Der Jahresüberschuss der Deutschen Bundesbank ist gefallen, weil sie ihre Risikovorsorge für mögliche Folgen der gemeinschaftlichen Geldpolitik im Euroraum deutlich aufgestockt hat.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute stehen die folgenden Themen im Blickpunkt:
Bundesbank mit weniger Gewinn und erhöhter Vorsorge
Der Gewinn der Bundesbank ist im vergangenen Jahr von 3,2 Milliarden Euro 2015 auf 963 Millionen Euro gesunken. „Vor allem die Entscheidungen, in großem Stil Anleihen zu kaufen und die Einlagen der Banken beim Eurosystem mit einem negativen Zinssatz zu belegen, spiegeln sich in diesem Jahr in unserer Bilanz“, erklärte Präsident Jens Weidmann heute in Frankfurt. Der Jahresüberschuss sei gefallen, weil die Bundesbank ihre Risikovorsorge für mögliche Folgen der gemeinschaftlichen Geldpolitik im Euroraum deutlich aufgestockt habe: Die Wagnisrückstellungen stiegen um 1,8 Milliarden auf 15,4 Milliarden Euro. Als Grund nannte Weidmann vor allem Zinsänderungsrisiken in Zusammenhang mit dem milliardenschweren Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Es sei bekannt, dass er insbesondere die Staatsanleihenkäufe kritisch sehe – die Vorsorge zu erhöhen sei aber „keine politische Entscheidung, sondern eine technische“, betonte Weidmann. Wenn die Zinsen wieder steigen, sinken die Kurse der gekauften Anleihen. Selbst bei kleinen Zinsschritten könnte dies hohe Wertverluste auf den Anleihenbestand bedeuten. Nach Ansicht des Bundesbank-Chefs sollte die EZB bald die Weichen für einen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik stellen. Von dem Bundesbank-Gewinn werden diesmal 399 Millionen Euro an den Bund überwiesen, weil ein Großteil des Ergebnisses in eine weitere Rücklagendotierung für Pensionsrückstellungen fließt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte für den Haushalt 2017 eigentlich mit 2,5 Milliarden Euro aus Frankfurt gerechnet.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Deutsche Kreditwirtschaft begrüßt PSD2
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat heute konkretisierende Vorschriften, sogenannte technische Regulierungsstandards (RTS), veröffentlicht. Diese bilden eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung der zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) in Europa. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass Drittdienstleister, zum Beispiel Zahlungsauslöse- oder Kontoinformationsdienste, nur über eine dezidierte technische Schnittstelle des kontoführenden Instituts Zugang zum Konto des Bankkunden erhalten dürfen. Damit bleiben die hohen Sicherheitsstandards des Zahlungsverkehrs für Kunden wie Banken erhalten. Zudem werden faire Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer geschaffen. Die DK begrüßt auch den Beschluss der EBA, dass kontoführende Kreditinstitute die Option erhalten sollen, bei Kartenzahlungen oder bei Überweisungen bis zu 30 Euro auf eine gesonderte Transaktionsfreigabe durch den Kunden (zum Beispiel per TAN oder PIN) zu verzichten.
Schäuble: Bankenregulierung vorantreiben
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat dafür plädiert, die Bankenregulierung fortzusetzen statt sie zu lockern, wie es die neue US-Regierung plant. Es wäre ein Fehler, diese Reformen wieder zurückzudrehen, sagte er nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Frankreich und Polen in Paris. Vielmehr müsste die Regulierung vorangetrieben und weitere Lehren aus der globalen Finanzkrise gezogen werden.
US-Notenbanker Powell: Zinserhöhung im März ist Option
Das Direktoriumsmitglied der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hat angedeutet, dass die Märkte absehbar mit einer Zinserhöhung rechnen müssen. Ein Schritt nach oben im März sei eine Option, die auf dem Tisch liege, sagte er vor Journalisten. In den nun vorliegenden Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung hieß es, dass eine geldpolitische Straffung nach Ansicht vieler Währungshüter „recht bald angebracht“ sein könne.
GfK: Konsumlaune trübt sich leicht ein
Die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump und die steigende Inflation haben die Verbraucherstimmung in Deutschland etwas gedämpft. Der Konsumklima-Index geht im März nach drei Anstiegen in Folge voraussichtlich leicht zurück, und zwar um 0,2 auf 10,0 Punkte, wie die Markforschungsgesellschaft GfK heute mitteilte.
BaFin zeigt vermutete Kursmanipulation bei Wirecard an
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat Anzeige wegen mutmaßlicher Kursmanipulation von Aktien des Zahlungsabwicklers Wirecard erstattet. Nachdem die im Frühjahr 2016 begonnene Untersuchung abgeschlossen sei, habe die Behörde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft München eingereicht, hieß es von der BaFin. Die Wirecard-Aktie war damals um ein Viertel gefallen, nachdem im Internet Betrugs- und Geldwäschevorwürfe gegen das Unternehmen erhoben worden waren. Wirecard hat die Beschuldigungen wiederholt zurückgewiesen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Heute gab es folgende Meldungen zu einzelnen Banken:
- UniCredit vor erfolgreichem Abschluss der Kapitalerhöhung.
- Aareal Bank stellt sich auf ein Rückgang beim Neugeschäft ein.
- Barclays hat Umbau fast abgeschlossen.
- Postbank zieht positives Fazit aus Entgelterhöhung.
- Lloyds strebt Banklizenz für künftige Tochter in Berlin an.
Was am Freitag wichtig wird
U.a. folgende Themen stehen Freitag auf der Finanz-Agenda:
- Der neue EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani trifft zu Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin ein.
- Die britischen Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS) und Standard Chartered legen ihre Jahreszahlen vor.