Derzeit liegt der Schwerpunkt der Investitionen deutscher Unternehmen im Inland. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die Unternehmen planen, in Zukunft mehr Geld im Ausland und weniger in Deutschland zu investieren.
Die wirtschaftliche Stagnation, die geringe Nachfrage und hohe Kosten in Deutschland veranlassen Unternehmen, verstärkt im Ausland zu investieren. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt dies deutlich: Derzeit setzen 82 Prozent der befragten Unternehmen ihren Investitionsschwerpunkt auf Deutschland. In fünf Jahren wird das jedoch nur noch für 63 Prozent gelten.
Von der Neuausrichtung der Investitionen profitieren vor allem Europa (ohne Deutschland) und Nordamerika, aber auch Indien und Südostasien. China hingegen verliert als Investitionsziel an Bedeutung und sinkt um 4 Prozentpunkte auf 9 Prozent.
Besonders das verarbeitende Gewerbe und exportorientierte Unternehmen richten ihren Blick ins Ausland. Aktuell sehen noch 74 Prozent der Befragten aus den Kernbranchen Automobil, Chemie und Maschinenbau Deutschland als ein wichtiges Investitionsziel.
Gründe für die Verlagerung
Ein besserer Marktzugang und günstigere Produktionskosten veranlassen Unternehmen zunehmend zu Investitionen im Ausland. So erwarten 40 Prozent der Unternehmen, durch erhöhte Auslandsinvestitionen den Zugang zu internationalen Absatzmärkten zu verbessern. Kosteneinsparungen in der Produktion sind für 34 Prozent der Befragten ein wichtiger Grund für Investitionen – in der Automobilindustrie trifft dies sogar auf 54 Prozent zu. Ein verbesserter Zugang zu Rohstoffen und Energie ist für 27 Prozent der Befragten aus dem Maschinenbau relevant, während dies im Branchendurchschnitt nur 7 Prozent als Argument nennen.
31 Prozent der Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche investieren im Ausland, um strategische Partnerschaften aufzubauen. 38 Prozent streben außerdem eine stärkere Risikostreuung an – eine Antwort auf die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen.
Risiken für Investitionen
Zu den größten Risiken für Investitionen zählen Regulierungen und Handelsbarrieren. Für 41 Prozent der Befragten stellen regulatorische und Compliance-Risiken das größte Hindernis dar, gefolgt von Handelsbarrieren, die 37 Prozent als Herausforderung bewerten. Insbesondere für das exportorientierte verarbeitende Gewerbe spielen Handelsbarrieren mit 46 Prozent eine bedeutende Rolle. Außerdem sehen 42 Prozent der Befragten aus Großunternehmen ein erhebliches Risiko in einer möglichen politisch motivierten Benachteiligung gegenüber lokalen Konkurrenten.
Was in Deutschland bleibt
51 Prozent der Befragten möchten Forschung und Entwicklung, 62 Prozent IT und Cloud-Services weiterhin in Deutschland belassen. Besonders Dienstleistungsunternehmen, insbesondere Banken und Versicherungen (67 bzw. 81 Prozent), setzen aus Datenschutzgründen eher auf regionale IT-Investitionen.
Im Gegensatz dazu planen 39 Prozent der Teilnehmenden branchenübergreifend, Produktionserweiterungen ins Ausland zu verlagern. Im verarbeitenden Gewerbe sind sogar 58 Prozent dafür offen.
Herausforderungen für den Standort Deutschland
Deutschland steht vor der Aufgabe, seinen Standort neu zu positionieren. Die zunehmende Verlagerung von Investitionen ins Ausland verdeutlicht die strukturellen Probleme, denen deutsche Unternehmen aktuell gegenüberstehen.
Zwar können Investitionen in neue oder erweiterte Märkte positive Effekte haben, und es ist ein gutes Zeichen, dass wertschöpfende Aktivitäten wie Forschung weiterhin überwiegend in Deutschland verbleiben sollen. Doch der generelle Trend zur Verlagerung zeigt, dass die anhaltende wirtschaftliche Schwäche, geringe Nachfrage und steigende Produktionskosten vermehrt Investitionen ins Ausland lenken. Besonders die Kernindustrien Automobil, Maschinenbau und Chemie sind betroffen. Langfristig stellt die Abwanderung von Investitionen in diesen Sektoren Deutschland vor erhebliche Herausforderungen hinsichtlich Wachstum und Produktivität.
Die Studie „Investitionen in Deutschland im Wandel – Produktion wandert ab“ können Sie hier direkt herunterladen.
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