Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union wollen weiterhin erst Klarheit über die finanziellen Verpflichtungen Großbritanniens, bevor mit Gesprächen über die künftigen Handelsbeziehungen nach dem Brexit begonnen wird.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
EU will Brexit-Verhandlungen frühestens im Dezember ausweiten
Die 27 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) wollen frühestens von Dezember an mit Großbritannien über die künftigen Handelsbeziehungen nach dem Brexit sprechen. Das beschlossen sie heute einstimmig. Die britische Premierministerin Theresa May hatte auf einen möglichst raschen Beginn gehofft. Allerdings vermied sie auf dem Treffen, konkrete Zusagen zu geben. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich dennoch überzeugt, dass es einen Brexit-Vertrag zwischen der EU und Großbritannien geben wird. „Ich habe da eigentlich überhaupt gar keinen Zweifel, wenn wir geistig alle klar sind“, sagte die Kanzlerin. Sie sehe „null Indizien dafür, dass das nicht gelingen kann“. Großbritannien habe schon deutliche Signale gesetzt, nur „noch nicht genug, um Etappe zwei (der Verhandlungen) zu beginnen“. Vor dem Start der neuen Gespräche verlangt die EU Klarheit über umstrittene Themen wie die künftige Grenze zwischen Irland und Nordirland oder die Übernahme eingegangener finanzieller Verpflichtungen durch den Austrittskandidaten. Aus EU-Kreisen waren für den letztgenannten Punkt bis zu 100 Milliarden Euro genannt worden. „Wir werden unsere Verpflichtungen einhalten, die wir während unserer EU-Mitgliedschaft eingegangen sind. Wir werden diese Zeile für Zeile durchgehen“, erklärte May nach dem Treffen lediglich.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Cum/Ex-Geschäfte: Fiskus holt sich Steuern zurück
Die deutsche Finanzverwaltung hat 23 Fallkomplexe im Zusammenhang mit den sogenannten Cum/Ex-Geschäften rechtskräftig abgeschlossen. Insgesamt flossen dadurch 436 Millionen Euro in die Staatskasse. Laut eines Medienberichts von heute sind damit etwa 10 Prozent der bekannten Fälle beendet. „Ich finde es erschreckend, dass von 259 Fällen erst 23 abgeschlossen sind“, sagte Steuerexperte Christoph Spengel von der Universität Mannheim. „Das zeigt, wie stark unterbesetzt die Finanzverwaltung ist.“ Er befürchtet, dass weitere Fälle inzwischen verjährt sind: „Nach zehn Jahren gibt es in der Regel keine Chance mehr, eine Sache aufzugreifen.“
Finanzbranche sieht Blasenbildung durch EZB-Politik
Die große Mehrheit der deutschen Finanzbranche sieht bereits Blasen an den europäischen Finanzmärkten oder rechnet mit deren Entstehen. Laut einer heute veröffentlichten Umfrage des Frankfurter Center for Financial Studies sagten das 92 Prozent der Befragten. Als Grund dafür wurde die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) genannt. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer bewertet die Geldpolitik als zum Teil wirksam.
Insider: Powell Favorit für Yellen-Nachfolge
Fed-Direktor Jerome H. Powell gilt als aussichtsreichster Kandiat für den Chefposten der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es. Powell gilt als guter Kompromisskandidat, der in beiden politischen Lagern im Senat auf Zustimmung stößt. Letzterer muss die Ernennung genehmigen .
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Deutsche Bank muss Postbank-Aktionäre entschädigen.
- Orlopp rückt in den Commerzbank-Vorstand.
- Charbit zum Vorstand bei Oddo BHF ernannt.
- Die griechischen Großbanken Piraeus, National und Alpha stoßen NPL ab.
- PayPal mit Gewinnsprung.
- Cerberus-COO Neporent: Sind langfristige Investoren.
Was in den nächsten Tagen wichtig wird
In den kommenden Tagen stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Am Sonntag wählen die Japaner ein neues Parlament.
- Die europäische Statistikbehörde Eurostat veröffentlicht am Montag Zahlen zur Verschuldung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU).
- Die Deutsche Bundesbank gibt ihren aktuellen Monatsbericht heraus.