ist Strategy Director und Country Manager für die DACH-Region bei Innopay.

Gemeinsam haben Sie das Buch „Alles Transaktion“ herausgegeben. Es behandelt die Beziehung zwischen Transaktionen, dem Kaufprozess, Märkten, Plattformen, Daten und Vertrauen und erklärt diese anhand von Fallbeispielen, Hintergrundinformationen, Modellen und Illustrationen. Außerdem wird eine Zukunftsvision erörtert, in der Menschen und Unternehmen die Kontrolle über ihre Daten übernehmen.

Jede Interaktion im Alltag wird zu einer Transaktion

Der Bank Blog: Was bedeutet „Alles Transaktion“ konkret?

Douwe Lycklama: Das bezieht sich auf den globalen Trend in unserer zunehmend digitalen Gesellschaft, dass jede Interaktion im Alltag zu einer Transaktion wird. Mit anderen Worten: ein digitaler Austausch von Werten. Es ist wie Atmen – wir tun es ständig, ohne darüber nachzudenken.

Außerdem werden wir zunehmend in die Lage versetzt, die Kontrolle über unsere eigenen Daten zu übernehmen. Bei diesem Trend spielt der Finanzsektor – eingeleitet durch die Regulierung – eine Vorreiterrolle. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend letztlich alle Sektoren erfassen wird. Und mit der Zeit werden die Menschen und Unternehmen die Kontrolle über ihr „digitales Selbst“ übernehmen.

Mounaim Cortet: In einer zunehmend digitalen Welt bestehen diese Transaktionen aus einer Reihe von Interaktionen, und sie gehen weit über den Austausch von Geld gegen ein Produkt oder eine Dienstleistung hinaus. Stattdessen wird der Austausch auf der Grundlage von Daten immer mehr zur Norm für Transaktionen in der digitalen Welt. Stellen Sie sich vor, Sie teilen mit aktiver Zustimmung Ihre Daten und erhalten im Gegenzug Zugang zu einem digitalen Dienst. Der Austausch Ihrer Daten wird dadurch zu einem bewussteren und transparenteren Vorgang, als dies heute der Fall ist, wo „Sie“ das Produkt sind und auf undurchsichtige Weise „kostenlose“ Dienstleistungen erhalten.

Diese datengesteuerten Transaktionen werden branchenübergreifend relevant, insbesondere bei Finanzdienstleistungen in Form von „Open Finance“. In dieser neuen Welt steigt die Zahl der Transaktionen exponentiell – oft, ohne dass uns das überhaupt bewusst ist.

Banken können zum „Datenhüter“ im Alltag ihrer Kunden werden

Der Bank Blog: Das Buch handelt ja von Daten, Vertrauen und den beispiellosen Möglichkeiten des transaktionalen Internets. Was bedeutet dies für die Finanzbranche?

Mounaim Cortet: „Die Daten, die wir über uns selbst erzeugen, sollten jedem von uns selbst gehören, und nicht den großen Unternehmen, die sie erfassen.“ Dieses Zitat stammt von Tim Berners-Lee, einem englischen Computerwissenschaftler, der vor allem als Erfinder des World Wide Web bekannt ist. Es drückt im Prinzip die Herausforderung aus, der sich die Finanzinstitute stellen müssen, um ihre Kunden zu ermächtigen.

Auf der Ebene der Einzelorganisationen bietet sich den Finanzinstituten die Chance, sich als Vertrauensanker in der digitalen Wirtschaft zu etablieren und damit ihre künftige Bedeutung und ihr Geschäft zu sichern. Dazu bedarf es fundierter und strategischer Entscheidungen zu zwei bestimmten Fragen:

  • Welche Daten sollten wir als Finanzinstitut – mit der ausdrücklichen Zustimmung unserer Kunden – teilen, um in dem Moment präsent zu sein, in dem Mehrwert geschaffen wird?
  • Welche Daten von potenziellen Partnern können wir als Finanzinstitute effektiv nutzen, um unsere eigenen Wertangebote für unsere Kunden zu verbessern?

Die Banken können die Rolle als „Datenhüter“ im Alltag ihrer Kunden beanspruchen, indem sie sich in den neu entstehenden digitalen Ökosystemen engagieren, in denen digitales Vertrauen genauso erforderlich ist wie bei der Erleichterung von Transaktionen im Bereich des Zahlungsverkehrs.

