Kommt nach Corona das große Wirtschaftswunder, so wie einst nach dem Zweiten Weltkrieg? Eine aktuelle Studie befasst sich mit den Voraussetzungen für einen solchen Boom und zeigt, wie produktiv die Industrie nach der Krise werden könnte.
Wie könnte, sobald die Politik das Corona-Virus im Griff hat, ein postpandemischer Wirtschafts-Boom entstehen? Den Voraussetzungen dafür und der Höhe eines solchen potenziellen Wachstums hat sich die Unternehmensberatung McKinsey in einer neuen Analyse gewidmet. Dafür nahmen die Verantwortlichen die Aktivitäten von Unternehmen in acht wichtigen Wirtschaftssektoren unter die Lupe, auch zahlreiche Manager befragten sie. Als Forschungsfeld dienten die USA und die sechs größten Volkswirtschaften Europas.
Digitalisierungsturbo stützt Produktivität
Die Corona-Pandemie hat den Digitalisierungsturbo gezündet: 20 bis 25 Mal schneller digitalisieren und automatisieren Unternehmen ihre Prozesse und Geschäftsmodelle als sie das noch vor der Pandemie für möglich hielten, sowohl in den USA als auch in Europa. Das ergab die Umfrage.
Die Studienautoren halten demnach eine Beschleunigung des Produktionswachstums in den USA und Europa von einem Prozentpunkt pro Jahr bis 2024 für möglich. Das entspräche mehr als dem doppelten Wachstum, das es in Deutschland seit der Finanzkrise gegeben hat.
Zudem müssten Firmen produktionssteigernde Maßnahmen ergreifen, insbesondere in Sektoren, die groß genug sind, um die nationale Produktivität zu beeinflussen. Unternehmen müssten ihre Digitalisierungs- und Automatisierungsprogramme ausweiten, die Agilität steigern und neue Geschäftsmodelle realisieren. Wie die Volkswirtschaften aus der Krise kommen, hinge auch davon ab, ob die Nachfrage stark genug ist, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Das größte Potenzial für Produktivitätsbeschleunigungen würde sich der Untersuchung nach vor allem im Gesundheitswesen, im Baugewerbe, in der Informations- und Kommunikationstechnologie und im Einzelhandel einstellen. In diesen Sektoren sei sogar ein zusätzliches Produktivitätswachstum von bis zu zwei Prozent möglich.
Führende Unternehmen vergrößern Wettbewerbsvorteile
Analysen deuteten darauf hin, dass Fortschritte bislang vor allem bei großen Firmen mit hoher Rentabilität gemacht wurden. Diese Unternehmen wären bereits vor der Krise führend gewesen, hätten viel Geld in Forschung und Entwicklung investiert. Während der Pandemie waren sie in der Lage, hohe Summen in Innovation, Automatisierung, Digitalisierung und Entwicklung agiler Organisationsstrukturen zu investieren.
In Deutschland seien die Gesamtinvestitionen im dritten Quartal 2020 gegenüber dem Vorkrisenniveau um vier Prozent gesunken. In Frankreich betrug der Rückgang fünf, in Spanien und dem Vereinigten Königreich elf Prozent. Sollte dieses Ungleichgewicht anhalten, könne eine Kluft entstehen. Nur eine Minderheit von Unternehmen, Haushalten und Regionen würde vom Produktivitäts- und Einkommenswachstum profitieren.
Vielleicht aber steht Deutschland besser da als andere europäische Länder: Der Anteil der Großunternehmen an der Gesamtwirtschaft liegt durchschnittlich höher, die Dynamik bei kleineren Unternehmen, gemessen an der Zahl der Konkurse und Neugründungen, sank mit minus elf bzw. minus vier Prozent in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum Vorjahr weniger gesunken als in anderen Ländern.
Investitionen zur Stabilisierung der Nachfrage
Nur eine nachhaltige Gesamtnachfrage könne ein breites, beschleunigtes Produktivitätswachstum erzeugen. Bei schwacher Nachfrage fänden produktivitätssteigernde Investitionen kaum statt. Unternehmen könnten – so McKinsey – die Nachfrage stärken, indem sie Produktivitätssteigerungen in Form von höheren Löhnen an die Mitarbeiter oder in Form verbesserter Produkte und Dienstleistungen an die Kunden weitergeben. Zudem sollten nötige Investitionen in Nachhaltigkeit und Mitarbeiterschulung vorgezogen werden.
Bei schwacher Nachfrage werde deutlich weniger investiert, und den Firmen falle es schwer, ihren Marktanteil zu erhöhen. Ohne die genannten Maßnahmen würde die Nachfrage kaum mit einem möglichen Produktivitätsschub mithalten. Einkommensschwächere Haushalte haben unter der Krise gelitten und könnten demnach bei beschleunigter Digitalisierung weiter unter Druck geraten, heißt es.
Staatliche Maßnahmen zur Unterstützung
Auch der Staat sei gefragt. Deutschland hätte mit einem Stimulus von elf Prozent des Bruttoinlandprodukts mehr zur Konjunktur beigetragen als andere europäische Länder.
Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Nachfrage könnten sein, so die Studienautoren:
- ein auf Innovation ausgerichtetes öffentliches Beschaffungswesen,
- direkte Investitionen in Forschung, Entwicklung und Infrastruktur,
- die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums,
- höhere CO2-Preise und Standards zur Nachhaltigkeit sowie
- die Anpassung von Bauvorschriften und Bereitstellung von Flächen für den Wohnungsbau.
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