Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht Anzeichen für einen Anstieg der Inflation und erwartet dann eine Wende in der Geldpolitik. Für die EZB sei dies auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Weidmann sieht Perspektiven für geldpolitische Normalisierung
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat für eine rechtzeitige Anhebung der Zinsen plädiert, sobald die Teuerung anzieht. Die Niedrigzinsphase dürfe „nicht zu lange dauern und im Aufschwung müssen die geldpolitischen Zügel zügig und konsequent angezogen werden“, erklärte er laut Vorabbericht der Wirtschaftswoche in einem Interview mit dem Magazin. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält ihre Leitzinsen seit längerem auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Die gegenwärtige konjunkturelle Entwicklung in der Währungsunion beurteilte Weidmann positiv: „Wir erwarten, dass der Auslastungsgrad zunimmt und der Preisdruck steigt. Das eröffnet die Perspektive auf eine geldpolitische Normalisierung.“ Die Geldpolitik müsse symmetrisch handeln, betonte der Bundesbankpräsident. „Wenn der Preisdruck zunimmt, müssen wir geldpolitisch straffen. Und wir dürfen dabei keine Rücksicht auf die Finanzierungslasten der Staaten nehmen“, sagte er. Es stelle sich die Frage „wie viel Spielräume die Geldpolitik noch hat, wenn der nächste Abschwung kommt“. Ihr Inflationsziel von knapp unter 2 Prozent wird die EZB nach Ansicht von Weidmann erreichen. Es liege an vorübergehenden Faktoren wie dem Schuldenabbau der Regierungen, der Unternehmen und privaten Haushalte, dass dies noch nicht der Fall sei. Eine Änderung des Inflationsziels lehnt Weidmann ab: „Es würde unserer Glaubwürdigkeit schaden.“
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
EU beklagt „Blockade“ bei Brexit-Verhandlungen
Die Verhandlungen über den britischen EU-Austritt haben ihr erstes Etappenziel klar verfehlt. Es gebe bisher keinen ausreichenden Fortschritt, um die wichtige zweite Phase der Brexit-Gespräche zu starten, stellte EU-Unterhändler Michel Barnier heute fest. Im Streit über die Schlussrechnung beim EU-Austritt Großbritanniens gebe es sogar eine Blockade. Die EU hofft nun, dass die Hürde bis Dezember genommen wird. Ursprünglich wollte die EU bis Mitte Oktober mit der britischen Regierung wichtige Fragen der Trennung klären und danach über die künftigen Beziehungen sprechen.
Digitalwährung Bitcoin durchbricht 5.000-Dollar-Marke
Die digitale Währung Bitcoin hat heute erstmals die Marke von 5.000 US-Dollar (4.225 Euro) überschritten. Auf der Handelsplattform Bitstamp verteuerte sich ein Bitcoin um bis zu 7,6 Prozent auf 5.186 Dollar. Vor 12 Monaten hatte er noch deutlich unter 1.000 US-Dollar notiert. Analysten nannten als Grund für den Preisauftrieb Spekulationen über eine absehbare technische Neuerung bei Bitcoin. Für den 25. Oktober wird eine weitere Teilung der Währung erwartet. Bereits im August kam es zu einer Aufspaltung in Bitcoin und Bitcoin Cash. Nun solle Bitcoin Gold hinzukommen. Die Bundesbank sieht die Kryptowährung als reines Spekulationsobjekt.
Leitindex Dax übersteigt 13.000 Punkte
Der deutsche Leitindex Dax hat erstmals den Sprung über die Marke von 13.000 Punkten geschafft. Er stieg in der Spitze bis auf 13 002,34 Punkte, kehrte anschließend aber wieder knapp unter die Marke zurück. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Dax nun mehr als 13 Prozent im Plus.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Bund will Commerzbank-Anteile nicht verkaufen.
- HSH-Chef Ermisch ist für Verkaufslösung optimistisch.
- Postbankfilialen bleiben im Norden zu.
- JPMorgan steigert Gewinn überraschend stark.
- Citigroup erhöht Gewinn.
- Urteil im Berufungsprozess gegen UBS am Montag erwartet.
- Flint wird neuer Chef der Großbank HSBC.
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington äußern sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, vor der Presse. Am Abend nehmen beide zudem an einer Pressekonferenz zum Wechsel des Vorsitzes bei der G20-Gruppe teil. Argentinien übernimmt die zeitliche befristete Rolle von Deutschland. Argentiniens Finanzminister Nicolás Dujovne und der Notenbankchef des Landes, Federico Sturzenegger, stellen hierzu ihre Pläne vor.
- Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) lädt in Washington zur Pressekonferenz.
- Die US-Geldhäuser Wells Fargo und Bank of America präsentieren ihre Ergebnisse des dritten Quartals.
- Das Bundeswirtschaftsministerium stellt seinen Monatsbericht für Oktober vor.