Auf der Ebene der Zusammenarbeit müssen sich die Finanzinstitute klarmachen, dass die gemeinsame Nutzung von Daten bei Finanzdienstleistungen (das heißt „Open Finance“) ebenfalls einen zweiseitigen Markt darstellt. Damit zweiseitige Märkte effektiv, effizient und in größerem Umfang funktionieren können, ist Zusammenarbeit erforderlich, um das notwendige Vertrauen zu schaffen. Dieses Vertrauen wird durch die Zusammenarbeit an einer „weichen Infrastruktur“ ermöglicht, in der Vereinbarungen über die geschäftlichen, rechtlichen, betrieblichen, funktionalen und technischen Anforderungen der gemeinsamen Datennutzung getroffen werden. Verschiedene Initiativen sind bereits angelaufen (zum Beispiel in Form der ‚Berlin Group‘ und des ‚SEPA API Access Scheme‘) und die Finanzinstitute sollten diese Initiativen beobachten und fundiert entscheiden, ob sie daran teilnehmen wollen.

Embedded Finance wird Open Finance ergänzen

Der Bank Blog: Welche Entwicklungen sehen Sie in der nächsten Zeit im Bereich der Digitalisierung von Finanzdienstleistungen?

Mounaim Cortet: Ein Kerntrend, der in naher Zukunft – im Einklang mit dem europäischen Vorstoß für einen Open-Finance-Rahmen im Jahr 2024 – die Digitalisierung von Finanzdienstleistungen beeinflussen wird, ist das Konzept von „Embedded Finance“. Embedded Finance ermöglicht die nahtlose Integration eines Finanzprodukts oder einer Finanzdienstleistung in eine Nicht-Finanzplattform über API-Technologie und die damit verbundene Kundenerfahrung. Bereits jetzt besteht eine wachsende Nachfrage, die über die Integration von Zahlungen hinausgeht und eine Reihe anderer Finanzprodukte wie Zahlungskonten, Kartenausgabe, Kredit- und Versicherungsprodukte umfasst.

Für die Finanzinstitute bietet Embedded Finance einen zusätzlichen Vertriebskanal, über den sie die Kunden hinter diesen Plattformen erreichen können. Der Vertrieb von Finanzprodukten über Plattformen ist im Grunde nichts Neues. Was die nächste Generation von Embedded Finance jedoch auszeichnet, ist die nahtlose Integration von Finanzprodukten in digitale Schnittstellen, mit denen die Nutzer täglich interagieren. Auf diese Weise können die Finanzinstitute ihre Präsenz genau dort sicherstellen, wo die Wertschöpfung stattfindet. In ähnlicher Weise können auch Unternehmen außerhalb des Finanzsektors (zum Beispiel Händler, digitale Marktplätze, Anbieter von Unternehmenssoftware), die über einen großen Kundenstamm mit hohem Interaktionsgrad verfügen, als „Distributor“ fungieren. So können sie ihre wichtigsten Kundenkontakte und Kundenbeziehungen (durch zusätzliche Daten, die sie erhalten) stärken und sich auf angrenzende Einnahmequellen verlagern, ohne die Fixkosten eines regulierten Finanzinstituts zu tragen.

Zu den weiteren bedeutsamen Digitalisierungstrends, die sich in naher Zukunft auf die Finanzdienstleistungen auswirken werden, gehören Entwicklungen auf der „Infrastrukturebene“ und der „Erfahrungsebene“. Diese Entwicklungen werden sich gegenseitig verstärken; dadurch werden die Finanzdienstleistungen der nächsten Generation ermöglicht. Auf der Infrastrukturebene werden wir eine beschleunigte Einführung von Überweisungen in Echtzeit („SCT Inst“) sehen, die durch den neuen Regulierungsvorschlag der Europäischen Kommission vorangetrieben wird. So wird eine neue Grundlage geschaffen für neuartige Lösungen auf der Erfahrungsebene – wie etwa die sofortige Auslösung von Konto-zu-Konto-Zahlungen, Zahlungsaufforderungen („Request-to-Pay“) und „Buy now, pay later“.

Außerdem gewinnt eine weitere relevante infrastrukturelle Entwicklung an Dynamik, die sich voraussichtlich mittel- bis langfristig auswirken wird: die digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs). Während die monetären Ziele solcher Lösungen auf der Hand zu liegen scheinen, gibt es noch viele Unsicherheiten, was die genauen Kundenbedürfnisse und Anwendungsfälle betrifft, die wir damit ansprechen wollen, und welche Rolle(n) die etablierten Finanzinstitute dabei spielen können. CBDC stellt jedoch eine zu bedeutsame Entwicklung dar, um von den Finanzinstituten kurzfristig ignoriert zu werden; strategische Sondierungen und Gedankenspiele müssen schon jetzt beginnen.

Banken sind vertrauenswürdige „Hüter des Geldes“

Der Bank Blog: Sie sprechen explizit davon, dass „Vertrauen“ eine Grundvoraussetzung ist, um die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung erfolgreich zu nutzen. Wo stehen die Banken hier?

