Die Erträge und mit ihnen auch die Geschäftsmodelle deutscher Banken und Sparkassen stehen unter anhaltend hohem Druck. Einer Studie zufolge müssen die Kreditinstitute eingefahrene Bahnen verlassen und die Digitalisierung als Chance begreifen.
Das anhaltende Zinstief, die sinkenden Margen, eine schwächere Kapitalrentabilität und eine gleichzeitig stark gestiegene Regulierung erhöhen den Handlungsbedarf für die deutschen Finanzinstitute. Gleichzeitig müssen sie in die Digitalisierung investieren und innovative neue Wettbewerber abwehren, die sich derzeit mit ihren digitalen Dienstleistungen zu einer ernsthaften Konkurrenz entwickeln.
Einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zufolge, haben viele Banken zu lange an tradierten Denkweisen und in der Vergangenheit komfortablen Geschäftsmodellen festgehalten. Ein Großteil der Institute habe insbesondere die Chancen, die eine weiterführende Digitalisierung eröffnen könnte, noch viel zu wenig im Blick und riskiere damit eine Verschlechterung der eigenen Position im Wettbewerb.
Viele Banken sehen Digitalisierung als Bedrohung
Der Studie zufolge fühlten sich 76 Prozent der befragten Banken durch internetbasierte Zahlungssysteme bedroht. 63 Prozent sehen in digitalen Marktplätzen eine Gefahr und 54 Prozent im Open Banking, also dem Öffnen von Banken und dem Teilen von Daten als Folge von PSD2.
Insbesondere die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 bedeute einen radikalen Schnitt, da Banken bestimmte Kundendaten der Konkurrenz zur Verfügung stellen müssen. 60 Prozent der befragten Geldhäuser sehen die Gefahr, dass ihnen neue Wettbewerber Kunden abspenstig machen.
Dennoch sei das Vertrauen in die etablierten Geschäftsmodelle auf Seiten der Banken unverändert groß: So geben 86 Prozent an, sich sicher oder ziemlich sicher zu sein, dass ihre Geschäftsstrategie auch vor dem Hintergrund der anhaltenden Niedrigzinsphase wirtschaftlich weiterhin tragfähig ist.
Digitalisierung wird vor allem als Weg zur Kostensenkung gesehen
Investitionen in die Digitalisierung verursachen hohe Kosten, die die Banken in Anbetracht ihrer sinkenden Ertragskraft nicht mehr so leicht finanzieren können. Immerhin 81 Prozent der befragten Institute sind der Meinung, dass sie mit höheren Erträgen aus dem Provisionsgeschäft die Digitalisierung finanzieren können. Fraglich bleibt allerdings, ob höhere Provisionen in einem für Banken schwierigen Markt- und Wettbewerbsumfeld überhaupt möglich sind.
90 Prozent der befragten Banken nennt die Reduktion von Kosten als Hauptgrund für Investitionen in die Digitalisierung. Immerhin 85 Prozent wollen mit ihrer Hilfe aber auch ihre Wettbewerbsposition stärken und in den kommenden Jahren wachsen. Befragt danach, welche Bereiche besonders stark von der Digitalisierung betroffen sein werden, nennen 90 Prozent der deutschen Finanzinstitute das Privatkundengeschäft, gefolgt von den Wertpapierdienstleistungen mit 62 Prozent.
69 Prozent der Befragten sehen in geringeren Personalkosten und 50 Prozent in der Schließung von Filialen einen Weg, um die Investitionen zu finanzieren. Die Digitalisierung dürfte daher das Filialsterben weiter beschleunigen. Zum einen, weil immer mehr Prozesse online stattfinden. Zum anderen aber auch, weil die dafür erforderlichen Finanzmittel durch Einschnitte beim Filialnetz freigesetzt werden sollen.
Digitalisierung ist kein Selbstläufer
Doch die Digitalisierung sei kein Selbstläufer. Um die Chancen auszuschöpfen, müssten Banken technologisch aufrüsten und das dazu notwendige Know-how im eigenen Haus bis in die Führungsetagen hinein etablieren.
Damit verbunden sei auch ein Kulturwandel. Richtig verstanden bedeute Digitalisierung weit mehr als nur eine weitere Automatisierung mit dem Ziel, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Sie könne vielmehr einen wichtigen Beitrag leisten, um Geschäftsmodelle anzupassen oder sogar neue zu entwickeln und so die Wettbewerbsposition verbessern.
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