Die Finanzbranche ist bei Cloud-Lösungen gespalten: Während der Großteil die Cloud gewinnbringend einsetzt, verliert eine Minderheit zunehmend den Anschluss. Diese und weitere spannende Ergebnisse liefert eine aktuelle Studie.
Die Corona-Pandemie hat die gesamte deutsche Wirtschaft vor eine harte Probe gestellt. Viele der Unternehmen, die Cloud-Services nicht schon vor Corona nutzten oder ihre Einführung planten, haben im Lockdown deren großen Nutzen erkannt, als sie ihre Mitarbeiter von heute auf morgen ins Homeoffice schicken mussten. Laut Cloud-Monitor 2021 nutzen mehr als acht von zehn Unternehmen Cloud-Lösungen und ausnahmslos alle von ihnen bestätigen deren Nutzen im Rahmen der Digitalisierung ihres Betriebs.
Die Finanzbranche ist im Vergleich zu anderen Branchen nach wie vor zurückhaltender, setzt allerdings stärker auf Public-Cloud-Lösungen und bewegt sich insgesamt deutlich in Richtung Cloud-Computing. Datenschutzthemen wie das Schrems-II-Urteil und regulatorische Fragen scheinen die Branche zu spalten: Während die einen ihre Cloud-Strategie daraufhin anpassen, steigen bei den anderen die Bedenken, sie zu nutzen. Dies zeigt eine aktuelle Studie von KPMG zum Thema Cloud..
Finanzbranche bewegt sich in die Cloud
Dreiviertel der Finanzdienstleister haben 2021 bereits Cloud-Lösungen in ihrem Unternehmen eingeführt oder planen dies. Das sind ebenso viele Unternehmen wie 2019 und damit insgesamt nach wie vor weniger als in der Gesamtwirtschaft (82 Prozent). Allerdings ist diese Stagnation keineswegs ein Stillstand: Angetrieben durch die Corona-Pandemie haben vor allem im Bereich der Public Cloud einige Unternehmen ihre 2019 noch vorhandene Absicht in die Tat umgesetzt. Denn die Anzahl der Public-Cloud-Nutzer unter den Finanzdienstleistern stieg im Jahresvergleich von 45 auf 52 Prozent. Damit haben Public-Cloud-Lösungen bei Finanzunternehmen erstmals Private-Cloud-Services (48 Prozent) überholt und nehmen zudem einen größeren Stellenwert ein als in der Gesamtwirtschaft, wo die Private Cloud (63 Prozent) deutlich stärker verbreitet ist als Public-Cloud-Modelle (46 Prozent).
Zudem setzen Finanzplayer sich im Vergleich zur deutschen Gesamtwirtschaft deutlich ehrgeizigere Ziele. So planen sie, bis 2025 im Durchschnitt 58 Prozent (Gesamtwirtschaft: 52 Prozent) der produktiven Tools in die Cloud zu verlegen. Dieses Ziel lässt sich nur mit einem klaren Plan und Disziplin erreichen, so Daniel Wagenknecht, Senior Manager bei KPMG im Bereich Financial Services: „Dafür brauchen Unternehmen klare Zielvorgaben für eine verbindliche Cloud-Nutzung in allen Geschäftsbereichen sowie eine Allokation von IT-Budget auf große Cloud-Transformationsprogramme.“
Darüber hinaus setzt in der Finanzbranche gut die Hälfte der Unternehmen — und damit mehr als in anderen Branchen — auf Cloud-Only- oder Cloud-First-Strategien. Vor allem die Cloud-First-Strategie wählen mit 44 Prozent deutlich mehr Finanzdienstleister als in der Gesamtwirtschaft (31 Prozent).
Cloud treibt Digitalisierung der Finanzdienstleister voran
Die Studie zeigt, dass die Finanzdienstleister, die die Cloud bereits nutzen, von ihrem Mehrwert überzeugt sind: 87 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Bereich Financial Services gibt an, dass Cloud-Lösungen einen großen bis sehr großen Beitrag zur Digitalisierung ihres Unternehmens leisten. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2019. Die übrigen 13 Prozent der Befragten schätzen den Beitrag zur Digitalisierung immerhin noch als gering ein. Somit sind sich alle Finanzdienstleister einig, dass Cloud-Lösungen die Digitalisierung vorantreiben.
Den größten Mehrwert sehen die Unternehmen beim Aufbau von Plattformen zur flexiblen Kooperation mit Dritten; hier bestätigen 89 Prozent einen großen oder sehr großen Nutzen. Weitere Bereiche, in denen die Cloud einen großen oder sehr großen Nutzen hat, sind Prozesse und Workflows (76 Prozent), die Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT (69 Prozent), agile Projekte (61 Prozent), die Entwicklung digitaler Fähigkeiten der Mitarbeiter (51 Prozent) sowie die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle (51 Prozent).
Kluft innerhalb der Finanzbranche wächst
Insgesamt lässt sich festhalten: Der Großteil der Finanzdienstleister hat seine anfängliche Skepsis gegenüber Cloud-Lösungen inzwischen abgelegt. Das Schrems-II-Urteil nimmt der überwiegende Teil (84 Prozent) der Cloud-Nutzer sehr ernst und hat daraufhin technische, organisatorische oder vertragliche Änderungen vorgenommen oder prüft weitere Maßnahmen.
Diesen Unternehmen, die die Vorteile der Cloud-Services erkannt haben und bestehende Modelle nun sukzessive an ihren Bedarf und äußere Umstände adaptieren, steht allerdings noch rund ein Viertel Unternehmen gegenüber, die beim Weg in die Cloud zögern. Auch die Corona-Pandemie konnte diese Unternehmen bislang nicht von den Vorzügen der digitalen Speichermöglichkeiten überzeugen.
Bei ihnen dominiert die Skepsis mit Blick auf den Datenschutz (73 Prozent) sowie regulatorische und rechtliche Fragen (50 Prozent), die das Schrems-II-Urteil eher verstärkt hat. Darüber hinaus haben diese Skeptiker Sorge, Daten zu verlieren (71 Prozent), keine Audits durchführen (52 Prozent) oder die Kosten nicht hinreichend planen oder kontrollieren zu können (43 Prozent). Die Bedenken aufgrund von Hardware-Schwachstellen wie Spectre und Meltdown haben im Vergleich zu 2019 (79 Prozent) deutlich abgenommen und liegen noch bei 32 Prozent der Unternehmen vor.
Skeptiker drohen den Anschluss zu verlieren
Die zunehmende Kluft innerhalb der Finanzbranche wird in den kommenden Jahren spannend zu beobachten sein. Denn der Beitrag von Cloud-Lösungen zur Digitalisierung und Prozessoptimierung scheint unumstritten. Je länger Unternehmen daher mit dem Einstieg in die Cloud warten, desto schwerer werden sie es haben, zu den Pionieren ihrer Branche wieder aufzuschließen.
Interessierte können sich hier die vollständige Studie „Cloud Monitor 2021“ herunterladen.
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