Aktuell herrscht Krypto-Winter. In den letzten Jahren wurde die Branche immer facettenreicher – heute redet man von NFTs und dem Metaverse, schon lange ist der Bitcoin nicht mehr der einzige Treiber der Krypto-Welt. Doch wie geht es 2023 weiter?

Perspektiven für Blockchain-Technologie im Jahr 2023

Blockchain-Technologie im Jahr 2023.

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Es gibt zahlreiche Bereiche im Web3-Ökosystem, die 2023 für wesentliche Impulse sorgen könnten. In jedem Falle ist klar: Die Innovationskraft ist nicht erlahmt, es gab und gibt keinen Abgesang der Krypto-Assets.

In jedem Falle ist klar: Die Innovationskraft ist nicht erlahmt, es gab und gibt keinen Abgesang der Krypto-Assets. Die Hoffnungen der Branche dürften eintreten, aber es wird länger dauern. Es gibt derzeit über 200 Millionen Besitzer von Bitcoin, Ethereum & Co. – natürlich werden es nicht weniger, sondern mehr. Diese Adoption kommt aus unterschiedlichen Bereichen. Im Folgenden stellen wir wesentliche Wachstumsbereiche vor – vom Bitcoin, über CO2-Tokenisierung, den virtuellen Welten des Metaverses bis hin zu digitalen Wertpapieren.

Krypto-Ökosystem und mehr

Das Jahr 2022 war nicht einfach für Krypto-Kenner. Vieles spricht aber für eine positive Entwicklung im neuen Jahr 2023, vor allem die stetig wachsende Adoption. Es geht schon lange nicht mehr nur um Bitcoin. Das Krypto-Ökosystem hat zahlreiche weitere Ökosysteme ausgeprägt, in denen tausende Menschen und hunderte Startups arbeiten: Smart-Contract-Plattformen, Decentralized Finance (DeFi), CO2-Tokenisierung, US-Dollar-Stablecoins, Anwendungen im Bereich Financial Inclusion, digitale Wertpapiere, Tokenisierung von Assets.

Wer an der Innovation und kommenden Disruption von veralteten Systemen zweifelt, sollte genauer hinsehen. In all diesen Bereichen entstehen innovative Projekte mit klarem Mehrwert. All dies kann im Laufe des Jahres 2023 für weitere Wachstumsimpulse sorgen. Trotzdem sollte man geduldig bleiben: Vor dem Hintergrund der Rezession und weiter anhaltender geopolitischer Spannungen erwarten wir kein rasantes Wachstum vor dem Sommer. Im Folgenden stellen wir verschiedene Bereiche kurz vor und legen dar, warum eben diese Bereiche 2023 für weitere Adoption und weiteres Wachstum sorgen dürften.

Web3: Ein weites Feld von Bitcoin bis Metaverse

Das Web3 ist ein weites Feld und das Kürzel „Web3“ ist zudem recht neu. Web3 ist in jüngster Zeit zu einem Sammelbegriff für die nächste Generation des Internets geworden. Gemeint ist nicht nur wie im Web2, dass die Nutzer selbst Inhalte erstellen und verbreiten können (z.B. YouTube, soziale Netzwerke), sondern dass auch Werte digital abgebildet werden können, die – wenn gewünscht – ohne Banken nativ durch das Netz bewegt werden können. Was sich futuristisch anhört, ist bereits Realität geworden: Bitcoin, Ethereum, Stablecoins, Decentralized Finance (DeFi), Non-Fungible Tokens (NFTs), Metaverse, Regenerative Finance (ReFi). Hinter diesen Buzzwords verstecken sich zahlreiche Ökosysteme, die zunehmend substanziell wachsen.

Dies wird durch die nachfolgende Grafik verdeutlicht: Alles begann im Jahr 2009 durch die Entdeckung des Bitcoin. Ab 2015 kamen mit Ethereum dann Smart-Contract-Plattformen hinzu. Nach Ethereum folgten in den nächsten Jahren dutzende weitere.

