Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft schreitet in rasantem Tempo voran. Vor allem das IoT verspricht revolutionäre neue Geschäftsmodelle mit enormen Chancen für die Industrie. Das hat Auswirkungen auch auf den Zahlungsverkehr.
Im Rahmen der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft gewinnt das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) als Teil der Industrie 4.0 zunehmend an Bedeutung. Es verspricht vielfältigste neue Geschäftsbereiche und -modelle sowie attraktive Investitionsmöglichkeiten. Der europäischen Industrie bietet es eine einmalige Chance, sich als Weltmarktführer zu positionieren.
Vernetzung von Maschinen und Geräten
Hierbei bezeichnet der Begriff IoT die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Geräten. Dabei werden diese Geräte mit einer digitalen Identität ausgestattet, sodass sie miteinander kommunizieren und ohne menschliche Eingriffe autonom Prozesse ausführen können. Dieser Trend wird in der Zukunft zunehmend an Relevanz gewinnen. Bis 2025 soll die Gesamtzahl von IoT-Geräten auf 75 Milliarden ansteigen. Dazu gehören beispielsweise Maschinen, Roboter, Sensoren oder sonstige digitale Gegenstände. Der Megatrend IoT wird in den kommenden Jahrzehnten die Industrie nachhaltig verändern. Hierbei stehen nicht nur die Optimierung und Vernetzung von Produktionsprozessen zur Effizienzsteigerung im Fokus, sondern auch eine vollumfängliche digitale Transformation, die neue, innovative Geschäftsmodelle ermöglicht.
Nutzung des IoT setzt Prozessautomatisierung voraus
Vernetzte Maschinen und Geräte werden zukünftig miteinander interagieren und manuelle Handgriffe durch intelligente, automatisierte Prozesse ersetzen. Die vollen Potenziale dieser IoT-Geräte in der Industrie lassen sich jedoch nur dann realisieren, wenn die gesamte End-to-End-Prozessstrecke – von der Leistungserbringung über die Bereitstellung bis hin zur Zahlungsabwicklung – betrachtet wird.
Auf diese Art und Weise können die Dienste eines IoT-Geräts und die entsprechende Zahlung sofort über die gleiche Infrastruktur, möglicherweise auf Basis eines Distributed Ledgers, durchgeführt werden. Menschliche Interaktionen, wie eine Zahlungsautorisierung, führen zu Systembrüchen. So sind heutige komplexe Wertschöpfungsketten, wie ein internationales Handelsgeschäft, typischerweise sehr dokumentenlastig und analog.
Wird das gesamte Potenzial der Vernetzung der IoT-Geräte inklusive der Zahlungsausführung ausgeschöpft, können Effizienzen erheblich gesteigert werden und es entstehen neue Geschäftsmodelle. Bereits heute existieren erste Ansätze von innovativen Pay-per-Use-Modellen, die im IoT zukünftig üblich sein werden.
IoT ermöglicht neue Geschäftsmodelle
In der Konsequenz muss nun der komplette Zahlungsprozess ebenfalls weiter digitalisiert und automatisiert werden, um das volle Potential dieser Innovationen auszuschöpfen. Programmierbare Zahlungen bzw. programmierbare Zahlungsmittel unterstützen und ermöglichen erst diesen Fortschritt.
Bei genauer Betrachtung umgesetzter Pay-per-Use-Geschäftsmodelle und -Skizzen zukünftiger Ansätze fällt auf, dass die Integration des Zahlungsverkehrs oftmals eine besondere Herausforderung darstellt. So wird aktuell für das Auslösen von Zahlungsaufträgen eine menschliche Interaktion benötigt.
Distributed-Ledger-Technologie als Option
Mit der Vernetzung von Maschinen steigen die Anforderungen an die Digitalisierung der Zahlungsverkehrsinfrastruktur erheblich. Um das volle Potenzial des IoT auszunutzen, bietet sich die Nutzung einer Distributed-Ledger-Technologie (DLT) an. Ziel muss es dabei sein, für die Industrie eine nahtlose, effiziente, sofortige und skalierbare Zahlungsausführung bereitzustellen.
Der Beitrag ist Auftakt einer vierteiligen Artikelserie. Im nächsten Teil wird erläutert, wie Zahlungen heutzutage durchgeführt werden. Zudem werden hiermit einhergehende Probleme sowie Ineffizienzen des derzeitigen Zahlungssystems thematisiert.
Folgende Koautoren haben an dem Beitrag mitgewirkt:
- Jonas Groß (Projektmanager am Frankfurt School Blockchain Center und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth).
- Mario Reichel (Managing Consultant bei PPI und seit vielen Jahren im europäischen und internationalen Zahlungsverkehr tätig).
- Serkan Katilmis (Mitgründer und CEO von CashOnLedger mit über 20 Jahre Erfahrung bei namhaften Unternehmensberatungen).
- Maximilian Forster (Co-Founder CashOnLedger Technologies GmbH und Mitglied vieler Gremien und Verbänden).
- Anja Kristina Kamping (Senior Consultant im Bereich Payments bei der PPI AG). Schwerpunktmäßig betreut sie im Bereich Payments die Themen rund um den Digitalen Euro, Kryptowährungen und Blockchain
- Philipp Schröder (Managing Consultant im Bereich Payments bei der PPI AG).