Die Bundesbank kann auch „Satire“

Zur Sonderausstellung „Geld in Karikatur und Satire“

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„Über Geld spricht man nicht“ lautet eine bekannte deutsche Redewendung. Im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank ist das Gegenteil der Fall, dort wird ausdrücklich über Geld gesprochen. Eine aktuelle Sonderausstellung zeigt Geld in Karikatur und Satire.

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Wenn Banken „getragen“ werden müssen. Dem Logo nach zu urteilen handelt es sich um die ehemalige Dresdner Bank.

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Das Geldmuseum ist ein attraktiver Lern- und Erlebnisort, um sich umfassend mit dem Thema Geld auseinanderzusetzen. Dazu gehören auch die regelmäßig neu entworfenen Sonderausstellungen, die einzelne Themen der Dauerausstellung vertiefen. Mit der aktuellen Sonderausstellung „Geld in Karikatur und Satire“ will die Bundesbank über eine andere Perspektive zum Nachdenken über Geld anregen.

Satire und Karikaturen haben eine lange Tradition

Schon im alten Rom nutzten Schriftsteller Spottdichtungen, um aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft zu verarbeiten. Im 19. Jahrhundert dominierte in vielen europäischen Staaten, wie auch im deutschsprachigen Raum, die gesellschaftskritische und politische Satire. Ein Beispiel ist das im Jahr 1844 von Heinrich Heine veröffentlichte Werk „Deutschland ein Wintermärchen“, in dem er sich kritisch gegen die vorherrschende preußische Hegemonie richtet.

Cartoon: Was Darwin über Geld nicht ahnen konnte

Die Evolution des Menschen und das liebe Geld.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erhielt die Presse mehr Freiheiten und eine Vielzahl satirischer Zeitschriften verschiedener politischer Richtungen wurde gegründet. Diese waren oftmals ausführlich illustriert und ermöglichten es neben der literarischen Satire auch politische Karikaturen mit großer Reichweite zu veröffentlichen. Der gerade im 19. Jahrhundert in vielen europäischen Ländern geführte Kampf um die Pressefreiheit war auch ein Höhepunkt der politischen und gesellschaftskritischen Karikatur. Existierende Zensurmaßnahmen wurden damals durch Mehrdeutigkeit umgangen.

Kunst- und Meinungsfreiheit auch in Sachen Geld

Erfreulicherweise müssen in Deutschland heute Satire und Karikatur keinerlei Zensur aus politischen Gründen mehr fürchten, denn die Kunst- und Meinungsfreiheit gehört zu den unverzichtbaren Grundlagen unserer Demokratie. Satire und Karikatur setzen sich kritisch mit meist ernsten Themen auseinander und präsentieren diese in überzogener und überzeichneter Art und Weise.

Für mich persönlich ist es eine Kunst, schwer verständliche und komplexe Zusammenhänge rund um das Thema Geld kurz, knapp und verständlich zu illustrieren. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Karikaturen sehr gerne auch in der ökonomischen Bildung eingesetzt werden, wie etwa im schulischen Unterricht und an Hochschulen.

Karikaturen und Satire als gesellschaftliche Aufgabe

Als Teil der freien öffentlichen Meinungsbildung erfüllen Karikaturen und Satire zudem eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Aber wie weit darf Satire gehen? Satire und Karikatur als Kunstform dürfen natürlich nicht alles. Ob Kritik in Form von Satire oder Karikatur im Einzelfall berechtigt ist, hängt vor allem auch vom persönlichen Standpunkt ab. Besonders gelungen ist sie meiner Meinung nach dann, wenn sie sowohl den Betrachter schmunzeln lässt – als auch den ein oder anderen persönlich Betroffenen. Letztlich erkannte schon der römische Geschichtsschreiber und Politiker Publius Cornelius Tacitus im 1. Jahrhundert: „Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie verdient war.“

Sonderausstellung mit Medien-Mix

In der Ausstellung „Geld in Karikatur und Satire“ werden die vier Themenbereiche des Geldmuseums aufgegriffen: Bargeld, Buchgeld, Geldpolitik und Geld global. Die Auswahl der Exponate erfolgte dabei vor allem aus didaktischer Sicht. Es werden Exponate gezeigt, die für das Publikum, nur mit kurzen Erläuterungen versehen, direkt verständlich sind.

Viele Karikaturen haben oder hatten zu ihrer Entstehungszeit eine große Relevanz. Spannend ist, dass manche älteren Karikaturen – etwa zu Wechselkursen – heute wieder relevant sind. Andere Karikaturen prognostizierten Entwicklungen, die so nicht eingetreten sind. Auch wird Geld gezeigt, das in karikierender oder satirischer Absicht gestaltet oder verändert wurde.

Witz to go über Geld

Eddie fragt seinen Zellengenossen: „Warum sitzt Du?“
„Weil ich farbenblind bin“
„Das ist doch kein Verbrechen!“
„Doch, ich habe rote 100-Euro-Scheine gedruckt.“

Präsentiert wird dies alles in einem bunten Medienmix: Gedruckt im Bilderrahmen, digital auf einem Bildschirm, als Projektion auf einer Wand oder gar als Sounddusche über einer sich drehenden Sitzgelegenheit. Die Exponate regen zum Nachdenken über Geld, seine Funktionen und den Umgang damit an. Zusammen mit der Rauminszenierung ergibt sich so ein attraktives Gesamterlebnis.

Auch Zentralbanken können Satire

Die allermeisten Zentralbanker werden gemeinhin als ernste Zeitgenossen wahrgenommen. Aber schon der bekannte deutsche Dichter und Schriftsteller Christian Morgenstern erkannte: „Wer sich nicht selbst verspotten kann, der ist fürwahr kein ernster Mensch.“ Die Bundesbank kann beides: Eine satirische Ausstellung zum Thema Geld machen und dennoch ihre Aufgaben als Zentralbank sehr ernst nehmen.


Die Ausstellung „Geld in Karikatur und Satire“ ist bis 29. Oktober 2023 im Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt zu sehen. Die Ausstellung ist Sonntag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Über den Autor

Burkhard Balz

Burkhard Balz ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, zuständig für die Bereiche Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme sowie Ökonomische Bildung, Hochschule und Internationaler Zentralbankdialog. Der gelernte Bankkaufmann und Jurist war lange Zeit im Firmenkundengeschäft der Commerzbank tätig und von 2009 bis 2018 Mitglied des Europäischen Parlaments.

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