Mounaim Cortet und Douwe Lycklama: Alles Transaktion

Mounaim Cortet: Die Banken haben sich als vertrauenswürdige Hüter des Geldes etabliert, indem sie Geld sicher aufbewahren und einen sicheren Transfer von Geldern ermöglichen. Durch die Nutzung des Zahlungsverkehrs als Ankerprodukt für das Cross- und Upselling anderer Produkte (zum Beispiel Spar-, Kredit- und Versicherungsprodukte) haben sich die Banken im Finanzalltag ihrer Kunden unverzichtbar gemacht – sowohl in der physischen als auch in der digitalen Welt. Inzwischen nimmt der Wettbewerb im Zahlungsverkehrs- und Bankensektor jedoch immer mehr zu, und die Banken laufen Gefahr, ihre traditionelle Vertrauensstellung in diesem Bereich zu verlieren. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass der Kampf um die Daten aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung von Finanzdienstleistungen zum neuen Betätigungsfeld für Banken und andere Akteure wird.

Als Antwort darauf können Finanzinstitute zusätzlich zu ihrer derzeitigen Rolle als vertrauenswürdige „Hüter des Geldes“ in der Datenwirtschaft die Position eines vertrauenswürdigen „Hüter der Daten“ einnehmen, der Transaktionen zur Identitäts- und Datenweitergabe ermöglicht. Die Banken verfügen über genug Glaubwürdigkeit, Erfahrung und Potenzial, um datengesteuerte digitale Transaktionen in großem Umfang zu ermöglichen. Um für die Datenwirtschaft gerüstet zu sein, müssen sie allerdings damit anfangen, diese Ressourcen entsprechend umzugestalten.

Die Verfügbarkeit von Daten ermöglicht Vertrauen

Der Bank Blog: Wie unterscheidet sich digitales Vertrauen von dem in der analogen Welt?

Douwe Lycklama: In der analogen Welt entsteht Vertrauen durch die Zeit, in der Interaktionen hauptsächlich physisch stattfinden, ergänzt durch den Austausch von Informationen in Person oder auf Papier. Denken Sie an Meetings, Briefe und Faxe.

In der digitalen Welt entsteht Vertrauen unmittelbar und aus der Distanz – es ist also das genaue Gegenteil. Die Verfügbarkeit von Daten ermöglicht Vertrauen. So kann zum Beispiel Airbnb eine Transaktion zwischen zwei sich unbekannten Reisenden und Gastgebern vermitteln, weil Airbnb Daten über beide Parteien sammelt und verwaltet. Parteien, die Daten besitzen, können Vertrauen vermitteln und dafür Geld verlangen.

Der Schutz der Privatsphäre steht an oberster Stelle

Der Bank Blog: Daten, Privatsphäre und Datensicherheit sind aus Sicht der Kunden ja elementare Grundvoraussetzungen. Wie wirken sich neue Technologien, wie IoT, Big Data oder Augmented Reality auf die diesbezüglichen Chancen und Risiken aus?

Douwe Lycklama: Bei allen privaten und öffentlichen (politischen) Diskussionen über Daten steht der Schutz der Privatsphäre an oberster Stelle. Gleichzeitig ist das Konzept dahinter nicht klar definiert, denn die Privatsphäre ist kontextabhängig. Wer zum Beispiel krank ist, hat möglicherweise weniger Bedenken, seine medizinischen Daten weiterzugeben, wenn dies seine Heilungschancen erhöht. Bedrohungen durch Terrorismus, Klima und Krankheiten fördern die (oft) unfreiwillige Weitergabe von Daten zum Wohle der Allgemeinheit.

In Europa haben wir die Datenschutz-Grundverordnung, die uns viele Rechte eingeräumt hat. Allerdings wurden uns keine praktischen Instrumente an die Hand gegeben, um unsere Rechte wahrzunehmen. Bislang ist unser einziges Instrument der „Cookie-Klick“; danach haben wir keine Ahnung, wie wir unsere Daten kontrollieren und überwachen können. In der Welt von „Alles Transaktion“ erhalten die Nutzer mehr Kontrolle über ihre Daten. Durch diese „Datensouveränität“ werden die Nutzer Teil ihrer Transaktionen und können an den Erträgen beteiligt werden. Die „Daten-Nutzen-Bilanz“ verschiebt sich zu ihren Gunsten.

Die Weitergabe von Daten und damit auch von Privatsphäre wird zu einer bewussteren Tätigkeit. Dies wird nicht von heute auf morgen passieren, denn dazu bedarf es eines geschärften Bewusstseins und entsprechender Fähigkeiten bei der Masse der Endnutzer. Wir wissen aber, dass das möglich ist, denn wir haben ja schon allerhand digitalen Fähigkeiten erlernen können, wie etwa SMS, Messaging und anderes soziales Online-Verhalten.

Plattformen haben einen Vertrauensmechanismus geschaffen

Der Bank Blog: Plattformen sind ja eine neue Entwicklung, die auch das Banking erfasst hat. Wie stehen diese in Bezug auf die Entwicklungen hinter „Alles Transaktion“?