Basierend auf der Funktionalität der Tokenisierung wurde es möglich, weitere Assets auf Basis von Ethereum abzubilden: So entstanden 2018 Stablecoins, allen voran Tether und Circle. Diese sind auch heute noch fast immer in US-Dollar abgebildet. Mit US-Dollar-Stablecoins lassen sich US-Dollar-Beträge binnen Sekunden durch die ganze Welt transportieren. Signifikante Anwendungen finden etwa im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr statt oder dort, wo andere Währungen oder Finanzsysteme versagen, wie etwa im Libanon. Stablecoins ermöglichen den Kapitalmarkt der Zukunft: DeFi, mit seinen Dutzenden Protokollen, um Kreditvergabe, Versicherungen und Handel mit Assets und Derivativen abzubilden.

Ab 2021 rückten NFTs in den Vordergrund, die zwar grundsätzlich transferierbar sind, aber nicht für den fungiblen (im Sinne von “liquiden”) Handel gemacht sind. NFTs ermöglichen die Darstellung von eindeutigen Assets. Was mit bunten Bildern begann, wird sich im Metaverse fortsetzen.

Das Metaverse entstand konzeptionell im Jahr 2022 durch erste gut funktionierende Testumgebungen. Was als nächstes kommt, lässt sich nicht eindeutig vorhersagen. Einige Domänen deuten sich aber schon an, einige davon werden im folgenden besprochen.

Die verschiedenen Wachstumsbereiche der Krypto-Branche über die Zeit hinweg verteilt bauen aufeinander auf: Bitcoin, Smart-Contract-Plattformen, Stablecoins, DeFi, NFTs, Metaverse.

Wichtig bei Betrachtung der Abbildung ist, dass diese Teil-Ökosysteme aufeinander aufbauen. Es ist nicht so, dass der Zirkus von einem älteren Teil-Ökosystem zum nächsten weiterzieht. Nein, die Teil-Ökosysteme bauen aufeinander auf. Das ermöglicht auch, diese in die Zukunft fortzuschreiben und abzuschätzen, dass neue Ökosysteme hinzutreten. In jedem Falle ist aus der Abbildung klar erkennbar, dass das gesamte Krypto-Ökosystem – also das Web3 – wächst.

Erwartungen für 2023 im Bereich Web3, Bitcoin, Ethereum

Web3 und Krypto-Ökosystem

Der gesamte Bereich Web3 bzw. das Krypto-Ökosystem, wird weiter wachsen. Geschätzt sind derzeit über 200 Millionen Menschen weltweit im Besitz von Bitcoin und anderen Krypto-Assets. In einem Jahr – Anfang 2024 – werden es möglicherweise knapp 300 Millionen Menschen sein. Noch ein Jahr später – im Laufe des Jahres 2025 – wird möglicherweise die 400-Millionen-Marke geknackt werden. Dahinter steckt Adoption einer brillanten Technologie, durch Individuen, die für sich einen Nutzen erkennen – sei es durch den Einsatz von US-Dollar-Stablecoins im Libanon oder durch Eintritt in die bald existierenden virtuellen Welten des Metaverses.

Bitcoin

Die Stärke des Bitcoins ist, dass seine Codebasis sich nur inkrementell weiterentwickeln kann. Daher bleibt der Bitcoin, wie er ist. Er kann seinen Charakter nicht verändern. Der Bitcoin profitiert von einer unglaublichen Markenbekanntheit. Sein Charakter als digitales Gold wurde durch die Krypto-Krise in 2022 angekratzt, aber im Kern nicht beschädigt. Attacken von Zentralbanken überstand er unbeschadet, denn im Gegensatz zu diesen ist die „Geldpolitik“ des Bitcoin einfach verständlich und unveränderbar. Es wird niemals mehr als 21 Millionen Bitcoins geben, und bis diese Zahl erreicht wird, werden jedes Jahr im Schnitt weniger neue Bitcoins ausgeschüttet.

