Das Finanzwissen der Deutschen bleibt weiterhin auf einem (zu) niedrigen Niveau. Eine aktuelle repräsentative Umfrage verdeutlicht, dass in Deutschland ein dringender Bedarf an verbesserter Finanzbildung besteht.
Finanzbildung ist wichtig, weil sie Menschen hilft, fundierte Entscheidungen über ihre Ausgaben, Ersparnisse und Investitionen zu treffen. Sie trägt dazu bei, finanzielle Risiken zu minimieren und langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Außerdem ermöglicht sie ein besseres Verständnis von Krediten, Schulden und Zinsen, was vor Überschuldung schützt.
Der Bankenverband hat anlässlich einer aktuellen Umfrage erneut vor den Risiken gewarnt, die durch zunehmende Lücken in der Finanzbildung der Bundesbürger entstehen. Die repräsentative Umfrage zeigt, dass ein Großteil der Befragten sich nicht ausreichend mit ihren Finanzen auseinandersetzt und grundlegende Finanzbegriffe nicht versteht. Dies führe dazu, dass viele Menschen bei Finanzfragen unsicher sind.
Rückläufiges Interesse an Finanz- und Wirtschaftsthemen
Erschreckend ist der deutliche Rückgang des Interesses der Deutschen an Finanz- und Wirtschaftsthemen seit der letzten Umfrage. Nur noch jeder zehnte Befragte gibt an, ein „sehr starkes“ Interesse an Finanz- und Wirtschaftsthemen zu haben, während ein weiteres Fünftel zumindest ein „starkes“ Interesse bekundet.
Bei den eigenen Finanzen sieht es kaum besser aus: Nur 44 Prozent der Befragten befassen sich regelmäßig mit ihnen. Fraglich bleibt, wie effektiv dies geschieht. Zwar kümmern sich ältere Menschen etwas häufiger um ihre finanziellen Angelegenheiten, das aber wirft die Frage auf, ob die jüngere Generation ihre finanzielle Zukunft nicht zu leichtfertig behandelt.
Besonders alarmierend ist, dass von den Erwerbstätigen derzeit nur 35 Prozent „voll und ganz“ zustimmen, sich ernsthaft mit ihrer Altersvorsorge beschäftigt zu haben – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 56 Prozent vor vier Jahren.
Deutsche überschätzen ihr Finanzwissen
Unverändert überschätzen die Deutschen ihr Finanzwissen. Fast 60 Prozent der Befragten glauben, sich in Finanzfragen gut auszukennen, doch diese Selbsteinschätzung steht im starken Widerspruch zu ihrem tatsächlichen Wissen. Ein beträchtlicher Teil weiß beispielsweise nicht, was an der Börse passiert – ein Problem, da die Börse zunehmend an Bedeutung für Altersvorsorge und Vermögensaufbau gewinnt.
Besonders besorgniserregend ist, dass zwar zwei Drittel den Begriff „Inflationsrate“ kennen, aber nur ein Drittel die aktuelle Höhe der Inflation richtig einschätzt. Solche Wissenslücken können gravierende Folgen haben, da die Inflation nicht nur die Lebenshaltungskosten, sondern auch die Kaufkraft von Ersparnissen und Renten beeinflusst.
Ruf nach Wirtschafts- und Finanzbildung
Eine klare Mehrheit der Befragten plädiert für eine verstärkte Wirtschafts- und Finanzbildung in den Schulen. 74 Prozent sind dafür, und 69 Prozent befürworten die Einführung eines eigenen Schulfachs, das Wirtschafts- und Finanzkompetenzen vermittelt. Diejenigen, die sich mehr Wirtschaftsthemen im Unterricht wünschen, legen dabei besonderes Augenmerk auf den Umgang mit Geld, Altersvorsorge-Möglichkeiten und ein grundlegendes Verständnis des Finanz- und Wirtschaftssystems.
Signal an die Politik
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass das Bewusstsein für die Relevanz von Finanzbildung in Deutschland mittlerweile fest verankert ist und ein breiter gesellschaftlicher Konsens besteht. Dies sei ein eindeutiges Signal an die Politik, die bestehenden Ansätze für eine umfassendere und zugänglichere Finanzbildung jetzt entschlossen zu fördern.
Finanzbildung darf keine Wahlmöglichkeit sein, sondern ist eine essentielle Notwendigkeit, damit die Menschen fundierte und nachhaltige Entscheidungen für ihre finanzielle Zukunft treffen können.
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