Einer aktuellen Studie zufolge, lässt die Hälfe der deutschen Banken mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise noch immer kein ausreichendes Risikobewusstsein erkennen. Ursächlich seien vor allem falsche Anreizsysteme.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC hat Führungs- und Fachkräfte von 100 deutschen Kreditinstituten aus unterschiedlichen Bereichen zur Risikokultur befragt. Den Ergebnissen zufolge hat sich seit der globalen Finanzkrise wenig verändert. Das Risikobewusstsein sei noch immer unzureichend.
In vielen Banken unzureichende Risikokultur
Nur knapp die Hälfte der Befragten kann demnach ein „deutliches Umdenken“ im Umgang mit Risiken erkennen. 45 Prozent können einen Wandel „kaum“ oder „gar nicht“ feststellen. 15 Prozent geben sogar an, seit der Krise habe sich gar nichts geändert.
62 Prozent der Befragten empfinden die Risikokultur im eigenen Haus als angemessen; 34 Prozent sagen dagegen, in ihrer Bank sei das nicht der Fall. Auch die Fehlerkultur erscheint ausbaufähig. So empfinden momentan nur 69 Prozent der Befragten den Umgang mit Fehlern in ihrer Bank als offen und transparent.
Lediglich ein Viertel der Banken habe einen formell definierten Wertekanon. Immerhin stellen in diesen Häusern 54 Prozent der Befragten eine „hohe Übereinstimmung“ zwischen dem Kanon und der gelebten Praxis fest.
Über ein verbindliches Rahmenwerk zur Risikokultur verfügt knapp jede dritte Bank. Bei einem weiteren Drittel gibt es entsprechende Pläne, beim übrigen Drittel nicht einmal das.
Falsche Anreizsysteme verhindern Risikobewusstsein
Von entscheidendem Einfluss seien immer noch die bestehenden Anreizsysteme der Banken. So betrachten 51 Prozent der Manager die aktuellen Bonusmodelle als „potenzielle Treiber für das Eingehen höherer Risiken“. 73 Prozent stimmen der Aussage zu, dass ambitionierte Zielvorgaben die Mitarbeiter generell dazu verleiten können, höhere Risiken in Kauf zu nehmen.
Entscheidend sei eine Top-Down gelebte Risikokultur. Dabei würden Vorstand und Senior Management eine entscheidende Rolle spiele, denn ein gesteuerter Kulturwandel beginnt stets von oben. 52 Prozent der Befragten sehen Vorstand und Senior Management in der primären Verantwortung für das Thema Risikokultur. 29 Prozent der Teilnehmer hingegen sehen keine Verantwortung bei Vorstand und Senior Management, Risikocontrolling-Funktion, Compliance-Funktion oder Human Resources.
Einfluss der Regulierung wird positiv gesehen
Interessanterweise wird die zunehmende Regulierung von Bankmanagern nicht nur kritisch gesehen. Deutsche Kreditinstitute erhoffen sich vor allem weitere Impulse zu Ansatzpunkten sowie ergänzende Leitlinien seitens der Aufsichtsbehörden.
86 Prozent der befragten Entscheider stimmten der Aussage zu, dass „ein stärkerer Einfluss durch Regulierung und Aufsicht hilft, die Risikokultur im Finanzsektor zu verbessern“.
Uneins sind sich die Manager allerdings in der Frage, wie Aufseher und Regulierer dabei vorgehen sollen. Nur rund 50 Prozent der Institute sprechen sich für die Einführung strikter Anforderungen in Bezug auf eine Risikokultur aus. Stattdessen wünschen sich viele der Befragten, dass die Regulierer Prinzipien und Empfehlungen vorgeben und so Handlungsspielraum wahren.
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten kostenfreien Zugriff auf die Bezugsinformationen zu Studien und Whitepapern.
Noch kein Premium-Leser?
Premium Abonnenten des Bank Blogs haben direkten Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte des Bank Blogs (Studienquellen, E-Books etc.) und viele weitere Vorteile.
>>> Hier anmelden <<<
Neu: Tagespass Studien
Sie wollen direkten Zugriff auf einzelne Studien, aber nicht gleich ein Premium-Abonnement abschließen? Dann ist der neue Tagespass Studien genau das richtige für Sie. Mit ihm erhalten Sie für 24 Stunden direkten Zugriff auf sämtliche Studienquellen.
>>> Tagespass Studien kaufen <<<
Ein Service des Bank Blogs
Der Bank Blog prüft für Sie regelmäßig eine Vielzahl von Studien/Whitepapern und stellt die relevanten hier vor. Als besonderer Service wird Ihnen die Suche nach Bezugs- und Downloadmöglichkeiten abgenommen und Sie werden direkt zur Anbieterseite weitergeleitet. Als Premium Abonnent unterstützen Sie diesen Service und die Berichterstattung im Bank Blog.