Für 2023 kann weitere Adoption erwartet werden, aber – aufgrund der Krypto-Krise – ganz langsam. Möglicherweise wird sich der Bitcoin-Preis weite Teile des Jahres 2023 zwischen 18.000 US-Dollar und 25.000 US-Dollar bewegen. Vielleicht kommt es im Herbst 2023 zu einem neuen Aufschwung. Vorher ist kaum zu erwarten, dass neue Nachfrage entsteht, die den Preis nach oben treiben würde. Diese kurzfristigen Betrachtungen sind aber ohnehin nur von geringer Bedeutung, weil Bitcoin ein langfristiges Anlageobjekt ist. Wer Bitcoin verstanden hat, investiert auf einen Anlagehorizont von mindestens 5, eher 10 Jahren. Ja, Bitcoin mag derzeit seinen Glanz verloren haben, aber die fundamentalen Argumente, dass Bitcoin wie digitales Gold sein wird und sein kann, sind nicht von der Hand zu weisen. Diese rationalen Argumente dürften jede Krise und alle Attacken überstehen.

Ethereum

Ethereum ist die größte und am weitesten verbreitete Smart-Contract-Plattform. Und das bleibt sie auch. Die schiere Masse an Ethereum-Entwicklern, die Bekanntheit und die Standardisierungsregime der ERC-Formate erzeugen ein dynamisches Ökosystem.

Insofern kann erwartet werden, dass Ethereum sich relativ zu anderen Smart-Contract-Plattformen weiterhin gut entwickeln wird. Weitestgehend aber wird eine Korrelation zum Bitcoin bis auf weiteres bestehen bleiben. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass Ethereum zum Bitcoin als Platzhirsch mit der höchsten Marktkapitalisierung aufschließen könnte.

Stablecoins

Stablecoins finden zunehmend weitere Anwendung. Oben wurde das Beispiel aus dem Libanon zitiert, schon heute gibt es mehrere ähnliche Anwendungsfälle. Weitere kommen in 2023 dazu. Dies betrifft primär die US-Dollar-Stablecoins. Stablecoins anderer Währungen (z.B. Euro) spielen weiterhin keine große Rolle. Für digitale Währungen sind Stablecoins eine wesentliche Implementierungsmöglichkeit neben den sogenannten Central Bank Digital Currencies (CBDCs). Mehr dazu im Absatz zum Digitalen Euro.

Decentralized Finance (DeFi)

Decentralized Finance (DeFi) hat in 2022 gerade während der Krise gezeigt, wie brillant es funktioniert. Der Handel mit Assets fand unterbrechungsfrei statt, Long-/Short-Positionen wurden (leider) wie im Bilderbuch liquidiert. Die Funktion von DeFi mit Bereitstellung von Liquidität als wesentliches Element der Finanzinfrastruktur hat gut funktioniert. Ereignisse wie der FTX-Betrugsfall sind Paradebeispiele, warum DeFi so wichtig sein wird.

Für 2023 kann weitere Adoption erwartet werden, aber nur selten aus dem Bereich des regulierten Finanzmarktes. Adoption wird zunächst eher durch spezialisierte Fonds und Asset Manager geschehen. DeFi funktioniert weiterhin in 2023 brillant, aber wesentliche Wachstumsimpulse dürften von DeFi nicht ausgehen.

Non-Fungible Tokens (NFTs)

Non-Fungible Tokens (NFTs) haben in 2021/2022 Furore durch das Narrativ digitaler Kunst gemacht. Dies war schon damals fragwürdig, weil Kunst eine Knappheit aufweisen muss, die Masse der NFT-Bildchen aber eben alles andere als knapp war. Ja, einige wenige NFT-Salven können als digitale Kunst klassifiziert werden, die Massen an NFT-Bildern aber eher nicht. Dennoch haben NFTs wesentliche Merkmale, die sie zu einer interessanten Technologie machen: Abbildung von digitalen Assets, Tokenisierung, Handel dieser Tokens, etc.

Dass von NFTs als solchen wieder Wachstumsimpulse ausgehen, ist schwerlich vorstellbar. Gleichzeitig ist aber zu erwarten, dass gerade das Metaverse zu großen Teilen auf NFT-Ansätze aufbauen wird. Interessant ist auch, dass gerade Konsumgüter- und Luxusartikelhersteller (z.B. Nike, Adidas, Gucci) sich an NFT-Experimenten und -Umsätzen erfreuen. Die klassische produzierende Industrie dagegen konnte die Blockchain-Technologie in den vergangenen Jahren nicht für sich nutzbar machen.

