Deutsche Unternehmen sehen EU AI Act kritisch

Unzureichende Auseinandersetzung und Vorbereitung

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Der EU-AI-Act ist seit August offiziell in Kraft und muss nun in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen noch nicht ausreichend auf die neue KI-Regulierung vorbereitet sind und ihr mit Skepsis begegnen.

Der EU AI Act könnte Innovation und Wachstum gefährden

Viele Unternehmen sehen im EU AI Act die Gefahr einer Gefährdung von Innovation und Wachstum in Europa.

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Mit der Ratifizierung des EU AI Acts hat sich die Situation für europäische Unternehmen grundlegend verändert: Die regulatorischen Vorgaben sind für alle EU-Länder verbindlich und müssen in der Regel innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt werden. Weder europäische Unternehmen noch Anbieter außerhalb der EU können mit einem Aufschub der Anforderungen oder einer Strafmilderung bei Verstößen rechnen, sobald ihre KI-Anwendungen im EU-Raum eingesetzt werden.

Ziele des EU AI Acts

Der EU AI Act zielt darauf ab, ein einheitliches rechtliches Rahmenwerk für Künstliche Intelligenz in Europa zu schaffen, um Innovation zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit und Grundrechte der Bürger zu schützen. Er definiert verschiedene Risikokategorien für KI-Anwendungen und legt spezifische Anforderungen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Verantwortlichkeit fest, insbesondere für Hochrisikoanwendungen.

Durch diese Regulierung soll das Vertrauen in KI-Systeme gestärkt und ein sicherer und ethischer Einsatz von Künstlicher Intelligenz gewährleistet werden.

Verunsicherung bei Unternehmen

Der EU AI Act hat, wie kaum eine andere Regulierung zuvor, den Einzug in die deutschen Vorstandsetagen gehalten. Insbesondere in stark regulierten Branchen wie dem Finanz- und Gesundheitssektor sind deutsche Unternehmen daran gewöhnt, dass Regulierungen in ihre Compliance-Prozesse und -systeme integriert werden und somit einen festen Bestandteil ihrer Rahmenbedingungen für Innovationen darstellen.

Allerdings sehen die Unternehmen den EU AI Act eher kritisch, wie eine aktuelle Befragung von Deloitte zeigt. Viele Unternehmen sind demnach unsicher über die konkreten Auswirkungen und haben keine klare Vorstellung davon, wie sie mit den neuen Vorgaben umgehen sollen.

Wenig Vorbereitung auf den EU AI Act

Nur 26 Prozent der Unternehmen haben sich bereits intensiv mit der neuen Gesetzeslage auseinander gesetzt. 20 Prozent haben sich wenig und 29 Prozent überhaupt noch nicht mit der Vorbereitung oder Umsetzung befasst.

Trotzdem fühlen sich 36 Prozent der Befragten gut auf die Umsetzung des AI Acts vorbereitet, während 19 Prozent angeben, eher schlecht vorbereitet zu sein.

Folgen des EU AI Acts

52 Prozent der Unternehmen befürchten, dass die Regulierung ihre Innovationsmöglichkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz einschränkt. Nur 19 Prozent sind der Meinung, dass die Verordnung positive Auswirkungen auf ihre Innovationschancen haben wird.

Zudem sehen 47 Prozent den AI Act eher als Hindernis für die Entwicklung und Einführung KI-basierter Anwendungen in Unternehmen, während lediglich 24 Prozent überzeugt sind, dass die neue Regulierung dabei unterstützend wirkt.

39 Prozent der Befragten versprechen sich vom EU AI Act mehr Rechtssicherheit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, rund 35 Prozent verneinen dies. Ein Viertel sieht keinen großen Unterschied.

Ein ähnliches uneinheitliches Bild zeigt sich bei der Frage, ob der AI Act das Vertrauen in Künstliche Intelligenz stärken oder schwächen wird. 35 Prozent der Befragten glauben an einen positiven Einfluss, während 31 Prozent dies nicht erkennen können.

Unternehmen drohen harte Strafen

Die Umsetzung der Anforderungen des EU AI Acts wird je nach Umfang der KI-Nutzung in einem Unternehmen erhebliche Anstrengungen erfordern – vor allem, weil viele Organisationen nicht genau wissen, wie viel KI sie tatsächlich verwenden. Nach Ansicht der Studienautoren könnte sich eine ähnliche Situation wie bei der Umsetzung der DSGVO ergeben, als die Unternehmen im Mai 2018 vor einer enormen Herausforderung standen, weil sie die zweijährige Übergangsfrist kaum genutzt hatten.

Es bleibt fraglich, ob die Aufsichtsbehörden ähnliche Versäumnisse der Unternehmen beim EU AI Act angesichts der rasanten Entwicklung der KI-Technologien tolerieren werden. Die drohenden Bußgelder sind erheblich: Verstöße gegen den EU AI Act werden mit hohen Geldstrafen belegt, und der Einsatz von KI in diesen Unternehmen verzögert sich, was erhebliche negative Folgen für die Geschäftsentwicklung nach sich ziehen kann.

Die Studie „Umfrage AI Act 2024“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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