Deutsche bemängeln Stand der Digitalisierung

Führungskräfte und Bevölkerung sind sich einig

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Trotz der öffentlichen Diskussion, dass die Corona-Krise die Digitalisierung vorantreibe, zeigt eine aktuelle Umfrage das Gegenteil. Führungskräfte und Bevölkerung sind sich einig, dass der Stand der Digitalisierung in Deutschland immer noch kritisch ist.

Aktuelle Trends, Studien und Research zur Digitalisierung

Die Digitalisierung erfasst unseren Alltag und die gesamte Wirtschaft ist davon betroffen. Die Geschäftsmodelle ganzer Branchen werden dadurch – teilweise dramatisch – verändert. Auch Banken und Sparkassen können sich diesem Trend nicht entziehen. Studien zu den aktuellen Trends und Entwicklungen in diesem Bereich finden Sie im Bank Blog.

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Trotz der allgemeinen Meinung, dass die Corona-Pandemie die Digitalisierung beschleunigt habe, sehen Bürgerinnen und Bürger ein langsameres Tempo bei der Digitalisierung als noch im Jahr 2019. Vor zwei Jahren wurde der Fortschritt zwar schon kritisch gesehen, doch bis heute hat sich diese Entwicklung zunehmend verschlechtert.

Das aktuelle Empfinden gilt für die Wirtschaft, aber insbesondere auch im Bildungsbereich und bei den Behörden. Diese Erkenntnisse gehen aus dem Digitalreport vom IfD und des European Center for Digital Competitiveness hervor. Bei der Durchführung der Studie wurden ein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt sowie rund 500 etablierte Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik befragt.

Führungskräfte sehen behördlichen Bereich besonders kritisch

In Deutschland empfinden rund 90 Prozent der Bevölkerung digitale Technologien als wichtige Helfer in der Corona-Krise. Dabei bliebe der erhoffte Schub der Digitalisierung hierzulande allerdings aus. Noch stärker ist diese Meinung unter den Führungskräften vertreten. Hier denken über 90 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik, dass Deutschland im Hinblick auf die Digitalisierung abgehängt wurde. Zum Vorjahr ist hier eine deutliche Verschlechterung zu sehen – damals erachteten noch 89 Prozent die Situation vergleichbar kritisch. Nur 50 Prozent der Führungsspitzen sind optimistisch, dass dieser Verzug aufgeholt werden kann – im Vorjahr waren es 48 Prozent.

Kritisches Bürgerurteil zum Stand der Digitalisierung

Die Deutschen sind überwiegend kritisch, was den aktuellen Stand der Digitalisierung angeht.

Die Deutschen sind überwiegend kritisch, was den aktuellen Stand der Digitalisierung angeht. Es fällt auf, dass der Fortschritt bei der Digitalisierung insbesondere im staatlichen Bereich kritisch gesehen wird. Ganze 94 Prozent der befragten Führungskräfte sehen in Deutschland bei diesem wichtigen Thema einen erheblichen Verzug.

Bevölkerung spricht Digitalisierung hohe Bedeutung zu

Betrachtet man die Meinung der Bevölkerung zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab: Vielen ist durch die Corona-Pandemie die wesentliche Rolle von digitalen Technologien bewusst geworden. Dabei denken fast 90 Prozent der Befragten, dass die Digitalisierung während der Krise für die Aufrechterhaltung der Arbeits- und Produktionsprozesse und der Kommunikation in Wirtschaft und Gesellschaft wichtig war. Rund die Hälfte empfindet ihre Rolle in dieser Krise als sehr wichtig und weitere 37 Prozent als wichtig. Es zeigt sich außerdem, dass die jüngere und mittlere Generation die Digitalisierung in diesem Zusammenhang noch essentieller erachten als die 60-Jährigen und Älteren. Trotzdem wertschätzen von ihnen ebenfalls drei Viertel die Bedeutung der Digitalisierung in der Krise.

Mit der Corona-Pandemie wurde allerdings auch ein enormer Nachholbedarf sichtbar. Insgesamt 79 Prozent der Bürger ziehen die Bilanz, dass die Schulen nicht genügend für digitale Unterrichtsformate ausgestattet sind. Außerdem sieht die Hälfte Nachholbedarf in der Verwaltung und bei den Behörden sowie 44 Prozent im Gesundheitsbereich. Berücksichtigt man die Ergebnisse der befragten Führungskräfte, zeigt sich ein noch kritischeres Bild. Insgesamt 91 Prozent von ihnen finden, dass mit der Krise vor allem im Bildungssektor Defizite sichtbar wurden. 88 Prozent der Führungskräfte empfinden so im Hinblick auf Ämter und Behörden, 65 Prozent ebenfalls im Gesundheitssektor.

In drei Schritten Digitalisierung in Deutschland schaffen

Damit der Wohlstand in Deutschland gesichert werden könne, müsse der Strukturwandel endlich entschieden angegangen werden – sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Wirtschaft. Dafür sei dringend ein Zukunftsplan für die Digitalisierung notwendig. Dafür seien konkret folgende drei Schritte notwendig:

  1. Massive Investitionen in digitale Bildung und Unternehmertum, um neue Chancen für die junge Generation zu schaffen.
  2. Neue Zukunftstechnologien und einen Mittelstand 4.0 mittels exponentieller Transformation der Wirtschaft.
  3. Der Staat selbst als digitaler Vorreiter.

Auch auf europäischer Ebene sei es notwendig Wettbewerbspolitik globaler zu denken. Das bedeutet, dass der Vergleichsrahmen für Entscheidungen der globale Markt werden müsse und nicht auf europäischer Ebene stattfinden darf. Andernfalls könnte die Entstehung von wettbewerbsfähigen Plattformen in Europa schwerfällig werden.

Deutschen fehlt Einsatz von der Politik

Die Studie macht deutlich, dass mit 59 Prozent eine Mehrheit der Bevölkerung bei keinem Politiker den Eindruck hat, dass er oder sie sich eindrücklich für die Digitalisierung einsetzt und diese fördert. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund erschreckend, dass die Digitalisierung selbst in keiner politischen Grundsatzrede fehlt. Wie im Jahr 2019, spricht die große Mehrheit allen Parteien die Kompetenz zur Digitalisierung ab – oder hat bisher kein eindeutiges Bild von deren Konzepten.

Auch hat unverändert keiner der für das Thema Digitalisierung zuständigen Minister aus Sicht der Bevölkerung ein wirklich ausgeprägtes digitales Kompetenzprofil. Bis auf Verkehrsminister Andreas Scheuer, ergibt sich allerdings für alle ein etwas besseres Ergebnis als im Vorjahr.

Für die Bundesregierung als Ganzes ergibt sich das gleiche Bild: Im Vergleichsjahr 2019 waren lediglich 7 Prozent von ihrem Konzept überzeugt – heute sind es 15 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Schlussendlich sehen 83 Prozent der befragten Führungskräfte aber nach wie vor kein überzeugendes Konzept der Regierung für den digitalen Wandel.

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Über den Autor

Sophie Conrad

Sophie Conrad ist freie Mitarbeiterin des Bank Blogs. Als Studentin der Medienwissenschaft und Politik, Wirtschaft, Gesellschaft war sie bei dem Westdeutschen Rundfunk in Dortmund tätig und schreibt nun als freiberufliche Autorin, unter anderem für die Dortmunder und Castroper Ruhr Nachrichten.

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