Metaverse

Das Metaverse ist bisher nur aus ersten Testumgebungen bekannt (z.B. Sandbox, Decentraland). Derzeit sind jedoch Dutzende weitere virtuelle Welten in der Entwicklung. Sobald diese die Qualität von Computerspielen erreicht haben, dürften sie Nutzer anziehen. Dies kann ab Mitte 2023 erwartet werden. Während Facebook/Meta derzeit an einem einzigen Metaverse tüftelt, programmiert die dezentrale Welt an mehreren Dutzend virtueller Welten gleichzeitig.

Wichtig ist folgender Aspekt: virtuelle Welten sind visuell. Damit eignen sie sich in sehr guter Weise für mediale Darstellungen. Vermutlich werden die Medien (traditionelle Medien, soziale Medien, etc.) die Bilderwelten dieser virtuellen Welten rasch verbreiten, so dass in der Tat aus der Ecke des Metaverses neue Impulse für den Web3-Bereich entstehen könnten – auch neue Gruppen von Menschen, die damit in den Web3-Bereich hineinströmen. Genau das kann zukünftig auch für andere „visuelle“ Sektoren wie Mode, Architektur, Möbel, oder sogar die Kreativbranche spannend sein. Was Computerspiele seit Jahren können, wird auch das Metaverse in der Lage sein zu schaffen: Adoption von Dutzenden Millionen von Menschen.

Regenerative Finance (ReFi)

Ein weiterer Bereich ist Regenerative Finance (ReFi). Dahinter verbirgt sich vor allem die Abbildung von CO2-Zertifikaten und anderen ESG-relevanten Projekten auf Token-Basis. In den letzten zwei Jahren ist hier ein veritables Ökosystem herangewachsen, das sicherlich 2023 signifikant wachsen wird. Als größerer Impulsgeber für die breiten Massen eignet sich dies aber nicht, fehlt es eben an der visuellen Komponente und einer entsprechend breiten einfach anwendbaren Infrastruktur. Die ESG-Relevanz jedoch beschert dem Thema CO2-Tokenisierung bereits jetzt eine gewisse Aufmerksamkeit, die sich noch weiter auswachsen wird.

Identität und Privatsphäre

Weitere Bereiche, die seitens der Web3-Welt langsam in den Vordergrund rücken, sind das Thema Identität und Privatsphäre. Auf der einen Seite möchte man Identität etwa im Metaverse ermöglichen, auf der anderen Seite die Privatsphäre schützen. Beides schließt sich nicht aus, sondern beide Bereiche werden ab 2023 zunehmend „entdeckt“ werden und fortan wachsen.

Gaming

Der Bereich Gaming hatte hier und da für erste Impulse gesorgt, aber es kann vermutet werden, dass dieser Bereich ab 2023 hinsichtlich Web3-Integrationen signifikant zu wachsen beginnt. Kern ist die Abbildung von digitalen Assets in Spielwelten.

Gaming ist einer der umsatzstärksten Sektoren der Unterhaltungsbranche – Hollywood wurde schon vor Jahren abgehängt – und spricht vorrangig junge Menschen an. Dies schafft Bezüge zum Metaverse und zu NFTs.

Financial Inclusion

Weiterhin beginnt sich der Bereich „Financial Inclusion“ hinsichtlich der Blockchain-Technologie zu bewegen. Ermöglicht wird dies durch die US-Dollar-Stablecoins, sodass Menschen überall auf der Welt Werte in US-Dollar empfangen oder versenden können. Dies geschieht etwa mit QR-Codes, sofern internetfähige Smartphones verfügbar sind, bedient sich also auch dem wachsenden “Mobile-First”-Trend.

Wenn US-Dollar-Stablecoins empfangen werden können, dann spricht nichts dagegen, dass technikaffine Nutzer in Afrika, Südostasien oder Südamerika sich der Blockchain-Technologie mit ihren Smartphone-Wallets öffnen. Erste Anzeichen sind ersichtlich. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn ITler in Afrika mit US-Dollar-Stablecoins umgehen können, können sie für die Web3-Welt ausgebildet werden und Teil des weltweiten Web3-Jobmarktes werden. Was sich utopisch anhört, wird ab 2023 Realität. Insofern können auch von hier Wachstumsimpulse ausgehen.

