Neulich habe ich eine nette kleine Geschichte im Internet gefunden. Es ging um das Thema „Unternehmensstrategie“: Wie sie entsteht und wer dabei wie mitwirkt. Und es ging auch um Kommunikation und die Einsamkeit des Top Managements.
Hintergrund
Das Top Management in vielen Unternehmen, und ich behaupte, gerade in Banken und Sparkassen hat es schwer. Es ist einsam und bekommt zu wenig ehrliches Feed-back. In der Hierarchie überwiegen die Ja-Sager und kritische Geister sucht man oft vergebens. Sicherlich, das System hat es meistens so gewollt. Gegensätzliche Meinungen sind unbequem und es kostet Zeit und Energie, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Vergessen wird dabei aber oft, dass Energie erst durch Reibung entsteht, auch positive Energie.
„Der Plan“
Vor einiger Zeit bin ich im Blog Vision Nord Ouest von Richard Blaquiere auf einen wie ich finde bemerkenswerten Beitrag gestoßen, den ich Ihnen hier vorstellen möchte. Er beschreibt die verhängnisvolle Informationskaskade beim Entwurf einer neuen Unternehmensstrategie in einem Unternehmen. Die kleine Geschichte findet man im Internet auch auf vielen anderen Seiten unter dem Motto „shit happens“. Doch lesen Sie selbst:
Im Anfang stand „Der Plan“
Und dann kamen die Annahmen.
Und die Annahmen waren ohne Zusammenhang.
Und der Plan war vollkommen ohne Substanz.
Und das Entsetzen war den Gesichtern der Arbeiter abzulesen.
Und sie sprachen miteinander und sagten „Das ist ein Haufen Sch… und er stinkt zum Himmel“.
Und die Arbeiter gingen zu ihren Vorgesetzten und sagten:
„Das ist ein Eimer voll Mist und keiner kann den Geruch ab.“
Und die Vorgesetzten gingen zu ihren Managern und sagten zu ihnen:
„Das ist ein Behälter mit Exkrementen, der sehr stark riecht. Möglicherweise gibt es einige, die das nicht aushalten können.“
Und die Manager gingen zu ihren Abteilungsleitern und sagten zu ihnen:
„Das ist ein Gefäß voller Dünger, und keiner vermag seine Stärke auszuhalten.“
Und die Abteilungsleiter besprachen sich untereinander und einer sagte zum anderen:
„Es enthält das, was Pflanzen zum Wachstum verhilft, und es ist sehr stark.“
Und die Abteilungsleiter gingen zu den Bereichsleitern und sagten zu ihnen:
„Dieser neue Plan wird aktiv das Wachstum und Effizienz dieses Unternehmens fördern und unsere Bereiche im Besonderen.“
Und der Vorstand sah auf den Plan.
Und sah, dass er gut war, und der Plan wurde zur neuen Unternehmensstrategie.
Und so beginnt eine verhängnisvolle Katastrophe im Unternehmen ihren Lauf zu nehmen.
Bewertung
Quintessenz der Geschichte ist, dass das Management mehr auf seine Mitarbeiter an der Front hören sollte. Sind es in dem industriellen Umfeld die Arbeiter, so sind es im Bankbereich die Mitarbeiter in den Filialen und Service Centern. Die Ausdrucksweise mag in Banken eine andere sein, die Inhalte decken sich, wenn es um einsame Entscheidungen des Vorstands geht.
Leider kenne ich nur allzu viele Banken und Sparkassen, in denen der Vorstand allenfalls in der Weihnachtszeit durch die Filialen rauscht, statt regelmäßig das offene und kritische Gespräch mit der Belegschaft zu suchen. Die „einfachen“ Mitarbeiter, insbesondere diejenigen mit Kundenkontakt kennen die Stärken und Schwächen ihres eigenen Insituts jedoch meistens ziemlich gut und genau und könnten der Führung hilfreiche Ratschläge vermitteln. Das Management müsste einfach nur hinhören und dabei offen auch für kritische Hinweise sein. Zudem ließe sich durch hierachieübergreifende Gespräche die häufig vorhandene Filterfunktion des mittleren Managements einfach mal ausschalten.
Was meinen Sie? Kommt Ihnen die Situation auch reichlich bekannt vor? Was kann man dagegen tun? Was sollte man dagegen tun?