Wissen Sie, was eine der unterschätztesten Leistungen unseres Gehirns ist? Es ist nicht unsere Intelligenz, unsere Kreativität oder unser Mut. Es ist unsere Aufmerksamkeit! Es gilt, sie zu bewahren und klug zu steuern, auch in einer medialen Welt der Ablenkungen.
Wohin du deine Aufmerksamkeit richtest, bestimmt, wer du wirst. Wenn du nicht selbst bestimmst, mit welchen Gedanken und Bildern du deinen Kopf füllst, werden es andere für dich bestimmen… – Epiktet
Aufmerksamkeit ist unsere kostbarste geistige Ressource. Sie beschreibt die Fähigkeit sich einer Sache zuzuwenden (Orientierung), aus dem Strom der Wahrnehmungsinhalte etwas Relevantes auszuwählen (Selektion) und sich mit seinen Sinnen ganz auf diese Sache einzulassen und zu fokussieren (Konzentration). Aufmerksamkeitssteuerung ist also eine zusammengesetzte Leistung aus verschiedenen Teilkomponenten. Maßgeblich verantwortlich im Gehirn sind Strukturen im Vorderlappen (präfrontaler Kortex).
Viele andere geistige Fähigkeiten ergeben sich ganz von selbst. So hängt unser Gedächtnis, unser Konzentrationsvermögen und sogar unsere Empathie entscheidend davon ab, wie gut wir unsere Aufmerksamkeit steuern können. Denn je stärker wir etwas in den geistigen Mittelpunkt rücken, desto intensiver gelingt die Sinneswahrnehmung und die anschließende neuronale Verarbeitungstiefe.
Rasch erschöpft
Die Crux an der Aufmerksamkeit ist, dass sie als Ressource nicht unerschöpflich ist. Schon Aristoteles schrieb von der „limitatio attentionis“, also Ihrer Begrenztheit. Zwar können wir sie relativ schnell wechseln oder im Bedarfsfall auch verteilen; aber ihren Summenwert können wir kaum erhöhen. Die Gesamtkapazität bleibt gleich, die Hirnleistung fragmentiert lediglich in immer kleinere Bestandteile. Die Folgen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen: Die meisten Denkvorgänge verschlechtern sich und das Gedächtnis wird schlechter. Viele Studien haben überdies belegen können, dass häufige Aufmerksamkeitswechsel auch Stress und Unzufriedenheit produzieren.
Das Relevante auszuwählen und anschließend den Fokus auf einer Sache zu halten, fällt uns heutzutage nicht zuletzt deswegen so schwer, weil unsere Aufmerksamkeit ständig von außen beeinflusst wird. Überall lauern attraktive Ablenkungen und Zuwendungsmöglichkeiten. Alles scheint verlockend, nichts möchte man verpassen. In der (medialen) Welt bedeuten die zahlreichen Mikroinformationen in Form einer SMS, E-Mails, Popup Fenster und Newsticker-Alerts, denen wir uns impulsiv zuwenden, ein Verlust der Selbststeuerung. Der Fokus auf den Moment geht verloren. Durch den Abzug unserer Aufmerksamkeit fehlt sie uns an einer anderen Stelle, wo sie vielleicht gerade wichtiger wäre, bspw. am Schreibtisch, im Straßenverkehr, und im Dialog mit unseren Mitmenschen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass viele Menschen im Arbeitsleben heute mit den vielen Zuwendungsmöglichkeiten häufig überfordert sind. Gefühlt scheint alles wichtig. Die Folge ist ein ständiges Umschalten zwischen verschiedenen Dingen. Am Ende eines Tages hat man für seine Arbeit länger gebraucht, mehr Fehler gemacht und fühlt sich gestresst. Diese Alltagsprobleme sind jedoch nicht Ausdruck einer Erkrankung; stattdessen sind sie viel öfter das Resultat einer schlechten Aufmerksamkeitslenkung: Wir sind geistig heute bei vielen Dingen gleichzeitig und überall ein bisschen, aber letztlich nirgendwo richtig.
Fokussieren Sie sich
Eine gute Selektion und Konzentration verbessert das Denken und stärkt das Gedächtnis, denn Sinneseindrücke werden im Gehirn mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ins Langzeitgedächtnis überführt, wenn Sie sie fokussieren. Einen Zeitungsartikel, dem Sie sich ganz in Ruhe widmen, ohne im Hintergrund Radio zu hören, speichern Sie eher ab. Außerdem verbessert sich Ihr logisches und analytisches Denken, wenn Sie sich auf die Sache konzentrieren und sich nicht permanent von Ihrem Handy ablenken lassen. Das nützt Ihnen sowohl bei einer Excel-Tabelle als auch bei einer Partie Schach. Sogar Ihr empathisches Einfühlungsvermögen erhöht sich nachweislich, wenn Sie sich ganz auf Ihren Gesprächspartner einlassen und ihm während einer Videokonferenz interessiert zuhören, statt nebenher E-Mails zu bearbeiten.
Machen Sie sich klar: Nicht alles um Sie herum braucht Ihre Zuwendung. Und nicht alles verdient sie! Schützen Sie Ihre Aufmerksamkeit vor Diebstahl. Wenn Sie mal wieder umzingelt werden von (digitalen) Aufmerksamkeitsräubern, die Sie alle zur sofortigen Zuwendung verführen, treten Sie innerlich einen Schritt zurück und stellen sich folgende Frage: Was ist jetzt gerade relevant? Was ist in diesem Moment wirklich wichtig?
Sie werden sehen: Diese kurze Reflexion stärkt Ihre Impulskontrolle und verhindert den Diebstahl der kostbaren Ressource. Aufmerksamkeit ist Ihr intimes geistiges Besitztum. Sie dürfen (und sollten) selbst bestimmen, wofür Sie sie einsetzen. In einer reiz- und Informationsdurchfluteten Welt bleibt das zweifellos auch in Zukunft herausfordernd. Aber es ist auch ein erstrebenswertes Ziel, denn eine gute Selektion und eine gute Konzentration belohnt Ihr Gehirn mit einer Leistungssteigerung und gleichzeitig mit einem Gefühl von mehr Gelassenheit und Zufriedenheit.
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