Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes, warnt vor nationalen Alleingängen bei Regulierungsfragen. Er sieht u.a. als Folge des anstehenden Brexits die Gefahr eines Regulierungswettbewerbs.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Peters warnt vor „nationalistischer“ Bankenregulierung
Der Präsident des Bankenverbandes, Hans-Walter Peters, fürchtet einen zunehmenden Nationalismus bei Regulierungsfragen, unter anderem wegen des anstehenden Brexits. „Ich habe Sorge, dass die Briten nicht nur in einen Steuer-, sondern auch in einen Regulierungswettbewerb eintreten. Das würde die Banken der übrigen EU-Staaten erheblich treffen, auch die deutschen Geldhäuser“, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. „Hinzu kommt, dass die US-Regierung ebenfalls prüft, die Aufsichtsregeln für Banken zu lockern. Wenn das alles so kommt, müssen sich die deutschen Banken auf ungemütliche Zeiten einstellen.“ Man stehe womöglich vor einer Epoche, in der einzelne Länder zu einer „nationalistischen Regulierung“ zurückkehren. Das sei gefährlich. Peters kritisierte die steuerliche Nichtabzugsfähigkeit der Bankenabgabe in Deutschland. Das widerspreche den Grundprinzipien des Steuerrechts. Zudem forderte er einen Freibetrag für Geldhäuser, der nicht mit einem Negativzins der Europäischen Zentralbank (EZB) belegt wird. Der Bankenverbands-Präsident sprach sich ferner für länderübergreifende Fusionen in der europäischen Finanzbranche aus. „Ich halte es für eine sinnvolle Idee, ein schlagkräftiges, global aufgestelltes Bankhaus in Europa zu formen“, sagte er. Voraussetzung sei aber, dass sich die Bankenmärkte in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern für solche grenzüberschreitenden Bankenfusionen öffneten.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Volkswirte erwarten neutrale Risikobilanz der EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte am Donnerstag einen ersten kleinen Schritt in Richtung einer veränderten Geldpolitik machen. Das erwarten laut eines Medienberichts von heute mehrere Volkswirte. „Ich erwarte, dass die EZB bei der Risikobilanz angesichts der jüngsten Konjunkturentwicklung auf neutral schalten wird“, betont Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Privatbank Berenberg. Bisher überwiegen für Draghi & Co. noch die Gefahren. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer vermutet, dass die EZB die Hinweise auf eine eventuell noch expansivere Geldpolitik teilweise aufgeben werde. „So könnte die Notenbank auf die Möglichkeit einer weiteren Zinssenkung verzichten, aber an der Option zusätzlicher Anleihekäufe für den Notfall festhalten.“ „Letztlich steuert die EZB unserer Einschätzung nach in Trippelschritten in Richtung einer Abkehr von der gegenwärtigen ultra-expansiven Geldpolitik“, sagt Zinsstratege Christian Reicherter von der DZ Bank.
Anleger-Stimmung in Eurozone auf Höchststand seit 2007
Investoren bewerten die Konjunktur in der Eurozone immer zuversichtlicher. So stieg der entsprechende Index im Juni um 1,0 auf 28,4 Punkte, berichtete heute die Investmentberatung Sentix. Das sei zudem der höchste Wert seit Juli 2007, hieß es. Für das Barometer wurden knapp 1.000 Anleger befragt. „Die Konjunktur in der Eurozone gewinnt immer mehr an Fahrt. Da wird sich EZB-Chef Mario Draghi anlässlich der EZB-Sitzung wohl wieder selbst auf die Schulter klopfen“, sagte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Lagarde: IWF zu Griechenland-Kompromiss bereit
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat einen möglichen Kompromiss im Streit um Schuldenerleichterungen für Griechenland angedeutet. „Wenn die Gläubiger noch nicht so weit sind, dass sie unsere Annahmen respektieren und akzeptieren, wenn sie dafür mehr Zeit benötigen, können wir das zur Kenntnis nehmen und ihnen etwas mehr Zeit geben“, sagte sie in einem heute veröffentlichten Interview. Deutschland besteht auf einer Teilnahme des IWF am Hilfsprogramm für Griechenland. Der Fonds will dies aber nur bei einem teilweisen Schuldenerlass tun.
Verhofstadt will EU-Kommission abschaffen
Der frühere belgische Premierminister Guy Verhofstadt will die Europäische Union (EU) von Grund auf verändern. „Wir müssen die EU-Kommission abschaffen, um die EU zu retten“, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Der Brexit-Verhandlungsführer des Europaparlaments schlug stattdessen „eine kleine europäische Regierung“ mit 12 bis 15 Mitgliedern vor. Diese sollte von einem EU-Parlament, das die Bürger der Union repräsentiert, sowie einem Senat, welcher die Mitgliedsstaaten vertritt, kontrolliert werden.
Gerlach: EZB wird zur Fed
Nach Ansicht von Stefan Gerlach, Chefökonom der Bank EFG, konzentriert sich die Europäische Zentralbank (EZB) in der Analyse zurzeit stark auf den Arbeitsmarkt und die Löhne, weil sie davon ausgehe, dass die Inflation nicht die gewünschte Höhe erreichen werde, bis das Lohnwachstum im Euroraum stärker sei. Das sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. In diesem Sinne verwandle sich die EZB immer mehr in die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), da die Fed aufgrund des Doppelmandats für Preisstabilität und Vollbeschäftigung dies traditionell stärker mache, sagte der gebürtige Schwede. Als früherer stellvertretender Gouverneur der irischen Notenbank nahm er zwischen 2011 und 2015 an den Sitzungen des EZB-Rates teil.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- UBS verlagert Dienstleistungen
- Insider: RBS schließt Vergleich
Was am Mittwoch wichtig wird
Am Mittwoch stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beginnt seine zweitägigen Beratungen in der estnischen Hauptstadt Tallinn.
- In Paris veröffentlicht die OECD ihren halbjährlichen Wirtschaftsausblick zu weltweitem Wachstum, Beschäftigung, Inflation und öffentlichen Finanzen.
- Die Deutsche Börse und die Unternehmensberatung EY veröffentlichen eine Studie zum Umfeld für Start-up-Firmen in Deutschland, Israel, Großbritannien und den USA.