FinTechs und andere digitale Herausforderer werden im Bankengeschäft immer bedeutender und zur ernstzunehmenden Konkurrenz etablierter Banken. Diese müssen ihre Widerstandskraft stärken und dabei auf Kultur, Technologie und Ökosysteme setzen.
Ermutigt und ermöglicht durch offene Bankenregulationen wie die überarbeitete Zahlungsservices Richtlinie (PSD2) starten immer mehr Digital-First Banken und FinTechs in den Wettbewerb mit den etablierten Banken. Die „Neuen“ machen bedeutende Schritte ins traditionelle Bankengeschäft in Europa. Das schaffen sie, indem sie den Umsatz existierender Banken erfassen und zuvor loyale Kunden der etablierten Banken für sich gewinnen. Mit neu aufkommenden digitalen Services – von Krediten über Devisen bis hin zur Vermögensverwaltung – haben Kunden mehr Auswahl bei der Wahl ihrer Bankservices als jemals zuvor.
Diese neuen Wettbewerber haben inzwischen eine bedeutende finanzielle Rückendeckung: sechs der ersten Digital Challenger Banken auf dem Markt – Atom Bank, Tandem Bank, Monzo, Starling Bank, Revolut and N26 – erreichen fast 1 Mrd. US-Dollar Investitionen und mehr als 2,5 Millionen Kunden seit 2014.
Finanzbranche im Wandel
Für etablierte Banken ist die Möglichkeit, dass diese neuen Wettbewerber so viele Kunden mit dem Versprechen niedriger Gebühren und einer besseren und digitaleren Erfahrung an sich binden können, ein besorgniserregendes Zeichen. Zusätzlich verstärkt der große Umbruch der politischen Landschaft (wie z.B. der Brexit) diese Umstände, da viele der etablierten europäischen Banken ihren Hauptsitz im UK haben. Regulatorisch ist die Zukunft für diese Banken ungeklärt und daher tendieren sie dazu, Ausgaben zu vermeiden.
Auch der technologische Umbruch in der Branche verursacht einen bedeutenden Wandel mit dem Aufkommen von Innovationen wie der Blockchain, die zentrale Banken wie noch nie zuvor in Frage stellen könnte. Zudem könnten auch Technologie Giganten wie Google, Amazon und Facebook, die sich am Rande der Branche aufhalten, potentiell signifikanten Einfluss auf etablierte Banken nehmen.
Während Regulierungsbehörden das Spielfeld der Branche ebnen und Technologie dabei hilft, die Barrieren für den Markteintritt und die Branchendynamiken zu verändern, müssen europäische Banken immer resilienter werden und ihre Betriebs- und Geschäftsmodelle für das sich verändernde wettbewerbsstarke Umfeld neu definieren, ihre Anpassungszyklen für neue Technologien rasant beschleunigen und die Reaktionsfähigkeit auf geopolitische Veränderungen verbessern. Wie geht man richtig mit solchen Bedrohungen um? Um diese Frage zu beantworten hat Cognizants Center for the Future of Work gemeinsam mit Longitude Resarch mit mehr als 300 Führungskräften von Finanzdienstleistern gesprochen. Dazu gehörten Personen aus unterschiedlichen Unternehmen:
- Etablierte europäische Banken (Unternehmen, die seit zehn Jahren oder länger existieren).
- Challenger Banken (gegründet innerhalb der letzten zehn Jahre).
- FinTech Unternehmen (Anbieter finanzieller Services, die digitale Technologien nutzen).
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie
Sich verändernde Verordnungen ermutigen neue potentielle Marktteilnehmer und ebnen ihnen den Weg. PSD2 und offene Bankenreformen geben Markteinsteigern das Selbstbewusstsein, dass sie im Wettbewerb mit existierenden Banken bestehen können. Etablierte Banken verändern sich dahingegen kaum. Während 61 Prozent der FinTechs und 55 Prozent der Challenger Banken annehmen, dass regulatorische Veränderungen ihre Fähigkeiten etablierte Banken herauszufordern verbessern wird, realisieren nur 36 Prozent ebendieser Banken diese Bedrohung. Dabei geht es nicht um eine zu vernachlässigende regulatorische Änderung in der Branche, sondern den Beginn einer neuen Dynamik.
Etablierte Banken sollten den Einfluss der Blockchain nicht unterschätzen. Die Disintermediation etablierter Banken durch FinTechs, die Blockchain nutzen ist ein ernstzunehmendes Szenario. FinTechs gewinnen diesen Wettbewerb bereits – 34 Prozent nutzen Blockchain Technologien. Im Vergleich dazu nutzen nur 17 Prozent der etablierten Banken die Technologie.
Die „digitalen Einhörner” treten die Tür ein. In Cognizants Studie erkennen Mitarbeiter etablierter Banken, dass die größte Bedrohung, die Einfluss auf ihr Geschäft haben könnte mit 28 Prozent von Technologieanbietern wie Amazon, Google oder Facebook kommen wird. Trotz dieser potentiell tödlichen Bedrohung verändert die Mehrheit der etablierten Banken nichts an ihrem Geschäft.
Ungesicherte Kredite und Devisen sind ein gefundenes Fressen für FinTechs und Herausforderer. Während die Mehrheit der etablierten Banken der Meinung ist, sie könnten einen Wettbewerbsvorteil bei existierenden Servicebereichen beibehalten, fürchten 45 Prozent der Befragten, dass sie ihren strategischen Vorteil bei ungesicherten Konsumentenkrediten verlieren könnten. 38 Prozent sagen dasselbe zu FX. Wer wird diese wettbewerbsstarken Bereiche in fünf Jahren dominieren?
Die Mehrheit der Befragten (77 Prozent) stimmen überein, dass etablierte Banken beim Zugriff auf Kundendaten noch immer im Vorteil gegenüber FinTechs und Challengern sind. Angesichts des Facebook/Cambridge Analytica Skandals sind die Befragten außerdem der Meinung, dass das Vertrauen in etablierte Banken verstärkt wurde. UK Regulatoren treiben den offeneren Zugang zu Daten am stärksten an. Andere Länder bewegen sich hier langsamer und die Akzeptanz der Kunden bezüglich offener Bankenservices bleibt begrenzt. Wie können Banken das Maximum aus diesem Vorteil herausholen?
Banken müssen resilient werden
Die neuen Regeln für Banken kristallisieren sich immer mehr heraus. Ein Teil der etablierten Banken wird zu „resilienten Banken“. Diese Banken priorisieren die Verbesserung der internen Kultur und der digitalen Kundenerfahrung und suchen sich Partner innerhalb und außerhalb der Bankenbranche. Sie verlassen sich darauf, dass sich der Markt weiterentwickeln wird und arbeiten daran, Teil dieser Entwicklung zu sein.
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