Erwartungen im Bereich digitale Wertpapiere und Tokenisierung von Assets

Auch digitale Wertpapiere und die Tokenisierung von Sachwerten oder „echten” Assets sorgte 2022 für weiteres Aufsehen. Dieser Sektor wird weiter wachsen, vor allem weil man hier weitere Partizipation durch die traditionellen Banken und Wertpapierdienstleistungsunternehmen erwarten kann.

Besonders spannend wird dies in 2023, weil es von nun an möglich ist, auch Aktien zu tokenisieren und an liquiden Märkten handelbar zu machen. Allerdings erwarten wir auch hier kein rasantes Wachstum oder einen kometenhaften Aufstieg dieses Sektors. Die heiß ersehnte “Institutional Adoption” (sprich, Adoption von den großen Finanzinstitutionen) ist nun mal ein langsamer Prozess, welcher in Krisenzeiten häufig noch zäher wird.

Verwahrung von tokenisierten Werten

Die Verwahrung von Blockchain-basierten Assets (also sowohl Krypto-Assets als auch jegliche Form von tokenisierten Werten) wird sich weiter zu einer eigenen veritablen Industrie fortentwickeln. Vor allem durch die regulatorische Klarheit bzgl. Kryptoverwahrung in Deutschland und der EU können europäische Anbieter mit einem starken Standortvorteil punkten.

Mehr und mehr Anbieter kommen auf den Markt, viele verwenden dieselben zugrunde liegenden Technologien. Ob sich der Early-Mover-Vorteil der ersten Bafin-lizenzierten Verwahrer in Deutschland langfristig bewähren wird, bleibt abzuwarten.

Fehlende regulatorische Klarheit

Fehlende regulatorische Klarheit vor allem in den USA, aber auch anderen Jurisdiktionen, ist das größte bestehende Risiko für neue Krypto- und Web3-Nutzer – das zeigt auch FTX. Komplett fehlende oder schlechte Regulation ist auch die größte Bremse für weitere Adoption in 2023, vor allem für die institutionelle Adoption. Wir erwarten (und hoffen) allerdings, dass die politischen Entscheidungsträger die richtigen Schlüsse aus den Verwerfungen des Jahres 2022 ziehen können. So sollte sich die Regulatorik in 2023 einen ordentlichen Schritt weiterentwickeln, vor allem eben in den USA wird es Zeit, eine klare und systematische Richtung einzuschlagen.

Ein großer Teil der Krypto-Branche sieht dem mit einer Mischung aus Freude und Angst entgegen. Viele Beteiligte wollen eine gute und klare Regulation, die genug Platz für weitere Innovation lässt. Dies sollte auch den Entscheidungsträgern wichtig sein, denn wer hier extreme regulatorische Ausschläge erzeugt, verliert gegenüber freundlicheren Jurisdiktionen das Potenzial, eine global wachsende Branche zu nutzen.

Passive Indizes für Krypto-Assets

Für Anleger erwarten wir 2023 einen weiteren neuen Trend: passive Indizes für Krypto-Assets. Die technische Komplexität und teils regulatorische Unsicherheit bringen potenzielle neue (weniger technikaffine) Anleger dazu, nach regulatorisch sicheren aber wenig komplexen Möglichkeiten für Investitionen zu suchen.

Was im Aktienbereich nun seit Jahren bekannt ist und sich in Form von ETFs dynamisch ausgewachsen hat, ist derart im Krypto-Bereich noch nicht erkennbar. Indizes, als ETPs auf Xetra und ähnlichen Börsen verfügbar gemacht, sind eine einfache und bewährte Methode, in einen neuen Markt einzusteigen. Es wird hier also das Krypto-Asset in einem bekannten Vehikel „verpackt“ und retail-fähig und liquide auf den Markt gebracht.

