Die aktuellen Corona-bedingten Hygienemaßnahmen zeigen Einfluss auf das Zahlungsverhalten der Deutschen. Bargeldloses Bezahlen wird immer beliebter. Eine aktuelle Studie analysiert, wie sich dieser Trend auch nach der Krise fortsetzen könnte.
Bei den Bezahlmethoden ist Deutschland – im Vergleich mit anderen europäischen Ländern – ein eher konservatives Land, in dem die Barzahlung immer noch den Großteil der Transaktionen ausmacht. Nun nimmt aber auch in Deutschland die Zahl der elektronischen Transaktionen zu – wie eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group zeigt.
Demnach haben 2019 227 elektronische Transaktionen pro Kopf und Jahr stattgefunden; legt man die aktuelle Entwicklung der Zahlen zugrunde, könnten es 2024 schon 278 elektronische Bezahlvorgänge pro Kopf und Jahr sein. Und selbst damit läge Deutschland lediglich im Mittelfeld des europäischen Kennwerts, der aktuell 264 Transaktionen pro Kopf und Jahr beträgt. Spitzenreiter Norwegen kommt sogar auf 563 bargeldlose Transaktionen.
Corona-Krise als Katalysator für digitales Bezahlen
Zwar hat die Corona-Krise digitale Zahlungen insgesamt befeuert, manche Konsumenten dürften nach Ende der Pandemie jedoch zu alten Zahlungsgewohnheiten zurückkehren. Die Prognosen für die Erträge von Banken und Zahlungsdienstleister fielen zudem im Vergleich zum Anstieg der Transaktionen nur relativ moderat aus: Je nachdem, wie schnell die Wirtschaft sich von den Folgen der Pandemie erholt, sei bis 2024 lediglich mit einem Wachstum der Erträge um ein bis vier Prozent auf maximal 1,8 Billionen US-Dollar zu rechnen.
Das ist vergleichsweise gering, wenn man bedenkt, dass die Branche zwischen 2014 und 2019 Rekordzuwächse von durchschnittlich 7,3 Prozent auf aktuell 1,5 Billionen US-Dollar verzeichnete. Für Deutschland liegen die Prognosen bestenfalls bei einem jährlichen Wachstum von einem Prozent, im schlechtesten Fall müsse man mit Einbußen von 1,7 Prozent pro Jahr rechnen, getrieben durch sinkende Zinserträge.
Drei denkbare Konjunktur-Szenarien für die Zukunft
Da die genaue Entwicklung der Konjunktur ungewiss ist, haben die Studienautoren drei Konjunktur-Szenarien aufgestellt:
- Eines, das eine schnelle Erholung der Wirtschaft vorsieht,
- das zweite, das mit einer langsamen Erholung der Wirtschaft rechnet und
- eine dritte Option, die von tiefgreifenden Auswirkungen der aktuellen Krise ausgeht.
Langfristig steigen in allen Szenarien die Transaktionserträge zwischen 2025 und 2029 wieder deutlicher an.
Die Zahlungsdienstleister könnten bis 2029 mit Erträgen zwischen 1,9 und 2,4 Billionen US-Dollar kalkulieren, was einer jährlichen Wachstumsquote von 4,4 bis 5,6 Prozent entspräche. Zwar drücke die aktuelle Pandemie kurzfristig die Erträge, weil das Konsumverhalten insgesamt abnehme. Mittelfristig sei aber nicht nur bei der Zahl der Transaktionen, sondern auch auf der Ertragsseite mit starkem Wachstum zu rechnen. Für Anbieter gelte es, sich jetzt auf diese Entwicklung vorzubereiten.
Markt für Zahlungsdienstleister im Umbruch
Das Privatkundengeschäft ist aktuell nach wie vor mit einem Anteil von zwei Dritteln der größte Ertragsbringer im Zahlungsverkehr. Entscheidende Triebkraft sei der Onlinehandel, der während des Lockdowns einen enormen Schub erhalten hat. Gleichzeitig ist aber auch das Risiko von Zahlungsrückständen oder Rückbuchungen für Kartenanbieter und Händlerbanken in Sektoren wie der Reise- und Veranstaltungsbranche nicht zu vernachlässigen.
Anbieter müssten daher kurzfristig ihr Kundenportfolio anpassen und ihr Risikomanagement verbessern. Zudem müssten etablierte Finanzdienstleister, die sich Marktanteile sichern wollen, näher an ihre Kunden heranrücken.
Das andere Drittel der Zahlungsverkehrserträge stammt aus dem B2B-Bereich. Anbieter von ERP- und Treasury Management Software, globale Einkaufsplattformen und FinTechs drängen seit längerem auf den Markt, was durch Corona nur noch weiter verschärft werde. Künden bräuchten heute Lösungen für Probleme wie Cash-Flow-Prognosen in Echtzeit, für die Optimierung der Liquidität oder die Sicherstellung einer kurzfristigen Finanzierung zu adäquaten Konditionen.
Der Markt für Zahlungsdienstanbieter sei heute hoch dynamisch und absolut im Umbruch. Die Wachstumschancen sind zwar attraktiv, mit ihnen steigt jedoch auch der Handlungsdruck. Anbieter sollten ihr Produktportfolio am veränderten Kundenverhalten ausrichten, ihre Organisation konsequent datengesteuert umstellen und vor allem die Digitalisierung vorantreiben. Fusionen, strategische Kooperationen und der Aufbau von Ökosystemen könnten dabei hilfreich sein.
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