Die Deutsche Börse entwickelt derzeit verschiedene Blockchain-Konzepte, die zum Ziel haben, Anwendungsbereiche für die Distributed-Ledger-Technologie in der Finanzbranche zu eruieren. Zwei neue Prototypen sind kürzlich live gegangen.
Schon im letzten Jahr hat die Deutsche Börse gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank die gemeinsame Entwicklung eines funktionalen Prototyps für die Wertpapierabwicklung auf Basis der Blockchain-Technologie vorgestellt. Dieser ermöglichte technisch die Zug-um-Zug-Abwicklung von Wertpapieren gegen zentral ausgegebene digitale Werteinheiten sowie reine Werteinheiten- und Wertpapiertransfers. Zudem konnte er einfache Kapitalmaßnahmen abwickeln, zum Beispiel die Zinszahlung für Wertpapiere und die Rückzahlung bei Fälligkeit eines Wertpapieres.
Nun hat die Deutsche Börse zwei weitere Blockchain-Projekte vorgestellt.
Blockchain-Lösung für grenzüberschreitenden Transfer von Sicherheiten
Seit der Finanzkrise fordern die Aufsichtsbehörden von den Marktteilnehmern verstärkt die Bereitstellung von Sicherheiten zur Reduzierung der Risiken im Finanzsystem. Gemeinsam mit The Canadian Depository for Securities Limited (CDS), Clearstream (Luxemburg), Strate (Südafrika) und VPS (Norwegen) will die Deutsche Börse mit dem neuen Blockchain-Prototyp bestehende Hürden bei der Übertragung von Sicherheiten zwischen verschiedenen Ländern beseitigen und den Prozess schneller und effizienter gestalten. Die angestrebte „LA Ledger“-Lösung soll eine zentralisierte, schnellere und effizientere Zuteilung verteilter Wertpapierpositionen zur Besicherung finanzieller Verpflichtungen von Marktteilnehmern in verschiedenen Ländern ermöglichen. Damit wird insbesondere eine schnelle und effiziente Verfügbarkeit von Sicherheiten ermöglicht.
Blockchain-Konzept zum risikolosen Geldtransfer
Als weiterer Prototyp wurde ein Konzept für die risikolose Übertragung von Geschäftsbankgeld auf Basis von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) entwickelt. Durch die Integration der Blockchain-Technologie in die Post-Trade-Infrastruktur der Gruppe sollen Effizienzsteigerungen erzielt werden. Gleichzeitig wird untersucht, welche neuen Geschäftsmöglichkeiten sich aus dieser Technologie ergeben könnten.
Über den zentralen Kontrahenten der Gruppe Deutsche Börse, Eurex Clearing, lassen sich die in Verbindung mit dem Transfer von digitalisiertem Geschäftsbankengeld verbundenen Kreditrisiken verringern. Durch die Schnittstelle zwischen Eurex Clearing und Clearstream, dem Zentralverwahrer der Gruppe, könnte das neue Konzept außerdem dazu beitragen, Effizienzsteigerungen bei Post-Trade-Prozessen wie Abwicklungs- und Asset-Servicing-Diensten zu realisieren.
Im nächsten Schritt wird die Deutsche Börse die Meinung von Kunden, Aufsichtsbehörden und Zentralbanken zu dem neuen Konzept einholen. Ein funktionsfähiger technischer Prototyp auf Grundlage einer Blockchain des Hyperledger-Projekts befindet sich derzeit in der Entwicklung, ein Patent wurde bereits angemeldet.