Deutsche Unternehmen nutzen ihre Daten nicht

Kaum datengetriebene Geschäftsmodelle

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Daten gewinnen zunehmend an Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Studie zeigt jedoch, dass die große Mehrheit der deutschen Unternehmen diese Ressource nach wie vor ungenutzt lässt und sich mit datengetriebenen Geschäftsmodellen schwer tut.

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Ob für das Training von KI-Modellen, die smarte Nutzung erneuerbarer Energien oder zur Personalisierung im Marketing: Daten werden immer wichtiger. Ihre Nutzung ist mitentscheidend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz entfalten erst dann Wirkung, wenn sie die nötigen Daten verwenden können.

Potential von Daten wird unzureichend genutzt

Eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass deutsche Unternehmen das Potential ihrer Daten nur unzureichend nutzen. Nur 6 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, das volle Potenzial ihrer verfügbaren Daten auszuschöpfen. 31 Prozent nutzen die Daten weitgehend, 42 Prozent eher geringfügig, und 18 Prozent sind der Meinung, dass sie das Potenzial ihrer Daten überhaupt nicht nutzen.

Zugleich sagen allerdings nur 29 Prozent, dass sie daran konkret etwas ändern wollen. Für 27 Prozent sind Daten kein Thema und 41 Prozent befinden sich hinsichtlich einer effizienten Nutzung ihrer Daten noch in der Planungsphase.

Deutsche Unternehmen nutzen ihre Daten kaum

Deutsche Unternehmen nutzen ihre Daten kaum und sind sich dessen auch bewusst.

Fehlanzeige bei datengetriebenen Geschäftsmodellen

Nur 7 Prozent der deutschen Unternehmen betrachten sich als Vorreiter in datengetriebenen Geschäftsmodellen. 2023 lag der Wert noch bei 9 Prozent. 26 Prozent (2023: 23 Prozent) sehen sich im Mittelfeld, 32 Prozent (2023: 31 Prozent) zählen sich zu den Nachzüglern, und 19 Prozent (2023: 21 Prozent) glauben, den Anschluss verloren zu haben. 15 Prozent haben sich mit diesem Thema noch gar nicht auseinandergesetzt.

Derzeit tragen datengetriebene Geschäftsmodelle nur in 2 Prozent der Unternehmen ausschließlich und in 5 Prozent sehr stark zum Geschäftserfolg bei. In den nächsten zwei Jahren möchten 7 Prozent bzw. 15 Prozent diesen Status erreichen. Der Anteil der Unternehmen, bei denen datengetriebene Geschäftsmodelle stark zum Erfolg beitragen, soll von 22 auf 31 Prozent steigen.

Umgekehrt gehen nur 15 Prozent davon aus, dass sie auch 2026 kein datengetriebenes Geschäftsmodell haben werden, im Vergleich zu derzeit 24 Prozent. Jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent, aktuell: 19 Prozent) wird auch in zwei Jahren nur sehr geringe, und 21 Prozent eher geringe Anteile verbuchen (aktuell: 30 Prozent).

Grundlage einer erfolgreichen Datenökonomie

Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg einer Datenökonomie ist das Teilen von Daten mit anderen Unternehmen. Während die Nachfrage nach Daten steigt, bleibt jedoch das Angebot weitgehend unverändert. Der Anteil der Unternehmen, die Daten von anderen als Empfänger nutzen, ist von 22 Prozent im Jahr 2022 über 30 Prozent im Jahr 2023 auf nun 36 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Im Gegensatz dazu stagniert der Anteil der Unternehmen, die als Daten-Anbieter auftreten, bei 17 Prozent und war 2023 im Vergleich zu 2022 sogar um 4 Prozentpunkte rückläufig.

Gründe für das fehlende Angebot von Daten

Fragt man die Unternehmen, die bisher keine Daten anbieten, nach den Gründen, so wird am häufigsten der Datenschutz genannt (58 Prozent), der einen Austausch nicht erlaubt. 44 Prozent sind unsicher, ob das Teilen rechtlich möglich ist, und verzichten deshalb ganz darauf. 41 Prozent befürchten, dass Daten gegen ihren Willen genutzt werden könnten. 33 Prozent beklagen eine fehlende Kompatibilität der Daten.

21 Prozent sorgen sich, versehentlich Geschäftsgeheimnisse weiterzugeben und 18 Prozent möchten ihre Wettbewerber nicht stärken. 16 Prozent haben Angst, dass feindliche Staaten die Daten nutzen könnten, 15 Prozent kennen keine passenden Partner zum Datenaustausch, für 14 Prozent ist es nicht wirtschaftlich attraktiv und 11 Prozent haben Schwierigkeiten bei der Einigung mit potenziellen Partnern.

