Bitcoin, die Entscheidung

Sollen Regionalbanken Kryptowährungen anbieten?

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Jetzt war es klar! So konnte es mit den Kryptowährungen nicht weitergehen. Da hatte sich das Top-Management der Regionalbank AG eisern festgelegt. Was noch fehlte, war ein eindeutiger Vorstandsbeschluss, der diesem hoch spekulativen Unsinn ein Ende bereiten sollte.

Sollen Banken dem Hype um Kryptowährungen folgen?

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CEO Klebel hatte ganz klare Vorstellungen: Über Konten der Regionalbank AG würde es weder An- noch Verkäufe von Bitcoins geben. Natürlich würde auch kein Geldausgabeautomat der Bank jemals die verruchten Kryptowährungen akzeptieren und dafür Kohle ausspucken.

Montag, 8:30 im wöchentlichen Vorstands-Jour Fixe.

„Heute ist es soweit! So kann das nicht weitergehen. Der Bitcoin-Kurs ist um fast zwanzig Punkte gefallen. Wir müssen Kryptowährungen aus unserem Portfolio verbannen.“

„Völlig richtig, Chef!“, assistierte Frau Kern, die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Bank, während sie zustimmend mit ihrer Faust auf den hochglanzpolierten Rosenholztisch des Sitzungszimmers schlug. „Wenn man bedenkt, wieviel Strom das Mining von Bitcoin verbraucht. Ein Wahnsinn.“

Durch den Raum ging ein Raunen. Ja, das war wirklich Wahnsinn, wenn Bitcoin so viel Strom verbrauchte. Klebel nickte finster dreinblickend.

Andererseits …

„Andererseits!“, ließ der CIO verlauten, „Andererseits werden die meisten Bitcoins in den USA und China gemint, viele davon mit erneuerbaren Energien.“

„Das ist ja wohl kein Argument!“, wandte Frau Kern ein. „Kryptowährungen sind spekulativ, verbrauchen viel Energie und können für kriminelle Zwecke verwendet werden.“ Ein giftiger Blick in Richtung CIO ließ bei diesem augenblicklich jeden Widerspruch verstummen.

„Andererseits!“, argumentierte nun der CFO, „Andererseits könnte man auch mit Fug und Recht sagen, dass einige unserer klassischen Produkte ebenfalls spekulativ sind. Aktien zum Beispiel. Und Bargeld kann natürlich auch missbräuchlich verwendet werden.“

„Hmmm… .“, machte Klebel, der einfacheres Spiel erwartet hatte. „Vielleicht sollten wir unsere Position doch noch mal überdenken?“

Bitcoin und Nachhaltigkeit

„Bloß nicht!“, brachte die Nachhaltigkeitsverantwortliche ihren Chef wieder auf Kurs. „Wussten Sie schon, dass Bitcoin mehr Strom verbraucht, als die gesamten Niederlande? Nämlich 119 Terrawattstunden!“

Betretenes Schweigen erfüllte den Raum, auch wenn sich niemand genau vorstellen konnte, wieviel wohl 119 Terrawattstunden sein würden. Wie lange könnte man damit wohl Lasagne kochen, würde Garfield fragen.

„Andererseits!“, wagte sich der CIO nun wieder aus der Deckung. „Andererseits sind die Pläne zum digitalen Euro ebenfalls schon ziemlich weit gediehen. In China hat die Peoples Bank of China den Digitalen Yuan bereits auf den Weg gebracht. Wie wollen wir mit diesen digitalen Währungen umgehen? Auch sie werden einen entsprechenden Stromverbrauch aufweisen.“

„Die Kryptowährungen der Notenbanken sind legale Zahlungsmittel. Vermutlich brauchen die gar keine Energie! Zumindest nicht aus fossilen Rohstoffen.“, kam es aus der Nachhaltigkeitsecke.

„Und das wissen Sie woher?“, wollte der CIO schnippisch wissen.

„Das ist nun mal so!“, schmollte Kern.

„Aha.“ Der CIO ließ das so im Raum stehen.

Regulierte versus unregulierte Kryptowährungen

„Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir als innovative Kommerzbank um einen klaren Bann von Bitcoin und Co gar nicht herumkommen.“ Klebel fühlte sich sichtlich unwohl mit dieser Diskussion. „Das Thema Nachhaltigkeit und die zweifelhaften Anwendungsmöglichkeiten dieser unregulierten Kryptowährungen zwingen uns geradezu, zu handeln.“

„Andererseits!“, meldete sich nun auch der Chef der Kundenbetreuung zu Wort. „Andererseits haben wir in unserem Private Banking Portfolio schon eine Reihe namhafter Kunden, die entweder durch Bitcoins reich geworden sind oder zumindest wohlhabend. Und, Chef, ich darf sagen, das sind gar nicht so wenige!“

„Also verbieten wir jetzt unregulierte Kryptowährungen oder nicht?“, wollte Frau Kern wissen.

„Andererseits“, meldete sich nun der  CDO erstmals zu Wort. „Andererseits bemüht sich derzeit gerade Texas darum, das neue „Bitcoin-Mekka“ zu werden. Mit günstiger Energie und niedrigen Steuern will man Miner und Bitcoin-Firmen anlocken. Wollen wir solche Entwicklungen in unseren Überlegungen einfach außen vor lassen?“

„Wenn ich jetzt noch ein „Andererseits“ höre, dann werde ich ein bisschen böse!“, zischte die Nachhaltigkeitsbeauftragte. „Ich denke, wir haben nun genügend Gründe gehört, um diese spekulativen Kryptowährungen aus unserer „Green Philosophy“ zu verbannen. Immerhin wollen wir eine zukunftsorientierte, innovative Geschäftsbank sein, oder?“

„Andererseits!“, warf nun der CEO kleinlaut ein …

Doch Frau Kern kannte kein Erbarmen mit ihrem Chef: „Raus!“

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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