Kunden müssen ihre digitalen Identitäten zuverlässig nachweisen. Jeder Anbieter geht dabei anders vor – die Regeln gleichen einem Flickenteppich. Das müsse aufhören, meint der Bankenverband. Es brauche einfache, einheitliche Richtlinien, um nicht abgehängt zu werden.
Ohne digitale Identitäten geht im Netz gar nichts. Kunden müssen sie sicher, zuverlässig und zweifelsfrei nachweisen können – ob beim Online-Shopping, bei digitalen Bankgeschäften oder Behördenangelegenheiten. Inzwischen gibt es dafür ausgeklügelte Abläufe, die sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden können. Wirklich übergreifende und kundenfreundliche Lösungen fehlen.
Das zumindest sagt der deutsche Bankenverband. In einem aktuellen Positionspapier nennen die Verantwortlichen einige Ursachen dieser Fragmentierung und formulieren Maßnahmen, die für Staat und Wirtschaft nötig wären, um ein – so nennt es der Verband – „ID-Ökosystem“ zu schaffen.
Digitale Identitäten: Geht es nur gemeinsam?
Ohne ein Miteinander von öffentlicher und privatwirtschaftlicher Seite gehe es nicht, heißt es darin. Ein Blick ins Ausland zeige, dass sich digitale Identitätslösungen am besten gemeinsam etablieren könnten. Ein solches Ökosystem müsse garantieren, dass digitale Identitätsdaten geschützt skalierbar sind. Für die Nutzung müsse die Abwicklung bequem und branchenübergreifend einsetzbar sein. Das sei aber nur möglich, wenn es statt des regulatorischen Flickenteppichs einheitliche Regelungen gebe.
Banken mit zentraler Rolle im neuen System
Kern eines solchen Ökosystems wäre die Bereitstellung von Identitätsdaten, die beispielsweise bereits durch eine Bank (oder eine andere vertrauenswürdige Partei) bestätigt wurden – und auf die sich andere Geschäftspartner verlassen können. Sowohl datenschutzrechtlich als auch im Sinne des Grundsatzes der digitalen Souveränität sollte die Kontrolle über die eigenen Identitätsdaten bei der jeweiligen Person liegen, die es letztlich betrifft, meinen die Autoren des Forderungskatalogs.
Banken sollten dabei eine zentrale Rolle übernehmen, meint der Verband. Sie seien ohnehin verpflichtet, die Identität ihrer Kunden zu überprüfen. Beim Online-Banking würden sie auf sichere Verfahren zur Authentifizierung zurückgreifen. Außerdem würden Banken großes Vertrauen der Kunden genießen, wenn es um den Schutz von Daten geht.
Maßnahmenpaket des ID-Ökosystems
Damit ein Ökosystem digitaler Identitäten Realität werden kann, seien, dem Bankenverband nach, drei Maßnahmen zur Anpassung des bestehenden Rechtsrahmens notwendig:
- Gleichwertigkeit der Anforderungen an Identifizierungsprozesse in den sektorspezifischen Regelungen (u.a. im Bereich der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, im Telekommunikationsbereich, im öffentlichen Sektor, bei Vertrauensdiensten). Sofern diese Regelungen auf einer europäischen Rechtsgrundlage basieren, sei eine „Vollharmonisierung“ im Wege einer europäischen Verordnung erforderlich.
- Am wirksamsten ließe sich eine „Vollharmonisierung“ durch einen einzigen sektorübergreifenden europäischen Rechtsrahmen erreichen, auf den sich sektorspezifische Regelungen stützen. Hierdurch wäre auch gewährleistet, dass der Umfang der vom Identifizierungspflichtigen erhobenen Daten im Sinne einer Wiederverwendung EU-weit identisch ist.
- Der Gesetzgeber sollte weiterhin Rahmenbedingungen schaffen, die Rechtssicherheit im Verhältnis zwischen Identitätsempfänger (Verifier) und Identitätsaussteller (Issuer) ermöglichen. Hierbei müssten auch haftungsrechtliche Fragen mitgedacht werden, zum Beispiel Haftungsgrenzen, um einen Interessenausgleich sicherzustellen und Anreizwirkungen zu erzielen.
Der Bankenverband hat einen interessanten Vorstoß gewagt. Jetzt liegt der Spielball im Feld der Macher und Regulatoren. Führt der Weg hin zu mehr Zentralisierung – in ein „Ökosystem der digitalen Identitäten“?
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