Einer aktuellen Untersuchung der Bundesbank zufolge spricht vieles für Bargeldzahlungen im Einzelhandel. Bargeld sei im Vergleich mit anderen Zahlungsformen schnell und günstig. Allerdings haben die Ergebnisse mindestens einen Haken.
Es ist schon spannend. Während vor kurzem eine Bitkom-Studie vermeldete, dass ein Drittel der Deutschen ihre Einkäufe mit Mobile Payment per Smartphone oder Smartwatch bezahlen würden, hat die Bundesbank in ihrer jüngsten Studie zu den Zahlungsgewohnheiten einen Baranteil i.H. von 78 Prozent und einen von Kartenzahlungen i.H.v. 21 Prozent ermittelt. Da Kartenzahlung die Voraussetzung für Mobile Payment ist, erscheint die von Bitkom ermittelte Nutzungsquote von 30 Prozent einmal mehr als fraglich.
Nun gut, für die Bundesbankstudie (die gemeinsam mit dem EHI Retail Institute erstellt wurde) wurden die exemplarischen Messungen von über 3.100 Zahlvorgängen in 15 Einzelhandelsunternehmen bereits 2017 durchgeführt, also bevor es flächendeckende Anwendungen für Mobile Payment gab, aber ein Umbruch in dieser Höhe erscheint dennoch ungewöhnlich.
Ziel der Bundesbankstudie war es, Kosten und Effizienz verschiedener Bezahlformen zu vergleichen. Neben den Messungen wurden 30 Einzelhändler unterschiedlicher Größe aus unterschiedlichen Branchen zu ihren Kosten für Bar- und Kartenzahlungen befragt. Außerdem wurden die Kosten der Barzahlungen den Kosten der gängigsten bargeldlosen Zahlungsverfahren (girocard, Kreditkarte und SEPA-Lastschrift) gegenübergestellt.
Barzahlung schnell und kostengünstig
Im deutschen Einzelhandel werden jährlich rund 20 Milliarden Transaktionen getätigt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Barzahlung dabei noch immer das schnellste und kostengünstigste Zahlungsmittel für den Einzelhandel sei. Im Durchschnitt würden Barzahlungen gut 22 Sekunden dauern und rund 24 Cent pro Transaktion kosten.
Der Studie zufolge sind Barzahlungen rund sieben Sekunden schneller als Kartenzahlungen mit PIN-Eingabe. Gegenüber der Kartenzahlung mit Unterschrift ist die Zahlung mit Bargeld sogar 16 Sekunden schneller.
Mit Blick auf die Kosten lägen Barzahlungen und girocard-Zahlungen nicht weit auseinander. Insbesondere Barzahlungen bis 50 Euro seien günstiger, da die Fixkosten bei Barzahlungen im Durchschnitt geringer sind. Bei höheren Zahlungsbeträgen sind girocard-Zahlungen die kostengünstigste Variante.
Was ist bitte mit „kontaktlos“?
Die Studie hat allerdings mindestens einen Haken. Da die ihr zugrunde liegenden Erhebungen von Mai bis November 2017 durchgeführt wurden, berücksichtigt sie kontaktloses Bezahlen und Mobile Payment nur unzureichend.
In den letzten Monaten ist nicht nur der Anteil der NFC-fähigen Karten beträchtlich gestiegen, auch Google Pay, Apple Pay und weitere Mobile Payment Lösungen sind inzwischen im Markt eingeführt.
Kontaktloses Bezahlen wird damit mehr und mehr zum Standard bei Kartenzahlungen und – so jedenfalls meine Beobachtungen – geht wesentlich schneller als die traditionellen Bezahlverfahren mit Karte oder Bargeld.
Die Studie berücksichtigt kontaktloses Bezahlen allerdings durch Simulationen. Demnach wären Barzahlungen weiterhin am günstigsten, selbst wenn alle bisher mit PIN durchgeführten Kartenzahlungen kontaktlos erfolgen und Zahlungen für Beträge unter 25 Euro nicht autorisiert werden müssten.
Wegen der Schnelligkeit der kontaktlosen Bezahlungen sind die variablen Kosten hier besonders niedrig. Bezogen auf den Umsatz, wiesen daher kontaktlose girocard-Zahlungen die geringsten Kosten auf, gefolgt vom elektronischen Lastschriftverfahren, kontaktlosen Kreditkartenzahlungen, Barzahlungen und Kreditkartenzahlungen mit Unterschrift.
Knackpunkt Kassierzeit
Ein weiterer Faktor bei der Berechnung der Transaktionskosten in der Bundesbankstudie ist die Kassierzeit. Diese ist jedoch insbesondere bei kleineren Geschäften nicht unbedingt kostenrelevant. Hier dienen Kundengespräche zudem der Kundenpflege und weniger dem Bezahlen.
Zudem lässt sich die Kassierzeit leicht beeinflussen und hängt auch von Faktoren wie Andrang an der Kasse ab.
Bargeld wirklich das Beste zum Bezahlen?
Mich erstaunt immer wieder die (zumindest zwischen den Zeilen erkennbare) Parteinahme der Bundesbank für Bargeld, die von ihr selbst – zumindest offiziell – abgestritten wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie bei Bargeld durch den Druck und die Ausgabe von Banknoten mitverdient.
Die Diskussion darüber, welche Zahlungsform die preiswerteste und schnellste ist, dürfte jedenfalls mit der vorliegenden Untersuchung keineswegs abgeschlossen sein.
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten kostenfreien Zugriff auf die Bezugsinformationen zu Studien und Whitepapern.
Noch kein Premium-Leser?
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte des Bank Blogs (Studienquellen, E-Books etc.) und viele weitere Vorteile.
>>> Hier anmelden <<<
Neu: Tagespass Studien
Sie wollen direkten Zugriff auf einzelne Studien, aber nicht gleich ein Premium-Abonnement abschließen? Dann ist der neue Tagespass Studien genau das richtige für Sie. Mit ihm erhalten Sie für 24 Stunden direkten Zugriff auf sämtliche Studienquellen.
>>> Tagespass Studien kaufen <<<
Ein Service des Bank Blogs
Der Bank Blog prüft für Sie regelmäßig eine Vielzahl von Studien/Whitepapern und stellt die relevanten hier vor. Als besonderer Service wird Ihnen die Suche nach Bezugs- und Downloadmöglichkeiten abgenommen und Sie werden direkt zur Anbieterseite weitergeleitet. Als Premium Abonnent unterstützen Sie diesen Service und die Berichterstattung im Bank Blog.