Eine aktuelle Umfrage zeigt: Banken in Deutschland blicken optimistisch in die Zukunft, zumindest in die eigene. Während verschiedene Faktoren für steigende Erträge sorgen, erwarten die Institute eine weitere Konsolidierung.
Trotz der schwierigen konjunkturellen Situation stehen Banken in Deutschland aktuell deutlich besser da als vor zwei Jahren. Ein wesentlicher Grund dafür sind die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, die zu einer deutlichen Verbesserung der Ertragssituation geführt haben. Daher ist die Stimmung im deutschen Bankensektor besser als die gesamtwirtschaftliche Lage, so eine aktuelle Studie von EY.
Einschätzung der konjunkturellen Lage und der eigenen Perspektiven
Banken in Deutschland sind bezüglich der konjunkturellen Entwicklung wenig optimistisch: 47 Prozent der Geldhäuser erwarten in diesem Jahr eine Verschlechterung der Wirtschaftslage, wobei neun Prozent sogar eine starke Eintrübung prognostizieren. Nur 30 Prozent rechnen aktuell mit einer Verbesserung in den kommenden 12 Monaten. Der Anteil derer, die mit einer starken Verschlechterung rechnen, ist aktuell so hoch wie noch nie in früheren EY-Befragungen.
Diese pessimistische Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung steht im starken Kontrast zur Wahrnehmung der eigenen Lage und Perspektiven: 92 Prozent der befragten Finanzinstitute bewerten ihre aktuelle operative Geschäftsentwicklung positiv, was mehr ist als in den beiden vorherigen Befragungen in den Jahren 2022 und 2019. Auch die künftige Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten wird von 93 Prozent als positiv eingeschätzt.
Veränderte Geschäftsmodelle und neue Produkte
Viele Institute haben ihre Geschäftsmodelle an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst und neue Einnahmequellen durch innovative Finanzprodukte und Nachhaltigkeitsinitiativen erschlossen.
Insgesamt gaben 59 Prozent der befragten Finanzinstitute an, ihre Geschäftsstrategien kürzlich angepasst zu haben (davon 7 Prozent grundlegend und weitere 52 Prozent leicht).
Fast zwei Drittel der befragten Finanzinstitute haben in den letzten 18 Monaten zudem zusätzliche Einnahmen durch neue Produkte im Bereich Nachhaltigkeit und ESG generieren können. 46 Prozent der Banken geben an, sich zudem durch neue, innovative Finanzprodukte neue Einnahmequellen erschlossen zu haben.
Weitere Konsolidierung im Bankensektor?
Die Mehrheit der befragten Institute ist sich einig über die Konsolidierung im deutschen Bankensektor: Fast jede zweite Bank prognostiziert für die kommenden zwölf Monate weitere Fusionen und Übernahmen, und in den nächsten drei Jahren rechnen sogar vier von fünf Instituten damit. Nur wenige Banken (3 bzw. 6 Prozent) erwarten eine abnehmende Konsolidierungsaktivität in naher bzw. mittlerer Zukunft.
Mehr als ein Drittel der Institute erwartet einen weiteren Rückgang der Zahl der Bankfilialen in Deutschland um bis zu 5 Prozent. 63 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Zahl der Filialen um mindestens 5 Prozent sinken wird, und 13 Prozent prognostizieren einen Rückgang um mehr als 10 Prozent bis 2025. Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der Bankfilialen in Deutschland auf 19.501 gesunken und damit erstmals unter die Marke von 20.000 gefallen.
Lockangebote und Kreditvergabe im aktuellen Zinsumfeld
In Zeiten gestiegener Zinsen rücken sogenannte Lockangebote bei den Einlagenzinsen wieder in den Vordergrund. Derzeit bieten 38 Prozent der befragten Finanzinstitute entweder unterschiedliche Einlagenzinsen für Neukunden im Vergleich zu Bestandskunden an oder haben spezielle Angebote, um neue Einlagen zu generieren.
Bei der Vergabe von (Unternehmens-)Krediten sind die Institute hingegen mehrheitlich vorsichtig. Angesichts der verhaltenen Konjunkturaussichten erwartet jedes zweite befragte Finanzinstitut, dass sich die Kreditvergabepolitik gegenüber Unternehmen in den kommenden sechs Monaten restriktiver gestalten wird. 40 Prozent der Institute rechnen mit keiner Veränderung in ihrer Kreditvergabepolitik.
Über 70 Prozent der Banken gehen davon aus, dass die Kreditrisiken aufgrund des Strukturwandels der deutschen Wirtschaft zunehmen werden, während nur 2 Prozent der befragten Institute sinkende Kreditrisiken erwarten. 13 Prozent der Banken sind noch nicht in der Lage, eine eigene Einschätzung vorzunehmen.
Risiken der Geschäftsentwicklung
Mehr als die Hälfte der befragten Finanzinstitute bewertet vier von der BaFin fokussierte Risiken als besonders relevant:
- Ein signifikanter Zinsanstieg,
- Kreditausfälle,
- Fortgang der Korrekturen an den Immobilienmärkten,
- Cyberangriffe.
Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten sowie eine unzureichende Geldwäscheprävention sehen die befragten Finanzinstitute als eher nachgeordnete Risiken für ihr eigenes Geschäft an.
Im Vergleich zu früheren Befragungen geben inzwischen fast alle Institute an, sich mit einem Bündel an Maßnahmen auf Cyberattacken vorzubereiten. Für vier von fünf Banken steht Cybersicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste; immerhin 40 Prozent der Institute sehen sich in diesem Bereich sehr gut aufgestellt.
Ein Drittel der Bankmanager betrachtet die aktuellen regulatorischen Anforderungen als Nachteil für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, vor allem im internationalen Vergleich. Bei den gegenwärtigen regulatorischen Entwicklungen gelten insbesondere Basel III/IV, MiFID/MiCAR sowie DORA und CSRD als besonders relevant.