Niedrigzinsen, schwache Kapitalmärkte und eine zunehmende Regulierung machen den Banken zu schaffen. Insbesondere deutsche Banken blicken pessimistischer in die Zukunft als die europäische Konkurrenz.
Die Unternehmensberatung EY (ehemals Ernst & Young) hat 250 führende Banken in Europa, davon 72 aus Deutschland, zu den Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate befragt. Vor allem die deutschen Institute rechnen mit einer weiter rückläufigen Profitabilität und gehen von einem Stellenabbau im eigenen Haus aus.
Trübe Stimmung bei deutschen Banken
Während europaweit mehr als die Hälfte der Banken mit besseren Geschäften und nur 23 Prozent mit einer Eintrübung rechnen, sind deutsche Banken deutlich pessimistischer.
So rechnen 42 Prozent der deutschen Institute mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage im laufenden Jahr. Lediglich 31 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Im Durchschnitt gehen die deutschen Banken von einer Verschlechterung der Eigenkapitalrentabilität um 0,2 Prozent aus. Europaweit wird hingegen ein Anstieg um 1,1 Prozent erwartet, die irischen und britischen Banken rechnen sogar mit einer Verbesserung um 2,8 bzw. 2,7 Prozent.
Damit sind die deutschen Banken im europäischen Vergleich neben den polnischen Kreditinstituten am pessimistischsten.
Gut 60 Prozent der Geldinstitute in Deutschland wollen der Umfrage zufolge in den nächsten zwölf Monaten Stellen streichen. Zudem erwarten 42 Prozent noch für das laufende Jahr eine mittlere oder starke Konsolidierung im deutschen Bankensektor. Auf 3-Jahres-Sicht prognostizieren sogar 92 Prozent eine umfassende Marktbereinigung durch Fusionen, Übernahmen oder das Ausscheiden von Marktteilnehmern.
Vielfältige Gründe für Ertragsprobleme
Hauptgründe für die nachlassenden Erträge sind zum einen das historisch niedrige Zinsniveau, das die Zinseinnahmen schrumpfen lässt, zum anderen hohe regulatorische Anforderungen an Eigenkapital und Risikovorsorge, welche die Gewinnmargen belasten.
Gleichzeitig drängen immer neue Wettbewerber auf den Markt und verstärken den ohnehin sehr hohen Preisdruck.
Banken müssen neue Ertragsquellen finden
Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht, im Gegenteil steht zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik weiter lockert, und eine schwache Entwicklung an den Kapitalmärkten zu sinkenden Einnahmen aus dem Wertpapierhandel führen wird.
Insbesondere deutsche Banken müssten daher verstärkt über neue Ertragsquellen nachdenken und beispielsweise Gebühren für Bankdienstleistungen verlangen, die bislang umsonst waren, so die Studienautoren.
Da die Personalausgaben knapp über die Hälfte der operativen Kosten der Branche ausmachen, ist auch ein weiterer Stellenabbau wahrscheinlich.
Es geht letztlich für viele Institute darum, ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell zu finden.
Verstärktes Kreditgeschäft als Ansatzpunkt
Um Ertragsspielräume zu sichern wollen Banken mehr Kredite. Die Hälfte der deutschen Institute gibt an, mehr Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben zu wollen.
Die Herausforderung dürfte dabei sein, gleichzeitig weiter Risikopositionen in den Bilanzen abbauen und das Ausfallrisiko in stärker risikobehafteten Branchen zu mindern. Insofern dürften nicht alle Branchen von der Mehrvergabe profitieren.
Brexit bereitet deutschen Banken keine Sorgen
Deutsche Banken sehen einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU vergleichsweise gelassen. Nur jedes zehnte Institut rechnet mit starken negativen Folgen für das eigene Geschäft. Jede zweite Bank sieht überhaupt keine negativen Auswirkungen im Fall eines Brexit,
Europaweit würde ein Austritt Großbritanniens aus der EU bei fast jeder vierten Bank nach eigener Einschätzung zu einer starken Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit führen. Besonders betroffen von einem Brexit wären britische und irische Banken, bei denen sogar 53 bzw. 48 Prozent mit erheblichen Problemen rechnen.
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