Finanzinstitute lagern immer mehr Prozesse und Aktivitäten aus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer Studie zufolge werde der Trend zum strategischen Outsourcing zunehmen. Dabei sei jedoch einiges zu beachten.
Trotz wachsender Regulierung und teils veralteter IT-Infrastruktur ist Outsourcing in der deutschen Finanzbranche beliebt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung PwC. Demnach planen knapp 62 Prozent der befragten Finanzinstitute, innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahre weitere Prozesse und Aktivitäten auszulagern. Die Vorgängerstudie von 2018 verzeichnete hier noch 54 Prozent.
Aktuell würden bereits 95 Prozent der Befragten Institute vorwiegend standardisierte Funktionen an externe und interne Dienstleister auslagern, um ihre Effektivität und Profitabilität zu steigern, die Digitalisierung voranzutreiben oder sich nachhaltiger auszurichten. Bei der Auswahl der Dienstleister achteten die Geldhäuser auf Qualität, Expertise und Preisgestaltung. Dass die Manager hier genauer hinsehen, ist verständlich: Mehr als 90 Prozent sähen ihre wichtigsten Dienstleister als langfristige, strategische Partner.
Die wichtigsten Ziele beim Outsourcing
Welche strategischen Ziele die befragten Unternehmen mit dem Outsourcing verfolgen, zeigt untenstehende Grafik. Dabei steht die Effizienz, letztlich also die Kosteneinsparung, mit 81 Prozent klar auf Platz eins. Es folgen die durch Outsourcing mögliche Zugänge zu Expertenwissen und spezialisierte Ressourcen. Kaum eine Rolle beim Auslagern spielen Nachhaltigkeit, Ertragssteigerungen oder sogar Wettbewerbsvorteile.
Der Trend zum Cloud-Dienst
Neben Strategic Sourcing sei auch ein Trend zur Nutzung von Cloud-Diensten erkennbar. Nach Meinung der Autoren der Studie dürften daher Kooperationen mit Cloud-Anbietern und der Einsatz von Produkten, die auf Cloud Services basieren, stark zulegen. 41 Prozent der Institute tendierten dabei zu Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS).
Veraltete Systeminfrastrukturen bremsen Outsourcing
Gebremst werde diese Entwicklung von teils veralteten IT-Infrastrukturen und den komplexen regulatorischen Auflagen für die Cloud-Nutzung: 70 Prozent der befragten Unternehmen hätten erklärt, dass ihre Infrastruktur für den Einsatz moderner Technologien noch nicht oder erst teilweise ausreiche. Immerhin sähen sich 80 Prozent der Dienstleister in der Lage, neue Technologien zu nutzen.
Sustainable Sourcing: Nachhaltigkeit beim Auslagern
Die Untersuchung legt zudem nahe, dass moderne Auslagerungen auch zur nachhaltigen Neuausrichtung der Institute beitragen: 60 Prozent der Befragten sehen die Dienstleister als wichtigen bis sehr wichtigen Erfolgsfaktor, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, heißt es in der Studie.
90 Prozent gehen davon aus, dass die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien aus den Bereichen Environmental, Social und Governance (ESG) in den kommenden ein bis zwei Jahren bei ihren Kooperationen mit Dienstleistern wichtiger werden. 43 Prozent der Befragten berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bereits heute bei ihrer Risikoanalyse und Dienstleistersteuerung.
Schafft Cross-Industry-Sourcing neue Ertragsquellen?
Mehr als 80 Prozent der Finanzinstitute seien außerdem der Meinung, dass die Finanzbranche in den nächsten ein bis zwei Jahren in den Aufbau interaktiver Portale investieren werde. Fremdprodukte böten die Chance, neue Ertragsquellen zu generieren, Schnittstellen zum Kunden zu halten und im Alltag relevant zu bleiben.
Neue Dienstleister in der Finanzbranche?
Die steigende Nachfrage nach Open-Banking-Produkten könnte nach Prognose der Studienautoren zu einem Anstieg der Kooperationen mit Dienstleistern führen, die bislang nicht in der Finanzbranche aktiv waren.
Je 70 Prozent der befragten Institute und Dienstleister gehen davon aus, dass die Bedeutung von Open-Banking-Leistungen, etwa für die Vermögensverwaltung (39 Prozent) und Altersvorsorge (37 Prozent) in den kommenden ein bis zwei Jahren zulegen werde. Damit erhoffen sich die Manager neue Erträge.
Die Studie „Outsourcing in der Finanzindustrie“ können Sie hier direkt herunterladen.
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