Mit 2020 hat nicht nur ein neues Jahr sondern gleich ein neues Jahrzehnt begonnen. Der Blick zurück zeigt: die Herausforderungen, denen sich Banken gegenübersehen, haben sich verändert. Und der Blick nach vorne? Steht die Apokalypse der etablierten Kreditinstitute bevor?
Banken und Sparkassen stehen zu Beginn des neuen Jahrzehnts vor alten und neuen Herausforderungen:
- Die seit mehr als 10 Jahren anhaltende Niedrigzinsphase ist in eine Negativzinsphase übergegangen, deren Ende nicht absehbar ist.
- Die Regulierung wird weiter zunehmen.
- Die Auswirkungen der digitalen Transformation sind allgegenwärtig spürbar.
- Das Kundenverhalten verändert sich zwar (noch) langsam, dafür aber irreversibel.
- Nach FinTechs sind nun endgültig auch BigTechs zu Herausforderern der etablierten Finanzinstitute geworden.
- Jahrhundertealte Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr wie gewohnt und es bestehen Zweifel, ob sie je wieder so funktionieren werden.
Finanzbranche in Wandel
Zahlreiche neue Wettbewerber haben begriffen, dass es Vorteile mit sich bringt, eine echte Bank zu sein und sind dabei, sich als Neo- oder Challengerbanken zu etablieren. N26, Starling, Monzo und andere versuchen, den Etablierten Kunden abzujagen. Sie gewinnen auch massiv Kunden, können aber bislang noch kein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell präsentieren.
Plattform-Banking, für das PSD2 wirkungsvoller Katalysator sein sollte, ist zwar in aller Munde, taugt aber bislang gleichfalls noch nicht als Erfolgsrezept aus der Ergebnismisere.
Werden FinTechs von vielen Finanzinstituten inzwischen vor allem als Innovationsquelle und potentielle Kooperationspartner gesehen, droht, spätestens mit den im vergangenen Jahr begonnenen Aktivitäten einiger BigTechs, neues Ungemach.
Apokalypse der etablierten Finanzbranche?
Können die GAFAS (Google Apple, Facebook, und Amazon) das was die FinTechs entgegen mancher vollmundiger Ankündigungen nicht geschafft haben, nämlich die Banken existentiell bedrohen?
Steht uns nun die Apokalypse des Bankings bevor?
Behält Bill Gates doch recht mit seiner vor über 25 Jahren verkündeten Prognose, dass man zwar Bankgeschäfts, aber keine Banken brächte?
Wohl kaum!
Denn die etablierten Anbieter sind nicht untätig geblieben, sondern haben die Entwicklung erkannt und begonnen, sich an die sich wandelnde Landschaft für Finanzdienstleistungen anzupassen.
Innovation, Disintermediation und Disruption im Bankgeschäft
Über Innovation, Disintermediation und Disruption im Bankgeschäft wird nicht erst seit 1994 gesprochen. Die von Bill Gates als Dinosaurier Verspotteten sind nicht ausgestorben. Die meisten Banken sind seit 1994 nicht nur deutlich größer geworden sondern haben auch erkannt, dass Veränderung fester Bestandteil der Geschäftspolitik werden muss.
Auch die selbstverschuldete Finanzkrise hat – zumindest strukturell – wenig verändert. Die großen Namen gab es schon vorher. Vor allem der viel gescholtenen Regulierung hat die Branche etwas zu verdanken, was anderen Branchen wie Buchhandlungen, Verlagen, Videotheken oder Plattenläden nicht vergönnt war: Einen stabilen, geschützten Rahmen.
Daher sind auch die neuen Wettbewerber darauf angewiesen, mit „echten“ Banken zusammenzuarbeiten oder selbst zur Bank zu werden. Was für FinTechs attraktiv ist, erscheint für Technologieunternehmen indes undenkbar.
Vertrauen ist der Schlüssel zum Erfolg
Für Kunden ist „garantierte Sicherheit“ jedoch das höchste Gut, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Dank ihrer privilegierten Stellung genießen Banken und Sparkassen immer noch viel Vertrauen.
Vertrauen ist jedoch vergänglich und muss jeden Tag neu und hart erarbeitet werden
Die Institute sollten sich dessen bewusst sein und mehr denn je daran arbeiten, im echten Kundeninteresse zu handeln. Gelingt ihnen dies, müssen sie vor der Zukunft keine Angst haben. Gelingt ihnen dies jedoch nicht, wird der Satz von Bill Gates auch in den nächsten 25 Jahren noch häufig zitiert werden.
Für die Naturwissenschaftler unter den Lesern sei angemerkt, dass es mathematisch natürlich unkorrekt ist, 2020 vom Eintritt in ein neues Jahrzehnt zu sprechen, da es kein Jahr „0“ gibt und das neue Jahrzehnt somit mathematisch korrekt erst mit dem Jahr „2021“ beginnt.