Motivation zum Angebot von Daten

Unternehmen, die als Daten-Anbieter agieren, haben vielfältige Motive. Der Hauptgrund für das Teilen von Daten ist jedoch der eigene Nutzen: 52 Prozent der Unternehmen tun dies, um davon zu profitieren. 47 Prozent geben an, auf diese Weise selbst Daten von anderen zu erhalten. 37 Prozent können dadurch neue Kunden gewinnen und 34 Prozent generieren Umsätze mit ihrem Datenangebot. 30 Prozent sind zur Datenbereitstellung verpflichtet. 13 Prozent senken durch die Datenbereitstellung ihre Kosten.

65 Prozent der Unternehmen, die sowohl Daten anbieten als auch empfangen, berichten, dass dies sehr stark zu ihrem Geschäftserfolg beiträgt, bei weiteren 21 Prozent ist dies eher stark der Fall. Bei den Unternehmen, die ausschließlich Daten anbieten, liegen die Anteile bei 11 bzw. 42 Prozent, und bei denen, die nur Daten empfangen, bei 34 bzw. 1 Prozent.

Datenräume für mehr Datenaustausch

Datenräume könnten in den kommenden Jahren für die deutsche Wirtschaft erheblich an Bedeutung gewinnen. Derzeit nutzen 11 Prozent der Unternehmen Datenräume, 17 Prozent planen deren Einsatz und weitere 17 Prozent diskutieren darüber. 39 Prozent der Unternehmen geben an, dass Datenräume für sie kein Thema sind, und 13 Prozent haben noch nie davon gehört.

Die Unternehmen, die Datenräume nutzen oder dies planen, berichten überwiegend, dass sie dadurch eine verbesserte Steuerung ihrer Lieferketten erreichen können (87 Prozent, im Vergleich zu 78 Prozent vor zwei Jahren). 67 Prozent erfüllen mit Datenräumen ihre Transparenzpflichten, was vor zwei Jahren nur 32 Prozent taten.

Weitere Anwendungsfälle sind eine höhere Leistung der eigenen Produkte oder Dienstleistungen (54 Prozent, 2022: 67 Prozent), die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen (47 Prozent, unverändert seit 2022) sowie die Optimierung des Herstellungsprozesses (36 Prozent, 2022: 19 Prozent). Zudem sehen 16 Prozent der Unternehmen in Datenräumen eine Chance für das Training von KI-Modellen.

Die Wirtschaft ist in dieser Frage allerdings  noch gespalten. 49 Prozent der Unternehmen glauben, dass Datenräume den Einsatz von Künstlicher Intelligenz fördern werden. Für 50 Prozent sind Datenräume als Ergänzung zu anderen Datenaustauschmöglichkeiten interessant, und 39 Prozent sehen darin neue Geschäftsmöglichkeiten.

Allerdings halten 32 Prozent der Unternehmen Datenräume für irrelevant für ihr Geschäftsmodell, 22 Prozent sehen sie sogar als Bedrohung. Zudem empfinden 42 Prozent Datenräume als zu kompliziert für den Einsatz in ihren Unternehmen.

Fehleinschätzungen zum EU Data Act

Der EU Data Act wird erhebliche Auswirkungen auf den Umgang mit Daten in Deutschland und Europa haben. Bisher haben sich jedoch nur 7 Prozent der Unternehmen intensiv mit den Chancen und Risiken des Data Act beschäftigt, während 14 Prozent gerade dabei sind. 28 Prozent haben sich bisher noch nicht mit dem Data Act auseinandergesetzt, planen jedoch, dies zu tun. 46 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sehen den Data Act nicht als relevant für sie an.

Viele Unternehmen fühlen sich bereits heute durch Gesetze und Vorschriften im Umgang mit Daten behindert. 44 Prozent mussten häufig oder mehrfach Innovationspläne aufgrund rechtlicher Vorgaben oder Unsicherheiten stoppen. Bei weiteren 17 Prozent war dies zumindest einmal der Fall.

Dementsprechend wünschen sich 51 Prozent der Unternehmen weniger strenge Regeln für die Datennutzung. 62 Prozent stimmen der Aussage zu, dass durch strikte Regulierungen innovative datengetriebene Geschäftsmodelle aus Deutschland verdrängt werden könnten. Etwa die Hälfte der Unternehmen ist überzeugt, dass Deutschland durch strengere Regeln zur Datennutzung wirtschaftliche Chancen verschenkt (53 Prozent) und Möglichkeiten für die Menschen verpasst (49 Prozent).

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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