In 2023 erwarten wir, dass einige verschiedene Angebote auf den Markt kommen werden und die Adoption deutlich fördern werden. Unter anderem könnte es schon bald die Möglichkeit geben, in verschiedene Sektoren des Krypto-Marktes zu investieren – ähnlich einfach wie der Kauf eines indexbasierten Automotive-, Chemie- oder Techaktien-ETFs.

Der digitale Euro

Der digitale Euro kann in zwei Varianten umgesetzt werden:

  • Euro-Stablecoins und
  • EZB-basierte digitale Währungen (engl. Central Bank Digital Currencies).

Eine deutliche Weiterentwicklung würden wir in 2023 von keiner der beiden Varianten erwarten. Stablecoins sind Stand heute fast immer US-Dollar dominiert und das bleiben sie auch. US-Dollar-Stablecoins sind wohl eines der stärksten Exportprodukte der amerikanischen Krypto-Industrie. MiCA macht es europäischen Wettbewerben zwar möglich, aber sehr schwer, einen Euro als Stablecoin auf den Markt zu bringen. Der Beweis? Circle hat einen Euro-Stablecoin aus den USA (!) heraus begeben.

Auch ein von der EZB begebener digitaler Euro ist noch weit weg: Im Sommer 2023 dürfte sich die EZB zunächst erst einmal formal entscheiden den digitalen Euro zu entwickeln. Derzeit läuft noch eine Findungsphase. EU-basierte Krypto-Anleger werden sich also auf weiteres mit dem US-Dollar als Leitwährung begnügen.

Fazit: Solides Fundament für weiteres Wachstum

2022 ist vorbei und das ist gut so. Die Krypto-Branche startet inmitten eines kalten Krypto-Winters ins Jahr 2023 und ist nun auch dafür gewappnet. An den Fundamenten der Krypto-Welt hat sich nichts verändert: DeFi funktioniert wie erwünscht, Bitcoin und Ethereum scheinen langfristig stabil zu bleiben, US-Dollar-Stablecoins breiten sich aus, neue Bildungsinitiativen von renommierten Hochschulen kommt ins Rollen, mehr und mehr Jobangebote für Menschen mit Wissen und Erfahrung im Krypto-Bereich tun sich auf.

Der Preis von Bitcoin und Ethereum ist lediglich das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage: Dass die Nachfrage nach einer neuartigen Asset-Klasse während einer globalen Krise und in Folge von Zinseingriffen sinkt, darf nicht überraschen. Daher ist es auch nicht richtig, eine gesamte Branche aufgrund einer Kursbewegung für tot zu erklären. Die hier angeschnittenen Themengebiete und Trends bringen reichlich Innovation und Disruptionspotenzial mit sich – und ein Teil davon wird bereits 2023 vermehrt umgesetzt werden.

Ein Wachstum wird 2023 wohl kaum von großen Corporates oder Institutionen kommen, stattdessen bleiben dieselben Individuen die Treiber, die die Krypto-Branche bereits so weit gebracht haben. Grund hierfür ist die erwähnte fehlende regulatorische Klarheit, aber zu großen Teilen auch die Unternehmenspolitik, fehlendes Wissen um das Thema Web3 und die Angst um die eigene Reputation.

Ryan Selkis hat es bereits 2021 trefflich zusammengefasst und wir übersetzen hier aus dem Englischen: „Die Krypto-Branche hat in weniger als 10 Jahren einen $1-2 Billionen (!) Dollar Finanzmarkt geschaffen, ohne jegliche Hilfe der großen Finanzinstitutionen und mit teils aktiver Gegenwehr von Regierungen und Zentralbanken.“ Dieses Fundament steht auch im Januar 2023 solide und bildet das Sprungbrett für das weitere Wachstum der gesamten Branche.


Maximilian Bruckner

Maximilian Bruckner ist Koautor des Beitrags. Er ist Head of Marketing & Sales der 21e6 Capital AG. Zuvor hat er als Executive Director der International Token Standardization Association e.V. verschiedene Arten von Krypto-Assets intensiv erforscht und nach einem hauseigenen Klassifikation-Framework systematisch kategorisiert. Er war maßgeblich an dem Aufbau der wohl weltweit größten Datenbank für Krypto-Asset-Klassifizierungen beteiligt.


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