Douwe Lycklama: Dank der Entwicklung des „interaktiven Internets“ haben sich in den letzten zehn Jahren große Plattformunternehmen (besser bekannt als „BigTech“) einen festen Platz im E-Commerce, im Zahlungsverkehr und bei anderen Finanzdienstleistungen erobert. Das Internet kann somit nicht mehr nur zum Veröffentlichen und Lesen von Informationen, sondern auch zur Interaktion genutzt werden.

Diese Plattformbetreiber haben für ihre Plattformen einen Vertrauensmechanismus geschaffen, der eine sichere Durchführung von Transaktionen ermöglicht. Gleichzeitig haben sie sich eine Monopolstellung bei den Daten verschafft, die sie aus den auf ihren Plattformen stattfindenden Transaktionen generieren, sowie bei der Art und Weise, wie sie die Daten für ihre eigenen Zwecke nutzen und zu Geld machen. Es hat zwar ein paar Verbesserungen gegeben, aber die meisten Kunden haben nach wie vor keine Ahnung, wie diese Unternehmen ihre persönlichen Daten sammeln und verwenden.

Das transaktionale Internet ermöglicht mehr Datensouveränität

Der Bank Blog: Sie sprechen davon, dass es in der nächsten Phase des Internets darum geht, den Wechsel von institutionellem zu infrastrukturellem Vertrauen, und die eigenen Daten in den Griff zu bekommen. Können Sie das näher erläutern?

Douwe Lycklama: Wie schon erwähnt, hat sich das Internet von einem Informationsmedium zu einem Interaktionsmedium entwickelt. Dadurch ergab sich für Plattformen die Chance, das dringend benötigte Vertrauen für digitale Transaktionen zu schaffen. Der Rest ist Geschichte: Dank des Internets ist es den Plattformen gelungen, ihr Geschäftsmodell weltweit aufzubauen und zu skalieren.

Mit der nächsten Phase des Internets, die als „transaktionales Internet“ bezeichnet wird, bietet sich jedoch die Gelegenheit, die Art der Vertrauensbildung bei digitalen Transaktionen neu zu gestalten. Das Vertrauen wird hier auf einer infrastrukturellen Ebene organisiert, anstatt großen Institutionen mit ihren geschlossenen Kreislaufplattformen zu vertrauen. Ein wesentliches Gestaltungsprinzip des transaktionalen Internets besagt, dass man Eigentümer seiner eigenen Daten ist und es einem ermöglicht wird, selbst zu entscheiden, wer Zugang zu seinen Daten hat und zu welchem Zweck. Man spricht hier von „Datensouveränität“.

Es entsteht ein neuer Bedarf an „Datenhütern“

Der Bank Blog: Steuern wir die Digitalisierung oder diese uns? Wie stehen unsere Chancen, die weiteren Entwicklungen der Digitalisierung zu kontrollieren?

Douwe Lycklama: Wenn der digitale Raum nicht nach dem Grundprinzip der Datensouveränität organisiert ist, muss sich erst noch zeigen, „wer wen kontrolliert“. Wir beobachten allerdings Marktentwicklungen, die in die richtige Richtung gehen. So zielen die Reformen und Verordnungsvorschläge der Europäischen Kommission im Wesentlichen darauf ab, einen digitalen Raum zu schaffen, in dem Daten besser verfügbar gemacht werden können („Datenräume“).

Zudem soll es Kunden, die digitale Dienste nutzen, ermöglicht werden, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten. Des Weiteren gehen wir davon aus, dass sich die Kunden zunehmend des Werts ihrer Daten bewusst werden und nach Möglichkeiten suchen werden, ihre Daten auch außerhalb der Organisationen, die über diese Daten verfügen, zu nutzen. Dies wird voraussichtlich zu einem neuen wechselseitigen Austausch von Werten in offenen digitalen Ökosystemen führen (das heißt, ein branchenübergreifendes Netzwerk von Akteuren, die online interagieren, um auf digitalem Wege neue Werte zu schaffen).

Mounaim Cortet: In der Konsequenz entsteht ein Bedarf an „Datenhütern“, die den nahtlosen Austausch von Daten in offenen, digitalen Ökosystemen ermöglichen. Die Rolle des Datenhüters bietet neue Chancen, um im Bereich des Austauschs von (persönlichen) Daten und der Zugangsrechte auch weiterhin relevant zu bleiben. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Banken die Rolle als Datenhüter im Alltag ihrer Kunden beanspruchen können, indem sie sich in den neu entstehenden digitalen Ökosystemen engagieren, in denen datengesteuerte digitale Transaktionen stattfinden – und in denen digitales Vertrauen genauso erforderlich ist wie bei der Erleichterung von Transaktionen im Bereich des Zahlungsverkehrs.

Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.


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