Laut Studienaussagen verbringen bereits in jeder dritten Bank 30 Prozent der Mitarbeiter einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit digitalen Themen. Damit verschieben sich ihre Arbeitsinhalte schleichend in Richtung Digitalisierung, und ganz bestimmte Kompetenzen werden relevant.
„Einfache Beratungstätigkeiten wird es in den Banken immer weniger geben“, bringt ein Branchenanalyst den aktuellen Status quo zur zentralen Mitarbeiterqualifikation auf den Punkt.
Digitalisierung stellt Mitarbeiter vor neue Anforderungen
Tatsächlich fegt die Digitalisierung gerade über das traditionelle Beratungs- und Filialgeschäft von Banken und anderen Kreditinstituten hinweg und stellt neue Anforderungen an alle Mitarbeiter. Das hat auch die Führung erkannt und will daher im kommenden Jahr verstärkt die Bereitschaft ihrer Mitarbeiter, sich aktiv auf Veränderungen einzulassen, mit höchster Priorität fördern. So sagt es der aktuelle HR-Report 2017 von Hays und dem IBE aus. 78 Prozent aller Befragten sehen hier akuten Handlungsbedarf. Gleichzeitig räumen die Studienteilnehmer allerdings ein, dass diese Vorbereitung sehr schwierig werden dürfte (61 Prozent), zumal es sich bei den fehlenden Fähigkeiten bei den meisten um mentale Kompetenzen handelt, die es aufzubauen gilt. Und das werten die Manager doch als recht dickes Brett, das es zu durchbohren gilt.
Denn mit klassischen digitalen Kompetenzen, die man braucht, um Online-Angebote zu entwickeln oder Apps zu konzipieren, sind Banken häufig schon recht gut ausgestattet. Onlinebanking und elektronischer Zahlungsverkehr gehören bereits seit einigen Jahren zum Standardrepertoire im modernen Kundenservice. In der öffentlichen Diskussion wird hier fälschlicherweise oft zu viel in einen Topf geworfen. Denn wenn es um die Kompetenzen geht, die Mitarbeiter benötigen, um ihren Arbeitgeber technisch, organisatorisch und kulturell in eine neue Ära zu führen, reichen Kenntnisse in Softwareentwicklung, Webdesign oder User-Experience nicht mehr aus. Wer sein Kerngeschäft mitsamt dessen Wertschöpfungsprozessen grundlegend weiterentwickeln muss, braucht die richtigen Soft Skills im Mitarbeiterteam.
Zentrale Anforderungen an Mitarbeiter in Banken
Laut der Hays-Studie „Banken im digitalen Wandel“ sucht daher das Personalmanagement fieberhaft nach neuen Mitarbeitern, die folgende Eigenschaften für den neuen Job mitbringen: hohe Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme (44 Prozent), Bereitschaft, sich aktiv auf Veränderungen einzulassen (43 Prozent), Flexibilität in Bezug auf Einsatzort und -zeit (33 Prozent). Zudem sollen die Kandidaten die Fähigkeit besitzen, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken (31 Prozent). Solche Eigenschaften lassen sich weder von heute auf morgen erlernen, noch können sie im ersten Gespräch mit einem neuen Mitarbeiter sofort identifiziert werden. Zudem dürfte sich laut Aussagen unserer Studie die Weiterentwicklung interner Mitarbeiter in Richtung dieser sozialen Fähigkeiten weitaus schwieriger gestalten, als wenn die Unternehmen auf externe Unterstützung mit entsprechendem Profil setzen.
Neuer Mitarbeitertyp ist gefragt
Wen wundert es da, wenn 62 Prozent der befragten Bankmanager diese Kompetenzen eher bei den gut ausgebildeten Hochschulabsolventen vermuten als beim eigenen Personal, das erst einmal lernen muss, im Kopf umzudenken. Nur 31 Prozent setzen auf erfahrene Experten, die sie durch den Dschungel der Digitalisierung navigieren.
Am liebsten hätte man den Mitarbeitertypus, der mit unverbrauchtem Blick neue kreative Möglichkeiten in den Arbeitsstrukturen und in der Projektarbeit aufzeigt und gleichzeitig solide Fachkenntnisse aus unterschiedlichen Fachbereichen mitbringt. Aus unserer Sicht ein Wunsch, der sich in der Realität nur schwer abbilden lässt. Denn einerseits möchten die Banken junge Hochschulabsolventen, andererseits brauchen sie doch die Umsetzer, die mit viel Projekt- und Prozesserfahrung Mitarbeiter motivieren und im Change mitnehmen können. Die gewünschten Fähigkeiten vereinen sich allerdings meist nicht in einer Person. Personaler sollten daher mehrgleisig fahren, um sich die benötigten sozialen Kompetenzen an Bord zu holen.
Auf das Arbeitsumfeld kommt es an
Viele Personalentscheider sind sich auch noch nicht der Tatsache bewusst, dass die Mitarbeiter mit den gewünschten Kompetenzen auch ein entsprechendes Arbeitsumfeld erwarten, um den Change merklich voranbringen zu können. Zwar gaben in unserer Studie 48 Prozent an, sie würden arbeitsorganisatorisch ein stärkeres Augenmerk auf den Ausbau des Projektgeschäftes legen, allerdings verbindet damit mehr als die Hälfte der Befragten ausschließlich eine verbesserte technische Ausstattung.
Hier dürfen die Personalentscheider in den Banken nicht zu eindimensional denken. Denn der konsequente Ausbau von projektwirtschaftlichen Strukturen ist immer weniger eine Frage des fachlichen Know-hows. Die digitale Ära erfordert von den Mitarbeitern in Banken vor allem, dass sie sich täglich mit einer Fülle von komplexen Projekten auseinandersetzen. Sie müssen eine rasche Auffassungsgabe haben, damit sie sich immer wieder auf neue Projekt- und Teamkonstellationen sowie Vernetzungsformen einlassen können. Damit sie für dieses vielfältige Neuland überhaupt eine Bereitschaft entwickeln können, sollte die Führung in der Bank für neue strukturelle Rahmenbedingungen sorgen und ihre Firmenkultur anpassen. Genau das haben 44 Prozent der Manager bereits auf ihre persönliche Agenda für 2017 gesetzt.