Die Mehrheit der Bankkunden hat von PSD2 noch nichts gehört

Chancen für neue, datengestützte Finanzdienstleistungen

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Seit über einem Jahr ist PSD2 Realität. Ziel der EU war es u.a., mehr Transparenz und bessere Angebote für Verbraucher zu schaffen. Doch die haben von den Neuerungen ganz überwiegend nichts mitbekommen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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Im Januar 2018 trat die europäische Richtlinie für den Zahlungsverkehr PSD2 in Kraft. Überweisungen und Bezahlen sollten dadurch für Verbraucher bequemer, billiger und sicherer werden. Zugleich müssen Banken Daten ihrer Kunden an Drittanbieter – z.B. FinTechs – weitergeben, sofern die Kunden zustimmen. Andere Anbieter können damit auf Zahlungskonten der Kunden zugreifen und auf Basis von Kontoständen und Ausgabeverhalten neue digitale Dienste anbieten. Transparenz und eine Erhöhung des Wettbewerbs zum Wohle der Kunden war das erklärte Ziel der EU Kommission.

Viele haben damals eine Revolution des Bankgeschäfts vorausgesagt. Eingetreten ist diese allerdings noch nicht. Und auch bei den Kunden scheint PSD2 bislang noch nicht wirklich angekommen zu sein. Einer Trendstudie des Marktforschungsinstituts HEUTE UND MORGEN zufolge haben fast 80 Prozent der Bundesbürger keine Kenntnis von den neuen Regeln für den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Für die Studie wurden 1.200 Bundesbürger ab 18 Jahren repräsentativ zur PSD2-Richtlinie und zu den damit verbundenen Änderungen und neuen Möglichkeiten befragt.

Verbraucher skeptisch gegenüber PSD2

Noch bemerkenswerter erscheint die Skepsis gegenüber den Regelungen der PSD2. Nach einer entsprechenden Erläuterung reagierten die meisten Verbraucher zunächst skeptisch. 66 Prozent fürchten sogar spontan um die Sicherheit ihres Kontos.

Aktuell sind nur wenige Kunden bereit, Dritten Einsicht in ihre Kontodaten zu gewähren. Am ehesten können sie sich dies bei Versicherern (23 Prozent) vorstellen, bei denen sie bereits Kunde sind. Eigene Energieversorger (9 Prozent) und Mobilfunkunternehmen (8 Prozent), Fremdbanken (6 Prozent), Internetplattformen (5 Prozent), FinTechs (5 Prozent) und fremde Versicherungsunternehmen (3 Prozent) genießen demgegenüber deutlich weniger Grundvertrauen.

Nur 12 Prozent der Verbraucher erwarten durch PSD2 mehr Vorteile als Nachteile. Einzelne Zielgruppen, wie etwa die 18-30-Jährigen, zeigen jedoch jetzt bereits deutlich weniger Vorbehalte, anderen Dienstleistern als nur der eigenen Hausbank Zugriff auf ihre Zahlungskonten zu gewähren. Zudem sind sich immerhin 36 Prozent sicher, durch die neuen Regeln für das Bankwesen keine Nachteile zu erfahren, solange die Datenhoheit bei den Kunden liegt.

Zukunftspotenzial für konkrete PSD2-Anwendungen

Erst bei näherer Betrachtung zeigen sich viele Konsumenten aufgeschlossen für die mit PSD2 verbundenen neuen Möglichkeiten. Dazu wurden den Befragten beispielhaft verschiedene Apps präsentiert, die mit Bankkonten verknüpft werden und konkreten Mehrwerte im Alltag stiften können. Als besonders attraktiv werden hier vor allem Finanzplaner (41 Prozent) und Abo-/Vertragskündigungsservices (41 Prozent) beurteilt, aber auch Apps zur Zinsoptimierung (34 Prozent) sowie zur Optimierung von Versicherungsverträgen (28 Prozent).

Interesse der Bankkunden an ausgewählten Finanz-Apps

Bankkunden stehen neuen Finanz-Apps aufgeschlossen gegenüber.

Je nach App kann sich bereits bis zu ein Viertel der Verbraucher (20 bis 27 Prozent) vorstellen, diese auch selbst zu installieren und zu nutzen. Speziell bei den 18-30-Jährigen sind dies sogar schon deutlich mehr (31 bis 48 Prozent).

Banken sollten proaktiv handeln

Wer weiß, über wie viel Geld die Verbraucher verfügen und für was sie dieses ausgeben, kann gezielt auch weitere, und insbesondere neue digitale Finanzdienste und Services anbieten. Dies erscheint vor allem deshalb wichtig, weil laut der Befragung 76 Prozent der Bundesbürger – und längst nicht mehr nur jüngere – ihre Bankgeschäfte überwiegend online regeln. Viele sogar ausschließlich.

Aufgrund der zunehmenden Vergleichbarkeit und Austauschbarkeit von Finanzdienstleistungen gilt es zudem, verstärkt in die eigene Marke zu investieren und diese attraktiv und zukunftsfest aufzustellen. Banken und Sparkassen tun also gut daran, ihren noch vorhandenen Vertrauensvorsprung zu nutzen und den Kunden selbst innovative Mehrwertdienste anzubieten bevor es zunehmend andere tun.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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