Bei den Brexit-Verhandlungen wartet die Europäische Union weiter auf Kompromissangebote Großbritanniens. Kommissionschef Juncker hofft auf eine Einigung bei den strittigen Fragen bis Dezember.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
EU pocht auf weitere Zugeständnisse Großbritanniens beim Brexit
Die Europäische Union (EU) wartet bei den Brexit-Verhandlungen weiter auf Kompromissangebote Großbritanniens. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sagte heute am Rande des EU-Sozialgipfels in Göteborg, es gebe noch Arbeit. Er hoffe aber auf eine Einigung bei den strittigen Austrittsfragen bis Dezember. Die britische Premierministerin Theresa May erklärte, sie habe bereits im September zugesichert, dass Großbritannien seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen werde. Man schaue sich die Themen weiter genau an. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein sprach sich unterdessen für ein neues Brexit-Referendum aus. Ein Sprecher des Londoner Brexit-Ministeriums erklärte indes, es werde kein zweites Votum geben. Der britische Bankenverband UK Finance plädiert derweil für ein Freihandelsabkommen für Finanzdienstleistungen. Dabei sollten die Lizenzen der Banken und Finanzdienstleister gegenseitig anerkannt und bei der Aufsicht weiter eng zusammengearbeitet werden, heißt es in einem gestern veröffentlichten Positionspapier.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Cryan: Größere Banken wären gut für Europa
Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat eine Bereinigung des zersplitterten europäischen Bankenmarktes angemahnt. „Europa wäre gut bedient, wenn es eine Handvoll Institutionen gäbe, die auf globaler Ebene konkurrieren könnten“, sagte Cryan heute beim „European Banking Congress“ in Frankfurt. Die USA und China beispielsweise hätten sehr große Finanzkonzerne, die weltweit investierten. „In Europa gibt es zu viele Institute, vor allem in Deutschland.“ Ein Zusammengehen würde aus seiner Sicht helfen, aber dafür müsse das richtige Maß gefunden werden, fügte der Deutsche-Bank-Chef hinzu. Zuletzt hatte der Einstieg des US-Finanzinvestors Cerberus bei der Deutschen Bank Spekulationen über Bankenfusionen in Europa angefacht. Cerberus ist auch an der Commerzbank beteiligt.
Wirtschaft: Spielraum für nächste Regierung bei 76 Milliarden Euro
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält den finanzpolitischen Spielraum der kommenden Regierung für fast doppelt so hoch wie die potenzielle Jamaika-Koalition. Wie aus einer heute bekanntgewordenen Berechnung des Wirtschaftsverbandes hervorgeht, könnten Union, FDP und Grüne in den kommenden vier Jahren über zusätzliche Einnahmen von 76 Milliarden Euro verfügen. Die Parteien hatten den Spielraum auf 35 bis 40 Milliarden Euro beziffert. Mit dem Geld sollte die Regierung vor allem Steuern senken und die Unternehmen stärker fördern, verlangte der DIHK. Ferner solle der Solidaritätszuschlag bis 2021 schrittweise zur Hälfte abgeschafft werden.
EZB-Präsident Draghi hält an lockerer Geldpolitik fest
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat Hoffnungen auf ein rasches Ende der ultralockeren Geldpolitik im Euroraum gedämpft. Zwar befinde sich die Eurozone inmitten einer Phase der soliden wirtschaftlichen Expansion, sagte Draghi heute auf einem Bankenkongress in Frankfurt. Doch sei die Inflationsentwicklung weiter verhalten. „Wir sind noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem die Erholung der Inflation selbsttragend sein kann ohne unsere konjunkturfördernde Geldpolitik“, betonte der EZB-Präsident.
Weidmann: Weniger lockere Geldpolitik wäre gerechtfertigt gewesen
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat heute auf dem „European Banking Congress“ in Frankfurt die Aufwärtsdynamik der Konjunktur im Euroraum herausgestellt. Allerdings habe die Inflation damit nicht Schritt gehalten. Darum sei eine lockere Geldpolitik nach wie vor angemessen, sagte der Bundesbank-Präsident. Dessen ungeachtet hätte er sich im Oktober einen mutigeren Schritt des EZB-Rates gewünscht, bekräftigte Weidmann: „Eine weniger ausgeprägte Lockerung der Geldpolitik im nächsten Jahr und die Festlegung eines eindeutigen Endtermins für den Nettoerwerb von Vermögenswerten wären gerechtfertigt gewesen.“
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Santander offenbar kurz vor Kauf von Polen-Geschäft der Deutschen Bank.
- Italienische Börsenaufsicht nimmt Aktien von Banca Carige aus dem Handel.
Was am Montag wichtig wird
Am Montag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- In Brüssel entscheiden die Staaten der Europäischen Union (EU) am Montag über den künftigen Sitz der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA.
- In Frankfurt veröffentlicht die Bundesbank ihren Monatsbericht für November 2017.