Eine Studie zeigt: Deutsche Finanzinstitute sind aktuell zwar erfolgreich wie lange nicht mehr, hinken jedoch weiterhin ausländischen Instituten und Spezialbanken hinterher. Zudem droht der Zinseffekt zu verpuffen.
Aktuell erleben die heimischen Geldinstitute eine Phase des Erfolgs, wie sie lange nicht mehr gesehen wurde. Im Jahr 2022 konnten sie ihre Zinserträge um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern, was insgesamt 138 Mrd. Euro ausmachte. Das vergangene Jahr war damit das ertragreichste seit einem Jahrzehnt. Doch trotz dieser deutlichen Steigerung der Profitabilität hinken deutsche Kreditinstitute auf ihrem Heimatmarkt Auslandsbanken und Spezialbanken hinterher. Dies geht aus einer aktuellen Studie von McKinsey & Company hervor.
Deutliche Unterschiede in der Profitabilität
Demnach bestehen erhebliche Unterschiede in der Profitabilität innerhalb des Marktes. Die Eigenkapitalrendite deutscher Banken lag zwar im Jahr 2022 bei 4 Prozent, was deutlich über den Vorjahren lag. Ausländische Institute und Spezialisten wie Direktbanken, Konsumentenkreditbanken und Autobanken waren jedoch mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite von 10,4 Prozent deutlich rentabler als der gesamte Sektor.
Auslandsbanken und Spezialisten konnten zudem ihren Marktanteil steigern, von 30 Prozent im Jahr 2010 auf mittlerweile 40 Prozent. Besonders in profitablen Bereichen wie dem Asset Management oder bei Unternehmenskrediten, wo ihr Marktanteil teilweise bereits erheblich höher ist, konnten sie zulegen.
Zinsmargen und Kreditnachfrage gehen zurück
Gemäß der Studie könnte das gegenwärtige Niveau der Profitabilität möglicherweise nicht nachhaltig sein, da der Auftrieb durch die Auswirkungen der Zinswende nachlässt. Schon jetzt sehen sich die Banken aufgrund des Wettbewerbs gezwungen, ihren Kunden im Privatkundengeschäft attraktivere Zinssätze anzubieten. Gleichzeitig steigen die Refinanzierungskosten für die Banken. Beides führt zu verringerten Zinsmargen.
Zusätzlich zur sinkenden Kreditnachfrage aufgrund höherer Zinsen und steigender Investitionskosten tragen die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und die schwache Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zu den Herausforderungen bei.
Abhängig von verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien könnte die durchschnittliche Eigenkapitalrendite deutscher Banken laut der Studie im ungünstigsten Fall – unter der Annahme einer anhaltend hohen Inflation und einer anhaltenden Rezession – bis zum Jahr 2030 auf bis zu 0,5 Prozent absinken.
Schlüssel für mehr Profitabilität
Banken sollten – so die Empfehlung – die eigene Bilanz flexibilisieren und agil steuern, um Marktanteile zu gewinnen und langfristig erfolgreich zu sein. Eine weitere entscheidende Komponente für die Profitabilität der Banken liege in der Digitalisierung. Durch den Einsatz digitaler Arbeitsweisen und Prozesse könnten Banken ihre Effizienz erheblich steigern und Kosten reduzieren. Die besten 10 Prozent der Banken in Europa geben – in Bezug auf das Kosten-Ertrags-Verhältnis – zweieinhalb Mal so viel für Technologie aus wie die schwächsten 10 Prozent.
Zusätzlich gewinnen neue technologische Entwicklungen an Bedeutung. Generative Künstliche Intelligenz habe das Potenzial, die Produktivität der Bankenbranche erheblich zu steigern, insbesondere in den Bereichen Marketing und Vertrieb, Operations und Informationstechnologie. Darüber hinaus könnte der Einsatz generativer KI-Tools auch dazu beitragen, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter zu reduzieren und das Risiko von Betrugsfällen durch eine bessere Erkennung zu mindern.
Die Digitalisierung werde umso wichtiger, da auch das Thema Personalmangel in den Banken wieder ein Thema ist. Bereits heute sind 40 Prozent der Mitarbeiter deutscher Banken über 50 Jahre alt. Bis 2030 dürften 30 Prozent des aktuellen Personals aus Altersgründen ausscheiden. Somit bedarf es bei den Banken auch eines Umdenkens, um Personal wieder stärker für eine Tätigkeit in der Bankenbranche zu gewinnen, zu binden und zu entwickeln.
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