Eine aktuelle Analyse zeigt: Immer weniger Verbraucher haben immer mehr Kredite. Vor allem Kleinkredite gewinnen an Bedeutung. Neue Bezahlformen wie Buy Now Pay Later spielen dabei eine wichtige Rolle, vor allem im Online-Handel
Die Schufa untersucht seit 20 Jahren das Kreditverhalten der Menschen in Deutschland. Analysiert werden verschiedene Indikatoren zur Entwicklung der Kreditverpflichtungen, des Kreditverhaltens und des Rückzahlungsverhaltens der in Deutschland lebenden Menschen. Im Vordergrund stehen dabei Ratenkredite, die typischste Form der Konsumentenkredite. Hypothekarkredite und Leasingverträge wurden nicht einbezogen.
Deutlicher Anstieg der Ratenkreditverträge
Im Jahr 2022 stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge im Schufa-Datenbestand von 7 auf 9,1 Millionen, was einem Anstieg von 30 Prozent entspricht.
Verbraucher entscheiden sich zudem vermehrt für Kleinkredite. Mittlerweile sind 42 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite in Deutschland Kredite unter 1.000 Euro. Diese Kategorie verzeichnete im Jahr 2022 ein Wachstum von 90 Prozent, von 2 auf 3,8 Millionen. Ein Großteil dieses Wachstums sei auf die vermehrten „Buy Now Pay Later“-Angebote von Zahlungsdienstleistern im Online-Handel zurückzuführen.
Vor allem Jüngere nehmen Kleinkredite auf
Die Anzahl der zum 31. Dezember 2022 laufenden Kleinkredite unter 1.000 Euro ist vor allem in den jüngeren Altersgruppen von 20 bis 39 Jahren gestiegen. Hier lagen die Zuwächse bei über 50 Prozent. Am höchsten war der Zuwachs mit 58,5 Prozent im Alter von 20 bis 24 Jahren.
Jüngere Menschen schätzen vor allem den kreditbasierten Einkauf mit Online-Bezahldiensten im E-Commerce als äußerst unkompliziert und bequem. Sie haben die Möglichkeit, ihre Einkäufe entweder innerhalb eines festgelegten Zeitraums oder in Raten zu begleichen. Bei „Buy Now Pay Later“-Angeboten handelt es sich oft um Kleinkredite unter 200 Euro, die bisher in der Regel ohne Bonitätsprüfung vergeben wurden und insofern auch nicht im Schufa-Datenbestand erfasst wurden. Die tatsächlichen Kreditaufnahmen dürften daher deutlich höher liegen.
Neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie schränkt Buy Now Pay Later ein
Das Risiko bei „Buy Now Pay Later“-Angeboten ist indes hoch, da auch die Rückzahlung von vielen kleinen Krediten schnell zu finanzieller Überlastung führen kann. Die Nutzung von BNPL-Angeboten erfordert von Verbrauchern ein gewisses Maß an Finanzkompetenz und Zahlungsdisziplin und von den Anbietern eine verantwortungsvolle Kreditvergabe.
Die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie sieht daher zukünftig auch bei BNPL-Produkten, Nullprozentfinanzierungen und Krediten unter 200 Euro eine verpflichtende Kreditwürdigkeitsprüfung vor.
Auch mehr und höhere Kredite
Neben dem deutlichen Anstieg der Kleinkredite verzeichnete das Jahr 2022 erstmals seit zwei Jahren auch eine Zunahme bei der Zahl der neu aufgenommenen Kredite über 1.000 Euro. Diese stiegen von 5 auf 5,3 Millionen.
Während die Kreditbeträge bei Kleinkrediten gesunken sind (von 398 auf 356 Euro), zeigt sich bei den größeren Krediten von 1.000 Euro und mehr ein entgegengesetzter Trend. Die durchschnittliche Höhe der laufenden Ratenkredite ab 1.000 Euro betrug am 31. Dezember 2022 17.630 Euro, im Vergleich zu 17.086 Euro im Vorjahreszeitraum. Die größeren Kreditbeträge stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit der allgemeinen Preissteigerung.
Leichter Anstieg der Zahlungsstörungen
Trotz der Herausforderungen der vergangenen Jahre, darunter die Corona-Pandemie, der russische Angriff auf die Ukraine, Inflation und Zinserhöhungen, zeigen die Menschen in Deutschland eine sehr zuverlässige Rückzahlung ihrer Schulden. Wie bereits in den beiden Vorjahren wurden auch im Jahr 2022 97,9 Prozent der Kredite ordnungsgemäß bedient.
Es ist jedoch zu beachten, dass der Anteil der Personen mit ausschließlich sogenannten „weichen“ Negativmerkmalen leicht von 4,7 auf 4,8 Prozent angestiegen ist, ein Anstieg um 0,1 Prozentpunkt. „Weiche“ Negativmerkmale umfassen unter anderem Zahlungen, die überfällig sind, mehrfach gemahnt wurden und nicht bestritten werden. Im Gegensatz dazu sind „harte“ Negativmerkmale Informationen wie etwa laufende Verbraucherinsolvenzverfahren.
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